Millionen schauen auf die SG Schneifel
Fußball-Rheinlandpokal: Welche Chance der Außenseiter im Finale gegen den Favoriten TuS Koblenz sieht, und wie Trainer Stephan Simon seine Mannschaft auf das große Spiel eingestellt hat.
Die Niederlagenserie gegen Ende der über weite Strecken so erfolgreich verlaufenen Saison in der Fußball-Rheinlandliga ist abgehakt. Bereits seit rund 14 Tagen liege der „Fokus voll auf dem Pokal“, sagt Stephan Simon. Der 32-Jährige und die von ihm gecoachte Sportgemeinschaft (SG) Schneifel konnten sich so ohne Stress auf das Endspiel gegen die TuS Koblenz vorbereiten. Am Samstag, 13.45 Uhr, ist es soweit: Vor wohl über 3000 Zuschauern im Koblenzer Stadion Oberwerth und einem Millionenpublikum, das virtuell im Rahmen des bundesweiten, von der ARD ausgestrahlten Finaltags der Amateure dabei ist, greifen die Kicker aus Stadtkyll, Auw, Ormont und Hallschlag nach den Sternen.
Bis auf den weiter an den Folgen eines Mittelfußbruches laborierenden Kapitän Jonas Weberskirch sei alles fit, berichtet Simon zufrieden. Auch Mittelfeldspieler Philipp Bauer habe seine Schambeinprobleme überwunden und soll pünktlich zum Finale um den Bitburger-Rheinlandpokal wieder fit sein. Jeder habe sich in den zurückliegenden Trainingseinheiten noch mal beweisen und für einen Startplatz am Samstag bewerben wollen. Offen ließ Simon am Donnerstag noch, wer zwischen den Pfosten steht: Er hat die Wahl zwischen Dennis Koziol und Niko Lautwein. In keinem Fall werde er selbst noch mal ins Tor gehen, betont der SG-Coach, der in der Schlussphase der Saison ein überraschendes Comeback feierte, um das Team mehr von hinten heraus steuern zu können.
Von allzu großer Nervosität habe er bislang nichts gespürt – „und wenn dem einen oder anderen in Koblenz ein wenig zittrig wird, können ihm Philipp Bauer und Khaen Fuchs ja ein paar Tipps geben“, so Simon. Ausgerechnet die beiden erst 20-Jährigen haben schon mal vor einer vergleichbaren Kulisse gespielt, als sie vergangene Saison in der A-Jugend-Bundesliga mit Eintracht Trier auf den Nachwuchs des Bayern München (Endstand: 1:4) trafen, und 2500 Besucher im Moselstadion live dabei waren.
Ähnlich wie seinerzeit in jenem U19-Duell sind auch diesmal die Rollen klar verteilt. Allenfalls Außenseiterchancen werden den Schneifelern gegen den noch dazu gastgebenden Regionalligaabsteiger eingeräumt. Auf „25:75“beziffert Simon die Wahrscheinlichkeit, der TuS ein Bein stellen und damit den Cup mit nach Hause nehmen zu können – was wiederum gleichbedeutend mit der ersten DFB-Pokal-Qualifikation eines Eifeler Vertreters seit 1988 (der FC Bitburg unterlag in einem damals noch möglichen Amateurduell dem SV Saar 05 Saarbrücken mit 1:3) wäre.
Intensiv hat der SG-Coach das Team seines Kollegen Michael Stahl studiert, konzentrierte sich dabei weniger auf die Partien in der zurückliegenden Regionalligasaison, sondern mehr auf den Auftritt beim 3:0 im Halbfinale beim FSV Salmrohr, der eher der Qualität seiner Mannschaft entspricht. Etwas höher als der Ligakonkurrent seinerzeit wolle man stehen und durchaus mutig sein. Von sturer Defensivtaktik hält Simon nichts.
„Körperlich sind sie richtig gut. Aber auch wir haben hier unsere Stärken. Die Frage ist halt, wie lange wir kräftemäßig und von der Handlungsschnelligkeit her mithalten können.“Prägnante Spielszenen fasste er in kleinen Videos zusammen und schickte sie seinen Spielern per Whatsapp. Gewissenhaft gehen Simon und die SG-Verantwortlichen auch den Spieltag selbst an. Losgelöst vom großen Fan-Tross mit alleine wohl sieben Bussen geht es schon um 10 Uhr von Stadtkyll aus Richtung Koblenz los. Nach einer kleinen Pause zwischendurch will man spätestens um 12 Uhr das Stadion Oberwerth erreicht haben.
Um 13.45 Uhr wird der Westerwälder Schiri Julian Jung (unter anderem assistiert vom Welschbilliger Arndt Collmann) die Partie anpfeifen. Unabhängig davon, ob der große Wurf gelingt, soll anschließend im Stadtkyller Landhotel Eifelblick kräftig gefeiert werden – gemeinsam mit den Fans, die „großen Anteil daran haben, dass wir überhaupt soweit gekommen sind“, wie Simon anmerkt.