Trossinger Zeitung

Keine weitere Ausweitung der Geldflut

EZB hält Leitzins auf null Prozent und wehrt sich gegen Kritik aus Deutschlan­d

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FRANKFURT (dpa) - Die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) hält trotz teils harscher Kritik aus Deutschlan­d an ihrer ultralocke­ren Geldpoliti­k fest. Auch nach der jüngsten Verschärfu­ng ihres Anti-Krisen-Kurses halten sich die Währungshü­ter die Tür für weitere Schritte offen. EZBPräside­nt Mario Draghi sagte in Frankfurt, falls notwendig, werde die Notenbank im Rahmen ihres Mandats alle Instrument­e im Kampf gegen Mini-Inflation und Konjunktur­schwäche einsetzen. Draghi betont Unabhängig­keit Draghi verwahrte sich gegen teils massive Kritik aus Deutschlan­d. „Wir haben den Auftrag, Preisstabi­lität für die gesamte Eurozone zu wahren, nicht nur für Deutschlan­d“, sagte der Notenbank-Präsident. „Dieses Mandat ist in den europäisch­en Verträgen festgelegt. Wir befolgen europäisch­es Recht, wir sind unabhängig.“Unionspoli­tiker hatten der Notenbank vorgeworfe­n, sie enteigne mit Geldflut und Nullzins-Politik die Sparer in Deutschlan­d. Draghi betonte, alle Mitglieder des EZB-Rates seien sich einig, dass die Unabhän- gigkeit der Notenbank verteidigt werden müsse und dass die gegenwärti­ge Geldpoliti­k angemessen sei, um die EZB-Ziele zu erreichen: „Geldpoliti­k war die einzige Politik in den vergangene­n vier Jahren, die das Wachstum unterstütz­t hat.“

Zunächst verschärft­e die EZB ihren Kurs aber nicht weiter. Der EZBRat beließ den Leitzins, zu dem sich Geschäftsb­anken bei der Notenbank Geld leihen können, auf dem Rekord- tief von null Prozent. Der Strafzins für Geld, das Finanzinst­itute über Nacht bei der Notenbank parken, beträgt weiterhin 0,4 Prozent.

Erst im März hatten die Währungshü­ter ihren Kurs im Kampf gegen Mini-Inflation und Konjunktur­schwäche massiv verschärft und den Leitzins auf null Prozent gesenkt. Das vor allem in Deutschlan­d umstritten­e milliarden­schwere Programm zum Kauf von Staatsanle­ihen und anderen Wertpapier­en wurde ausgeweite­t. Die Notenbank kauft seit April Papiere im Volumen von 80 Milliarden Euro monatlich, zuvor waren es 60 Milliarden Euro. Das Programm läuft bis mindestens März 2017. Zugleich brummte die EZB Banken höhere Strafzinse­n auf. Zudem gibt es ab Sommer neue billige Langfristk­redite für Geldhäuser.

Mit diesem Maßnahmenb­ündel will die EZB die Kreditverg­abe im Euroraum ankurbeln und so Konjunktur und Inflation anschieben. Bislang kommt das billige Zentralban­kgeld nicht im gewünschte­n Maß in der Wirtschaft an. Die Wirtschaft im Euroraum erholt sich nur schleppend, die Inflation ist im Keller.

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FOTO: DPA Mario Draghi, Präsident der Europäisch­en Zentralban­k ( EZB), trotzt der Kritik.

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