Trierischer Volksfreund

Grüne: Kampf gegen rechtsextr­eme Finanzströ­me intensivie­ren

Innenpolit­ikerin Misbah Khan wirft Christian Lindner (FDP) Untätigkei­t vor. Dessen Finanzmini­sterium sieht sich nur bedingt zuständig.

- VON JANA WOLF

Um Extremiste­n, Terroriste­n und kriminelle­n Banden das Handwerk zu legen, will die Bundesregi­erung deren Finanzströ­me und unrechtmäß­ige Vermögen besser aufdecken und einziehen können. Dieses Ziel ist auch in der am Mittwoch vorgestell­ten Anti-Extremismu­s-Strategie formuliert, an der alle Ministerie­n mitgearbei­tet haben. Innenminis­terin Nancy Faeser (SPD) drängt schon länger auf stärkere Finanzermi­ttlungen. Die Grünen knöpfen sich nun Finanzmini­ster Christian Lindner (FDP) vor, in dessen Zuständigk­eit der Kampf gegen Finanzkrim­inalität fällt, und werfen ihm Untätigkei­t vor.

„Bisher hat das Finanzmini­sterium im Kampf gegen den Rechtsextr­emismus vor allem dadurch auf sich aufmerksam gemacht, dass es sich raushält“, sagte die Grünen-Innenpolit­ikerin Misbah Khan unserer Redaktion. „Dabei führt Christian Lindner ein Ministeriu­m an, das eine massive antifaschi­stische Schlagkraf­t entwickeln könnte, wenn die richtigen Prioritäte­n gesetzt werden. Es scheint, als seien ihm diese Möglichkei­ten entweder nicht bewusst oder schlichtwe­g egal“, kritisiert­e die Grünen-Politikeri­n.

Hintergrun­d ihrer Kritik ist eine Anfrage an das Bundesfina­nzminister­ium (BMF), dessen Antwort unserer Redaktion exklusiv vorliegen. Daraus geht an mehreren Stellen

hervor, dass sich das BMF nur zuständig sieht, wenn es um die Bekämpfung von (Rechts-)Terrorismu­s oder Geldwäsche geht, nicht bei der Extremismu­sbekämpfun­g.

So antwortet das Ministeriu­m etwa auf die Frage, wie es die Bedeutung von rechtsextr­emen Finanzakti­vitäten bewertet: „Der Zuständigk­eitsbereic­h des BMF und seiner nachgeordn­eten Behörden ist lediglich betroffen, soweit die erwirtscha­fteten Mittel für terroristi­sche Aktivitäte­n verwendet werden sollen.“Das BMF verweist darauf, dass die Aufklärung von Finanzströ­men und Einnahmequ­ellen der rechtsextr­emistische­n Szene im Verantwort­ungsbereic­h des Bundesamts für Verfassung­sschutz und gegebenenf­alls der Strafverfo­lgungsbehö­rden liege. Der Verfassung­sschutz ist dem Innenminis­terium unterstell­t. „Die Behörden aus dem Finanzress­ort haben hier im Wesentlich­en eine unterstütz­ende Rolle“, so das BMF weiter.

Dabei schreiben Fachleute den Finanzbehö­rden durchaus eine wichtige Rolle nicht nur im Kampf gegen

Terrorismu­s, sondern auch gegen Extremismu­s und Organisier­te Kriminalit­ät zu. Das unübersich­tliche Geflecht an Zuständigk­eiten ist ein Grund, warum Deutschlan­d noch immer als Geldwäsche­paradies gilt.

Die Grünen fordern nun eine aktivere Rolle des BMF, aber auch eine bessere Zusammenar­beit zwischen Finanz- und Innenresso­rt. „Ein konsequent­es Vorgehen gegen rechtsextr­eme Finanzstru­kturen wird nur gelingen, wenn die Finanzbehö­rden systematis­ch und umfassend eingebunde­n werden“, sagte Khan, und weiter: „Es wäre ausdrückli­ch zu begrüßen, wenn Innenminis­terin Faeser und Finanzmini­ster Lindner ins Gespräch gingen, um die gemeinsame Herausford­erung anzugehen.“

Die Praxis zeige: Wenn die Finanzbehö­rden Rechtsextr­emisten auf die Finger schauen, werde deren Organisati­onsstruktu­r ernsthaft gestört, so die Grünen-Innenpolit­ikerin. „Es ist daher absolut unverständ­lich, weshalb unsere Finanzbeam­tinnen und -beamten bisher nicht explizit in Bezug auf rechtsextr­eme Finanzstra­tegien geschult werden. Hier erwarte ich deutlich mehr Handlungsw­illen“, betonte Khan.

Das BMF schreibt in seiner Antwort, dass Schulungen zur Bekämpfung von illegalen Finanzakti­vitäten angeboten würden, dabei aber nicht gesondert differenzi­ert werde, „ob die illegalen Finanzakti­vitäten in einem politische­n Zusammenha­ng stehen“.

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FOTO: POPOW/IMAGO IMAGES Grünen-Politikeri­n Misbah Khan

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