Zverev erwischt das schwerstmögliche Los
Knaller-Paarung in der ersten Runde der am Sonntag beginnenden French Open in Paris: Deutsche Nummer eins muss gegen Nadal ran.
(sid) Die 123. French Open in Paris, auch bekannt als Roland Garros, stehen an. Es ist das zweite Grand-Slam-Turnier des Jahres, das einzige auf Sand und die Chance auf insgesamt 53,5 Millionen Euro Preisgeld, knapp acht Prozent mehr als im Vorjahr. Mehr als 200 Spielerinnen und Spieler kämpfen von Sonntag bis 9. Juni in Frankreichs Hauptstadt um die Krone – unter ihnen Vorjahressiegerin Iga Swiatek aus Polen und der serbische Titelverteidiger Novak Djokovic. Wir beantworten im Vorfeld des Turniers die wichtigsten Fragen.
Warum wird es in diesem Jahr so besonders in Paris?
Weil der Sandplatzkönig sein Reich verlässt. Rafael Nadal spielt ein letztes Mal bei dem Turnier, das er wie kein anderer Spieler geprägt hat. Unfassbare 14 Titel gewann Nadal in Paris, im Idealfall soll nun ein 15. her. Und in der ersten Runde wartet ein dicker Brocken: Alexander Zverev, frisch gekrönter Champion des ATP-Masters von Rom. Die Auslosung am Donnerstag bescherte den Tennisfans einen Blockbuster. Doch hinter Nadals Fitness steht nach üblen Monaten voller Verletzungsprobleme ein dickes Fragezeichen. Nach der Saison 2024 soll endgültig Schluss sein. Nadal kehrt nach den French Open vermutlich nur noch einmal nach Roland Garros zurück. In einem anderen Setting: zu den Tennis-Wettbewerben der Olympischen Spiele im Sommer.
Wer gewinnt das spektakuläre Erstrundenduell, und gegen wen spielen die anderen Deutschen?
In diesem Duell ist Zverev der Favorit,
auch wenn es sich „komisch anfühlt“, wie Bundestrainer Michael Kohlmann sagte. Nadal hat in Roland Garros eine Bilanz von 112 Siegen bei nur drei (!) Niederlagen. Doch der Olympiasieger aus Hamburg ist selbstbewusst und stark wie lange nicht mehr, überzeugte in Rom mit dominantem Aufschlagsspiel. Zverev (27/Hamburg) ist die Nummer vier der Setzliste, Nadal (37) gehört nach zahlreichen Verletzungen
nicht zu den Gesetzten. Zuletzt hatten sich beide vor zwei Jahren im Halbfinale gegenübergestanden, damals verletzte sich Zverev schwer am Knöchel und musste aufgeben. Nadal holte anschließend den Titel. Bei einem Sieg gegen Nadal hätte Zverev alles andere als einen leichten Weg ins Finale: Im Weg stünden ihm womöglich Holger Rune (Dänemark/Nr. 13) im Achtelfinale, Daniil Medwedew (Nr. 2) im
Viertelfinale und Titelverteidiger Djokovic (Serbien/Nr. 1) im Halbfinale. Medwedew trifft zum Auftakt auf Dominik Koepfer (Furtwangen) und wäre im Achtelfinale ein möglicher Gegner von Jan-Lennard Struff ( Warstein). Angelique Kerber (Kiel) bekommt es zum Auftakt mit der Niederländerin Arantxa Rus zu tun. Laura Siegemund (Metzingen) trifft auf die ehemalige Australian-OpenSiegerin Sofia Kenin (USA).
Wie sind die Favoriten in Form?
Zverevs Konkurrenz in der absoluten Weltspitze gibt Rätsel auf. Grand-Slam-Rekordsieger Djokovic präsentierte sich in Rom in desolater Verfassung. Wimbledonsieger Carlos Alcaraz sowie Australian-OpenGewinner Jannik Sinner hatten mit Verletzungen zu kämpfen. Auf eine Überraschung hoffen Madrid-Sieger Andrej Rublew, Casper Ruud, der in Barcelona gewann, und Monte
Carlo-Sieger Stefanos Tsitsipas. Auch die deutsche Nummer zwei Jan-Lennard Struff will als einer der höchst gehandelten ungesetzten Spieler lange mitmischen.
Und bei den Frauen?
Da führt wohl kein Weg an der Polin Iga Swiatek vorbei. Die überragende Spielerin der bisherigen Sandplatzsaison – sie gewann die Masters-Turniere in Madrid und Rom – peilt im Alter von 22 Jahren bereits ihren vierten Titel in Roland Garros an. Vieles spricht dafür, dass sich die Weltranglisten-Zweite Aryna Sabalenka auch dieses Mal die Zähne ausbeißt. Ebenso weitere Anwärterinnen wie Coco Gauff oder Jelena Rybakina.
Was macht Angelique Kerber?
Die dreimalige Grand-Slam-Siegerin zeigte sich auf dem ungeliebten Sandplatz zuletzt in überraschend guter Form – dennoch fehlt Kerber knapp ein halbes Jahr nach ihrem Comeback nach Babypause wohl noch die Qualität. Dass die 36-Jährige ihr bestes Paris-Ergebnis ( Viertelfinale 2012 und 2018) toppen kann, scheint unrealistisch. Auch die anderen Deutschen um die Weltranglisten-64. Tatjana Maria werden es in den ersten Runden schwer haben.
Wer überträgt?
Eurosport berichtet gewohnt umfangreich aus Paris. Der TV-Sender zeigt das Highlight der Sandplatzsaison sowohl im linearen Fernsehen als auch auf verschiedenen Web-Kanälen und setzt dabei auf ein prominentes Expertenteam um Ex-Wimbledonsieger Boris Becker, Ex-Bundestrainerin Barbara Rittner und Ex-Profi Mischa Zverev.