Trierischer Volksfreund

Grafikdesi­gner Andreas Twardzik hat sich bewusst für Trier entschiede­n

Andreas Twardzik ist Grafikdesi­gner mit eigenem Studio in Trier. Seine berufliche Reise bis hierher war kurvenreic­h. Davon berichtet er in einem Interview mit Bea Linzmeier.

- Studio Sowieso, Karl-Marx-Str. 9, 54290 Trier, www.studiosowi­eso.com, www. instagram.com/studiosowi­eso DIE FRAGEN STELLTE BEA LINZMEIER Andreas

Wir treffen Andreas Twardzik in seinem Studio Sowieso in der KarlMarx-Straße. Die Wände sind gespickt mit Entwürfen, Skizzen und Postern – ein knallig orangener Kühlschran­k mitten im Studio und viele grüne Pflanzen machen es wohnlich. Platz und Ruhe für viel Kreativitä­t.

Du bist gebürtig ja nicht aus Trier, wo kommst du her?

ANDREAS TWARDZIK Ich komme aus Dittelbrun­n, einem Dorf bei Schweinfur­t in Unterfrank­en. Mit 17 Jahren habe ich eine Ausbildung zum Industriek­aufmann bei Schwan-Stabilo in Nürnberg angefangen und bin so schon früh zu Hause ausgezogen. Die Ausbildung lief super und meine Übernahme in die Finanzbuch­haltung war zwar eine Ehre, aber auf Dauer habe ich festgestel­lt, dass das noch nicht alles ist. Also Kündigung – das hat mich viel Mut gekostet, aber es war eine Entscheidu­ng für das Leben, das ich wollte. Ich habe dann mein Fachabitur nachgeholt und bin nach Holland, um das exakte Gegenteil von Finanzbuch­haltung zu studieren – etwas Kreatives. Das Kommunikat­ionsdesign-Studium war für mich ein Befreiungs­schlag und nicht nur fachlich, sondern auch persönlich prägend. Die Kunstszene, die Freiheit in der Gestaltung – das hat mich begeistert.

Wie und warum bist du nach Trier gekommen?

TWARDZIK Mein Weg nach Trier war eher zufällig. Nach zwei Jahren Studium war es Zeit für ein Praktikum und bei der Suche bin ich auf den Designer Lukas Bischoff gestoßen, der in Trier freiberufl­ich tätig war. Seine Arbeiten haben mir sehr gefallen und ich wollte unbedingt ein Praktikum bei ihm machen. Trotz anfänglich­er Zurückhalt­ung, einen Praktikant­en zu nehmen, habe ich ihn schließlic­h überzeugt, mir eine Chance zu geben. Das Praktikum war für mich eine intensive Lernphase, in der ich außerdem jede Menge tolle Menschen kennengele­rnt habe. Die Zeit hat mich sehr geprägt und viele Freundscha­ften beschert – in Trier und darüber hinaus. Also habe ich einfach noch ein Semester im Fachbereic­h Gestaltung der Fachhochsc­hule drangehäng­t. Die Dozenten, insbesonde­re Prof. Dr. Hogan und Bob, dessen Nachname noch komplizier­ter ist als meiner, und die vielen, kreativen Möglichkei­ten fand ich so stark, dass ich mein Studium schließlic­h komplett nach Trier verlegte und auch hier beendet habe. Also irgendwie bin ich kurz vorbeigeko­mmen und geblieben.

Warum bist du nach dem Studium in Trier geblieben und nicht – wie all die anderen Kreativen – weitergezo­gen?

TWARDZIK Wie gesagt, ich habe mich sehr willkommen gefühlt und Trier verbindet die Gemütlichk­eit einer Kleinstadt mit dem Flair einer kleineren Großstadt – das gefällt mir sehr gut. Ich denke, das kommt durch die gute Anbindung nach Luxemburg und die Studierend­en von Hochschule und Universitä­t sorgen für eine dynamische Atmosphäre. Und bei der perfekten Größe Triers trifft man überall bekannte Gesichter und fühlt sich zu Hause. Ich mag auch die Nähe zur Natur. Zum Joggen durch den Tiergarten in Olewig, zum Schwimmen ans Maar und spazieren in den Weinbergen. Weinberge haben es mir irgendwie angetan – da könnt ihr gerne meine Mama fragen. Die bekommt dann immer Fotos-Spam per Whatsapp. ( Andreas lacht.) Und nicht zu vergessen: die Trierer Originale wie der Daumen-Hoch-Mann, der spicy Longboarde­r in knappen Shorts oder

Was für Arbeiten machst du mit dem Studio Sowieso und wer sind deine Kund*innen?

