Richtige Richtung
Es war an der Zeit, dass Finanzminister Wolfgang Schäuble die Vorsitzenden von SPD und CSU, Sigmar Gabriel und Horst Seehofer, in die Schranken verweist. Gabriel und Seehofer, eher vom Gemüt als von kühler Analyse geleitet, machen der Bevölkerung etwas vor. Sie suggerieren, mit ein paar Handgriffen könne das Rentensystem stabilisiert oder gar ausgebaut werden.
Eher ältere Wähler glauben das gerne. Die jüngeren, die am Ende die exorbitante Rechnung begleichen müssen, treibt das in die Politikverdrossenheit. Gabriel und Seehofer gehören zu den Politikern, die an den Symptomen herumdoktern, die Ursachen aber mit Blick auf Umfragen nicht angehen wollen. Sie verweigern die Antwort auf die Tatsache, dass in den kommenden Jahren immer weniger Menschen sozialversicherungspflichtig arbeiten werden und gleichzeitig immer mehr Menschen ihre Rente überwiesen bekommen. Schon bei Geschenken wie der Rente mit 63 und der Mütterrente wurde dieses Faktum wissentlich ignoriert.
Des Weiteren lassen die spendierfreudigen Sozialpolitiker außer Acht, dass glücklicherweise die Lebenserwartung steigt. Es kümmert Gabriel und Seehofer nicht, dass immer weniger Menschen immer mehr Menschen finanzieren müssen. Von der viel gerühmten Generationengerechtigkeit, die ein fundamentaler Pfeiler des Rentensystems ist, keine Spur. Statt sich hinter die Rente mit 67 zu stellen, wird eine Rente mit 63 hervorgezaubert, die große Teile der SPD-Klientel beglückt. Schäubles Idee geht hingegen in die richtige Richtung. Viele Menschen im heutigen Rentenalter wollen und können noch arbeiten. Ihr Wissen ist für Unternehmen von hoher Bedeutung, sie gehören noch lange nicht zum sogenannten alten Eisen.
Die Demografie wird von vielen ausgeblendet. In zehn Jahren werden sechs Millionen Menschen weniger im Arbeitsleben sein als heute. Die daraus resultierenden Probleme müssen angegangen werden. Das ist ein Kraftakt, der ungleich schwieriger zu vermitteln und umzusetzen ist, als das fröhliche Verteilen von nicht existenten Renten-Milliarden.