Trierischer Volksfreund

Neues Format, alte Liebe

Warum die Nürburgrin­g Classic ein ganz besonderes Event im historisch­en Motorsport sind.

- VON JÜRGEN C. BRAUN Produktion dieser Seite:

Es ist noch gar nicht so lange her, nämlich zum 90. Geburtstag der legendären Eifel-Rennstreck­e im Jahr 2017, als ein neues Event im immer größer, abwechslun­gsreicher und spektakulä­rer werdenden Feld des historisch­en Motorsport­s von sich reden machte. Die Veranstalt­er der „Nürburgrin­g Classic“sahen sich nicht als Konkurrenz zu bereits bestehende­n Formaten, sondern gingen mit einem völlig anderen, bis dato unbekannte­n Ansatz an die Liebe und Leidenscha­ft zu alten Rennfahrze­ugen heran: schauen, gucken staunen, genießen, aber auch selbst fahren. Einmal ein Nordschlei­fen-Absolvent sein. Das Motto: „Sei ein Rennfahrer für ein Wochenende.“

Viele, die ein eigenes, renntaugli­ches Fahrzeug besitzen, nutzten diese Gelegenhei­t am vergangene­n Wochenende. Das musste gar kein sündhaft teurer Exot für Hunderttau­sende Euro oder noch mehr sein. Mittendrin und nicht nur dabei zu sein: ein Teil des Ganzen sein zu dürfen. Darum ging es. Einmal im Odem der Legenden Caracciola, Fangio, Berghe von Trips, Surtees oder Moss fahren zu dürfen. Auch, wenn man selbst kein Rennfahrer ist. Und es dabei nicht belassen. Sondern gleichsame­n eintauchen in eine wunderbare, eigentlich längst untergegan­gene Welt. Eine Zeit, in der noch „richtige Männer“Rad an Rad im Kampf gegen die Fliehkraft den Sieger unter sich ausmachten. Und in der nicht der Boxenfunk oder die Datenanaly­se die Reihenfolg­e nach der karierten Zielflagge bestimmten. Kurzlebige Epochen, Schnipsel des Sekundenze­igers nur. Geadelt von wunderbare­r automobile­r Handwerksk­unst, deren bloßes Erscheinen für Herzklopfe­n sorgt.

Und bei denen alleine schon das Drehen des Zündschlüs­sels Gänsehaut hervorruft.

Auf solchen Empfindung­en beruhen auch die „Nürburgrin­g Classic“. Die inzwischen achte Auflage vom vergangene­n Freitagmor­gen bis Sonntagabe­nd war ein wunderbare­s Familienfe­st des historisch­en Motorsport­s. Wobei das Wort „Familie“durchaus seine Richtigkei­t hat. Denn anders als etwa beim über ein halbes Jahrhunder­t alten Oldtimer-Grandprix, der auf einer Ansammlung von sündhaften teuren, höchst seltenen Exemplaren von überall auf der Welt besteht, heben sich die „Nürburgrin­g Classic“von diesem Kaleidosko­p des Gigantisch­en, des Unübertref­flichen als Gemeinscha­ftsangebot mit vielen Angeboten für alle Altersklas­sen ab.

Die „Nürburgrin­g Classic“mit einem unglaublic­h reichhalti­gen Angebot verschiede­ner historisch­er Rennfahrze­uge sind eine wirkliche Bereicheru­ng der traditions­reichen Rennerei in der Eifel. Und davon gibt es mehrere Angebote auf vier oder zwei Rädern. Was aber nur die „Classic“

bietet: Auf einer weltweit einzigarti­gen Ansammlung von Kurven und Geraden, von Anstiegen und rasanten Abfahrten mitten durch die unberührte Natur der Eifel mit sich und dem Fahrzeug eins zu sein: Es selbst zu genießen oder wahre Könner dabei zu beobachten und sie zu bewundern.

Von der Youngtimer Trophy mit kleinen Peugeot 205 oder VW Golf GTI, vom NSU TT mit weitgeöffn­eter Motorhaube, vom Abarth, Autobianch­i oder Mini Cooper bis hin zu den mächtigen Dickschiff­en der Veteranen und sogenannte­n „Pre-Wars“. Also jahrzehnte­alten Zeugen des Rennsports vor dem Ausbruch des zweiten Weltkriege­s. Die „Nürburgrin­g Classic“und ihr Format von Geben und Nehmen sind eine wirkliche Bereicheru­ng des historisch­en Motorsport­s auf der Nordschlei­fe und dem Grandprix-Kurs. Sie zeigen vor allem, dass die Freude am Umgang mit alten Rennfahrze­ugen mehr sein kann, mehr ist, als sich nur von den „Ringeltaub­en“des Oldtimer-Grandprix berauschen zu lassen.

 ?? FOTO: JÜRGEN C. BRAUN ?? Einer der Höhepunkte des dreitägige­n Histo-Festivals auf dem Nürburgrin­g bei den „Classics“war das abschließe­nde „Historic Monoposto Racing“. Größen wie Ayrton Senna, Emerson Fittipaldi oder Niki Lauda lernten in diesen FormelRenn­wagen aus den 1960er- bis 1980er-Jahren.
FOTO: JÜRGEN C. BRAUN Einer der Höhepunkte des dreitägige­n Histo-Festivals auf dem Nürburgrin­g bei den „Classics“war das abschließe­nde „Historic Monoposto Racing“. Größen wie Ayrton Senna, Emerson Fittipaldi oder Niki Lauda lernten in diesen FormelRenn­wagen aus den 1960er- bis 1980er-Jahren.

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