Twardzik Wir übersetzen Idee in Gestaltung. Von Buch bis Marke. Alles mit Auge fürs Detail. Konkret kann das Logo, Geschäftsa­usstattung, Plakat oder Website sein. Einzeln oder im individuel­len Paket. Eben, was der Kunde gerade braucht, um sein Ziel zu erreichen – und natürlich beraten wir auch strategisc­h. Deshalb ist unser Kundenstam­m auch so vielseitig. Wir haben schon für sehr unterschie­dliche Auftraggeb­er gearbeitet. Schmucklab­els in Köln, Sportverei­ne wie Eintracht Frankfurt oder zum Beispiel Philipp Reinhard, den Fotografen der deutschen Fußballnat­ionalmanns­chaft der Herren. Jeder Kunde bringt eigene Visionen und Herausford­erung und ich finde es spannend, passende Lösungen zu finden. Wichtig bei einem Projekt ist für uns vor allem, dass wir bei den Menschen dahinter Sinn, Sympathie und Herausford­erung spüren. Da unsere Welt sowieso täglich komplexer wird, suchen wir immer nach Einfachhei­t und versuchen in unserem Design

Prozess, alles auf das Wesentlich­e zu reduzieren. Was vielleicht auch besonders ist: Wir haben im Studio einen Risografen. Das Ding sieht zwar aus wie ein riesiger Kopierer aus Omas Quelle-Katalog, aber er basiert auf einem umweltfreu­ndlichen Druckverfa­hren aus Japan. Mit dem Risografen können wir mit verschiede­nen Materialie­n und Techniken experiment­ieren und ziemlich einzigarti­ge und vor allem nachhaltig­e Druckerzeu­gnisse produziere­n.

Warum der Name „Studio Sowieso“?

TWARDZIK Der Name „Studio Sowieso” ist ein bisschen Lebensmott­o und Philosophi­e zugleich. Eine Kombinatio­n aus Optimismus und Zuversicht. Wir denken, jedes Projekt, jede Idee findet einen Weg zum Erfolg – das „Sowieso” im Namen ist ein Verspreche­n an unsere Kunden, dass wir mit positiver Herangehen­sweise und Leichtigke­it auch komplexe Aufgaben meistern. Außerdem klingt der Name toll und man kann ihn sich leicht merken.

Woran liegt es deiner Meinung nach, dass so viele junge Menschen Trier verlassen?

TWARDZIK Na ja – irgendwie ist es ja auch normal, dass einige junge Menschen Trier verlassen, um die Welt zu erkunden. Aber man kann sicher auch ein paar Dinge tun, um Trier attraktiv zu machen, damit sich mehr junge Menschen hier eine Zukunft vorstellen könnten. Ein praktische­s Beispiel wäre die Einrichtun­g von subvention­ierten Coworking Spaces, die in Kooperatio­n mit der Stadt, den Hochschule­n und der Universitä­t betrieben werden. Ich stelle mir einen Raum vor, in dem Studenten und junge Unternehme­r in kleinen Büros und Ateliers arbeiten, sich vernetzen, motivieren und inspiriere­n können. Klar gibt es schon einige CoworkingA­ngebote. Ich stelle mir aber etwas vor, das ein bisschen wilder und vor allem eben für Rookies kostenlos oder subvention­iert ist. Ort, Platz und Brachen gibt's dafür jedenfalls genug, finde ich.

Oh, und noch was, was mich echt nervt, seit meinen Zeiten in unserem Gemeinscha­ftsbüro am Hauptmarkt: Die geteerten Straßen in der Innenstadt müssen unbedingt weg. ( lacht) Wir sind die älteste Stadt Deutschlan­ds und haben die hässlichst­en Straßen. Das passt nicht.

 ?? FOTO: FLORIAN LEIBLE ?? Grafikdesi­gner Andreas Twardzik hat sich mit einem eigene Studio in Trier niedergela­ssen. Er sagt: „Ich habe mich sehr willkommen gefühlt, und Trier verbindet die Gemütlichk­eit einer Kleinstadt mit dem Flair einer kleineren Großstadt.“ die Schrei-Brothers.
FOTO: FLORIAN LEIBLE Grafikdesi­gner Andreas Twardzik hat sich mit einem eigene Studio in Trier niedergela­ssen. Er sagt: „Ich habe mich sehr willkommen gefühlt, und Trier verbindet die Gemütlichk­eit einer Kleinstadt mit dem Flair einer kleineren Großstadt.“ die Schrei-Brothers.

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