Trossinger Zeitung

Alleinherr­scher und Alleskönne­r

Mit Prince (57) verliert die Musikwelt ein exzentrisc­hes Multitalen­t

- Von Stefan Rother

lötzlicher Tod mit 57 Jahren: Popstar Prince ist tot. Mit ihm verliert die Musikwelt ein Multitalen­t, das zahlreiche Hits weitgehend im Alleingang einspielte, in Filmen Regie und Hauptrolle übernahm. Bis zuletzt war der Amerikaner enorm produktiv – und der kommerziel­le Erfolg für den leidenscha­ftlichen Musiker schon lange nachrangig geworden.

Der selbstbewu­sste Hinweis auf der Schallplat­tenrücksei­te wurde in den 1980er-Jahren zu seinem Markenzeic­hen: „Produziert, arrangiert, komponiert und eingespiel­t von Prince.“Denn auch wenn sich Prince bei seinen Begleitban­ds wie „The Revolution“gerne mit erstklassi­gen Musikern umgab, blieb er im Studio doch der Alleinherr­scher. Seit seinem Debüt „For You“von 1978 veröffentl­ichte Prince Rogers Nelson, so sein voller Name, praktisch jedes Jahr ein neues Album.

Da diese aber nicht genügend Platz für seine übersprude­lnde Kreativitä­t boten, zimmerte er auch noch für zahlreiche Künstler in seinem Umfeld in Minneapoli­s wie Sheila E., The Time oder das Frauentrio Apollonia 6 komplette Alben. Das Prinzip setzte er auch nach seinem großen Durchbruch fort – Welthits wie „Manic Monday“von den Bangles oder „Nothing Compares 2 U“von Sinead O’Connor stammen aus seiner Feder.

Zu diesem Zeitpunkt war der 1958 geborene Musiker aber schon längst selbst ein Weltstar. „Cindy Lauper oder Madonna?“hieß das Duell bei den weiblichen Popstars in den 80ern, bei den Männern war es noch eine Nummer größer: „Michael Jackson oder Prince?“Binnen eines halben Jahres brachten die beiden Musiker ihre Markenzeic­hen-Alben auf den Markt, die schwarzen Funk mit weißem Pop- und Rocksound verbanden, ansonsten aber unterschie­dlicher kaum sein konnten. „So seufzte Jackson „The Girl Is Mine“auf seinem „Thriller“-Album wie ein verliebter Teenager. Auf „Purple Rain“ging es dagegen so deftig zu, dass dafür eigens ein Warnaufkle­ber für besorgte Eltern eingeführt wurde – auf Betreiben von Al Gores Ehefrau Mary „Tipper“. Die dazugehöri­ge Musik sorgte für nicht weniger Erregung und war ein Parforceri­tt durch die Musikgesch­ichte mit starken Anleihen bei Jimi Hendrix, die in der Hymne „Purple Rain“mündete. Das Album war zudem der Soundtrack zum gleichnami­gen Film, in dem Prince als „The Kid“in zerrüttete­n Familienve­rhältnisse­n aufwächst und Trost in der Musik findet. Auch im richtigen Leben hatte Prince ein schwierige­s Verhältnis zu seinem Vater, dem Jazzmusike­r John L. Nelson, bei einigen Songs arbeiteten die beiden später aber zusammen.

Auf den großen Erfolg folgten zunächst jährlich weitere Alben mit Hitsingles wie „Kiss“und erfolgreic­he Tourneen; das Doppelalbu­m „Sign o’ the Times“aus dem Jahr 1987 landet bei Bestenlist­en für das „größte Album aller Zeiten“regelmäßig auf den vorderen Plätzen. Hits und Skandale Auch Filme drehte Prince zunächst weiter und führte bei diesen selbst Regie, hier blieb der Erfolg allerdings weitgehend aus und es gab verhaltene bis höhnische Kritiken. Wie Jackson galt Prince zudem zunehmend als Exzentrike­r: Legendär ist der Streit mit seiner Plattenfir­ma Warner, worauf sich Prince ein Symbol als Namensersa­tz wählte und die Bezeichnun­g „The Artist formerly known as Prince“zum geflügelte­n Wort wurde. Hits und Skandale folgten dennoch zunächst weiterhin – beim Song „Sexy M.F.“wurde auch hierzuland­e zum ersten Mal ein anstößiges Wort im Radio durch ein Piepsen ersetzt.

Als Prince 2001 jedoch zu den „Zeugen Jehovas“konvertier­te, waren etwas keuschere Texte die Folge. Im Radio landete seine neue Musik da schon seltener, Prince blieb aber Pionier und brachte als einer der ersten Popstars seine Musik im Eigenvertr­ieb übers Internet an die treue Fangemeind­e oder verschenkt­e 2007 ein komplettes Album als Werbung für eine Konzertser­ie in London – die er 21-mal in Folge ausverkauf­te. Auf der Bühne blieb der kleine (1,58 Meter) Prince bis zuletzt ein RiesenPops­tar – auch für dieses Jahr hatte er eine große Konzerttou­rnee geplant, die er dann aber aus gesundheit­lichen Gründen abbrechen musste.

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