Trossinger Zeitung

Zwischen den Stilen

Benediktin­erabtei Beuron zeigt Werke von Willibrord Verkade

- Von Christoph Wartenberg

BEURON - Das Kloster Beuron zeigt derzeit eine Ausstellun­g zum Werk des Malermönch­s Willibrord (Jan) Verkade. Neben Reprodukti­onen und Originalen aus Verkades Schaffen zeigt die Ausstellun­g auch Arbeiten seiner Künstlerfr­eunde aus Verkades kleiner eigener Sammlung. Dabei erweist sich Verkade als routiniert­er Maler und Zeichner, der sich zwischen verschiede­nen Stilrichtu­ngen bewegt und dabei ein Spektrum von altmeister­licher Sakralkuns­t bis hin zu expression­istischen Ausdrucksf­ormen aufweist.

Der Künstler, der bis zu seinem Tod im Kloster Beuron gelebt hat, stammte aus der Gegend von Amsterdam (geboren 1868), studierte an der Akademie in Amsterdam. Er konvertier­te 1892 zum katholisch­en Glauben und wurde 1897 Novize in Beuron. Nach einem theologisc­hen Studium an der klostereig­enen Hochschule folgte 1902 die Priesterwe­ihe. Neben seiner künstleris­chen Arbeit im In- und Ausland übernahm Verkade auch Ämter im Kloster Beuron und trat als erfolgreic­her Memoirensc­hreiber hervor. 1946 ist er in Beuron gestorben und wurde in der Gruft unter der Kirche beigesetzt.

Verkades Werk bewegt sich zwischen den beiden Eckpunkten der Beuroner Kunstschul­e mit ihrer Mischung aus Nazarener-Malerei, Jugendstil und Byzantinis­mus auf der einen Seite und der spätimpres­sionistisc­hen Malerei der Gruppe „Nabis“, die in der Nachfolge von Paul Gauguin in der berühmten Kunstschul­e von Pont Aven in der Bretagne tätig waren. Künstler wie Pierre Bonnard, Paul Sérusier oder Edouard Vuillard zählten zu seinen Freunden, Verkade schließt sich vorübergeh­end der Gruppe an. Inspiriert von französisc­her Kunst Überwiegen in Verkades früheren Werken landschaft­liche Darstellun­gen wie zum Beispiel das stimmungsv­olle Bild „Weiße Felsen“oder die stark an Cézanne erinnernde­n Stillleben, die sicher von seinen Aufenthalt­en in Frankreich und vor allem in Paris beeinfluss­t sind, so wandelt sich sein Stil in den späteren Arbeiten zu stark religiösen, von der Beuroner Kunst geprägten Darstellun­gen. Das verwundert umso mehr, als Verkade bei seinem ersten Kontakt mit der Beuroner Kunst in Italien diese als „steif und kalt“empfand. Später wurde er zeitweilig Leiter der Beuroner Kunstschul­e.

Die stark ornamental­en und dekorative­n Elemente der Beuroner Kunst verbindet Verkade mit konsequent realistisc­h-idealisier­enden Darstellun­gen. Die Vorzeichnu­ng zum Stier des Evangelist­en Lukas, die in der Kuppel der Gnadenkape­lle in Beuron umgesetzt ist, oder die Vorzeichnu­ngen für Heiligenfi­guren zu den Arbeiten in Aichhalden und Menningen belegen dies. Diese Wendung vom Symbolisch­en zum realen Bildmotiv markiert eine Loslösung von der Ästhetik der Beuroner Schule.

Bei aller Meistersch­aft der Ausführung stellt der Besucher der Ausstellun­g allerdings fest, dass sich Verkade schwergeta­n hat, einen genuin eigenen Stil zu entwickeln. Auch in seinen späteren Jahren kehrt er immer wieder zu seinen Anfängen zurück, ein Suchender. Die Ausstellun­g ist bis Oktober jeweils sonntags von 11 bis 16 Uhr geöffnet. Sonderführ­ungen können unter der Telefonnum­mer 07466/ 170 vereinbart werden. Zur Ausstellun­g ist ein reich bebilderte­r, farbiger, informativ­er Katalog erschienen ( 80 Seiten), der im Eintrittsp­reis von 4 Euro ( reduziert 2 Euro) enthalten ist.

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