„Klasse, dass ihr ein Kind bekommen habt“
35 Familienbesucherinnen gibt es im Landkreis – 70 Prozent der Gemeinden machen mit
TUTTLINGEN - Wenn Melanie Buschle-Hipp zu Besuch kommt, dann freuen sich die jungen Eltern in Mühlheim an der Donau. Die sympathische Erzieherin ist eine von 35 Familienbesucherinnen im Landkreis Tuttlingen, und sie möchte junge Familien, ob Zugezogene oder Einheimische, in der Gemeinde willkommen heißen und über die Angebote für Familien informieren.
„Wenn in Mühlheim ein Kind geboren wird, dann biete ich den Eltern an, sie besuchen zu kommen“, erzählt Melanie Buschle-Hipp. „Meine Aufgabe ist es, den Eltern beispielsweise zu erklären, wie die Öffnungszeiten der Kindergärten sind, oder wo der nächste Spielplatz liegt.“Auch die für junge Eltern interessanten Angebote der Ortsvereine stellt die Familienbesucherin vor. Was für die Eltern außerdem interessant ist, ist der sogenannte „Kreisgeburtenpass“des Landkreises. Dabei handelt es sich um eine Art Gutscheinheft mit praktischen Hilfestellungen für Eltern, beispielsweise eine kostenlose Windeltonne für zwei Jahre, Gutscheine für Kulturveranstaltungen oder Eintrittskarten für Kino und Freilichtmuseum. Rund 800 Mal wird der Pass pro Jahr beantragt. Bald soll er neu aufgelegt werden.
In jeder Gemeinde laufen die Besuche der Erzieherinnen individuell ab. So gibt es für junge Eltern in Mühlheim beispielsweise selbstgemachte Schühchen in blau und gelb, den Farben der Stadt. „Darum kümmert sich in der Gemeinde eine ehrenamtliche Helferin“, erzählt Melanie Buschle-Hipp. Nach 16 von 28 Geburten in diesem Jahr hat sie den Eltern einen Besuch abgestattet.
„Wir haben im Herbst 2013 auf Landkreisebene damit angefangen, die Gemeinden in das Projekt einzubeziehen“, erklärt Bernd Mager, Sozialdezernent des Landkreises Tutt- lingen. „Die Idee hinter den Familienbesuchen ist, dass die Eltern schon genügend Dinge schriftlich zugeschickt bekommen. Wir wollten einen persönlichen Kontakt anbieten“, sagt Mager. Mittlerweile seien 70 Prozent der Gemeinden im Kreis dabei und bieten den Familienbesuch an. Angebot ist kein Kontrollbesuch „Auch die drei großen Städte Tuttlingen, Spaichingen und Trossingen sind dabei“, so Mager. Tuttlingen habe das Angebot schon seit 2010. Bernd Mager betont, dass es sich bei den Besuchen der Erzieherinnen keinesfalls um Kontrollbesuche handelt. „Es ist ein rein freiwilliges Angebot und keineswegs verpflichtend für die Familien“, so Mager. Es gehe nur darum, Eltern wilkommen zu heißen und Angebote in den Gemeinden zu präsentieren. „Und die Gespräche, die geführt werden, sind natürlich vertraulich.“
„Alle unsere Familienbesucherinnen sind ausgebildete Erzieherinnen“, berichtet Michaela Grathwohl. Sie arbeitet bei der Fachstelle Frühe Hilfen des Landkreises und ist unter anderem für die Qualifizierung der Familienbesucherinnen zuständig. „Wir vermitteln zum Beispiel inhaltliches Fachwissen über Dinge wie Elterngeld oder andere finanzielle Fragen“, so Grathwohl.
Es gehe aber auch darum, die Mitarbeiterinnen in Kommunikation zu schulen. „Die Familienberaterinnen sind diejenigen, die den Eltern einfach mal vermitteln sollen, dass wir uns über sie freuen: ’Schön, dass ihr bei uns in der Gemeinde wohnt. Und klasse, dass ihr ein Kind bekommen habt!’“