Alleinherrscher und Alleskönner
Mit Prince (57) verliert die Musikwelt ein exzentrisches Multitalent
lötzlicher Tod mit 57 Jahren: Popstar Prince ist tot. Mit ihm verliert die Musikwelt ein Multitalent, das zahlreiche Hits weitgehend im Alleingang einspielte, in Filmen Regie und Hauptrolle übernahm. Bis zuletzt war der Amerikaner enorm produktiv – und der kommerzielle Erfolg für den leidenschaftlichen Musiker schon lange nachrangig geworden.
Der selbstbewusste Hinweis auf der Schallplattenrückseite wurde in den 1980er-Jahren zu seinem Markenzeichen: „Produziert, arrangiert, komponiert und eingespielt von Prince.“Denn auch wenn sich Prince bei seinen Begleitbands wie „The Revolution“gerne mit erstklassigen Musikern umgab, blieb er im Studio doch der Alleinherrscher. Seit seinem Debüt „For You“von 1978 veröffentlichte Prince Rogers Nelson, so sein voller Name, praktisch jedes Jahr ein neues Album.
Da diese aber nicht genügend Platz für seine übersprudelnde Kreativität boten, zimmerte er auch noch für zahlreiche Künstler in seinem Umfeld in Minneapolis wie Sheila E., The Time oder das Frauentrio Apollonia 6 komplette Alben. Das Prinzip setzte er auch nach seinem großen Durchbruch fort – Welthits wie „Manic Monday“von den Bangles oder „Nothing Compares 2 U“von Sinead O’Connor stammen aus seiner Feder.
Zu diesem Zeitpunkt war der 1958 geborene Musiker aber schon längst selbst ein Weltstar. „Cindy Lauper oder Madonna?“hieß das Duell bei den weiblichen Popstars in den 80ern, bei den Männern war es noch eine Nummer größer: „Michael Jackson oder Prince?“Binnen eines halben Jahres brachten die beiden Musiker ihre Markenzeichen-Alben auf den Markt, die schwarzen Funk mit weißem Pop- und Rocksound verbanden, ansonsten aber unterschiedlicher kaum sein konnten. „So seufzte Jackson „The Girl Is Mine“auf seinem „Thriller“-Album wie ein verliebter Teenager. Auf „Purple Rain“ging es dagegen so deftig zu, dass dafür eigens ein Warnaufkleber für besorgte Eltern eingeführt wurde – auf Betreiben von Al Gores Ehefrau Mary „Tipper“. Die dazugehörige Musik sorgte für nicht weniger Erregung und war ein Parforceritt durch die Musikgeschichte mit starken Anleihen bei Jimi Hendrix, die in der Hymne „Purple Rain“mündete. Das Album war zudem der Soundtrack zum gleichnamigen Film, in dem Prince als „The Kid“in zerrütteten Familienverhältnissen aufwächst und Trost in der Musik findet. Auch im richtigen Leben hatte Prince ein schwieriges Verhältnis zu seinem Vater, dem Jazzmusiker John L. Nelson, bei einigen Songs arbeiteten die beiden später aber zusammen.
Auf den großen Erfolg folgten zunächst jährlich weitere Alben mit Hitsingles wie „Kiss“und erfolgreiche Tourneen; das Doppelalbum „Sign o’ the Times“aus dem Jahr 1987 landet bei Bestenlisten für das „größte Album aller Zeiten“regelmäßig auf den vorderen Plätzen. Hits und Skandale Auch Filme drehte Prince zunächst weiter und führte bei diesen selbst Regie, hier blieb der Erfolg allerdings weitgehend aus und es gab verhaltene bis höhnische Kritiken. Wie Jackson galt Prince zudem zunehmend als Exzentriker: Legendär ist der Streit mit seiner Plattenfirma Warner, worauf sich Prince ein Symbol als Namensersatz wählte und die Bezeichnung „The Artist formerly known as Prince“zum geflügelten Wort wurde. Hits und Skandale folgten dennoch zunächst weiterhin – beim Song „Sexy M.F.“wurde auch hierzulande zum ersten Mal ein anstößiges Wort im Radio durch ein Piepsen ersetzt.
Als Prince 2001 jedoch zu den „Zeugen Jehovas“konvertierte, waren etwas keuschere Texte die Folge. Im Radio landete seine neue Musik da schon seltener, Prince blieb aber Pionier und brachte als einer der ersten Popstars seine Musik im Eigenvertrieb übers Internet an die treue Fangemeinde oder verschenkte 2007 ein komplettes Album als Werbung für eine Konzertserie in London – die er 21-mal in Folge ausverkaufte. Auf der Bühne blieb der kleine (1,58 Meter) Prince bis zuletzt ein RiesenPopstar – auch für dieses Jahr hatte er eine große Konzerttournee geplant, die er dann aber aus gesundheitlichen Gründen abbrechen musste.