Zwischen den Stilen
Benediktinerabtei Beuron zeigt Werke von Willibrord Verkade
BEURON - Das Kloster Beuron zeigt derzeit eine Ausstellung zum Werk des Malermönchs Willibrord (Jan) Verkade. Neben Reproduktionen und Originalen aus Verkades Schaffen zeigt die Ausstellung auch Arbeiten seiner Künstlerfreunde aus Verkades kleiner eigener Sammlung. Dabei erweist sich Verkade als routinierter Maler und Zeichner, der sich zwischen verschiedenen Stilrichtungen bewegt und dabei ein Spektrum von altmeisterlicher Sakralkunst bis hin zu expressionistischen Ausdrucksformen aufweist.
Der Künstler, der bis zu seinem Tod im Kloster Beuron gelebt hat, stammte aus der Gegend von Amsterdam (geboren 1868), studierte an der Akademie in Amsterdam. Er konvertierte 1892 zum katholischen Glauben und wurde 1897 Novize in Beuron. Nach einem theologischen Studium an der klostereigenen Hochschule folgte 1902 die Priesterweihe. Neben seiner künstlerischen Arbeit im In- und Ausland übernahm Verkade auch Ämter im Kloster Beuron und trat als erfolgreicher Memoirenschreiber hervor. 1946 ist er in Beuron gestorben und wurde in der Gruft unter der Kirche beigesetzt.
Verkades Werk bewegt sich zwischen den beiden Eckpunkten der Beuroner Kunstschule mit ihrer Mischung aus Nazarener-Malerei, Jugendstil und Byzantinismus auf der einen Seite und der spätimpressionistischen Malerei der Gruppe „Nabis“, die in der Nachfolge von Paul Gauguin in der berühmten Kunstschule von Pont Aven in der Bretagne tätig waren. Künstler wie Pierre Bonnard, Paul Sérusier oder Edouard Vuillard zählten zu seinen Freunden, Verkade schließt sich vorübergehend der Gruppe an. Inspiriert von französischer Kunst Überwiegen in Verkades früheren Werken landschaftliche Darstellungen wie zum Beispiel das stimmungsvolle Bild „Weiße Felsen“oder die stark an Cézanne erinnernden Stillleben, die sicher von seinen Aufenthalten in Frankreich und vor allem in Paris beeinflusst sind, so wandelt sich sein Stil in den späteren Arbeiten zu stark religiösen, von der Beuroner Kunst geprägten Darstellungen. Das verwundert umso mehr, als Verkade bei seinem ersten Kontakt mit der Beuroner Kunst in Italien diese als „steif und kalt“empfand. Später wurde er zeitweilig Leiter der Beuroner Kunstschule.
Die stark ornamentalen und dekorativen Elemente der Beuroner Kunst verbindet Verkade mit konsequent realistisch-idealisierenden Darstellungen. Die Vorzeichnung zum Stier des Evangelisten Lukas, die in der Kuppel der Gnadenkapelle in Beuron umgesetzt ist, oder die Vorzeichnungen für Heiligenfiguren zu den Arbeiten in Aichhalden und Menningen belegen dies. Diese Wendung vom Symbolischen zum realen Bildmotiv markiert eine Loslösung von der Ästhetik der Beuroner Schule.
Bei aller Meisterschaft der Ausführung stellt der Besucher der Ausstellung allerdings fest, dass sich Verkade schwergetan hat, einen genuin eigenen Stil zu entwickeln. Auch in seinen späteren Jahren kehrt er immer wieder zu seinen Anfängen zurück, ein Suchender. Die Ausstellung ist bis Oktober jeweils sonntags von 11 bis 16 Uhr geöffnet. Sonderführungen können unter der Telefonnummer 07466/ 170 vereinbart werden. Zur Ausstellung ist ein reich bebilderter, farbiger, informativer Katalog erschienen ( 80 Seiten), der im Eintrittspreis von 4 Euro ( reduziert 2 Euro) enthalten ist.