Nach Urteilsverkündung Schlägerei im Gericht
Nebenkläger empfand Urteil in Totschlagsprozess als zu milde und ging auf den Angeklagten los
LANDAU (lrs) - Während einer Urteilsverkündung im Landgericht Landau sind bei einer gewalttätigen Auseinandersetzung sechs Wachtmeister und Polizisten sowie der Angeklagte und ein Angreifer verletzt worden. Zu dem Tumult kam es, als das Gericht am Mittwoch in einem Prozess um den gewaltsamen Tod eines Mannes das Urteil verkündete.
Ein als Nebenkläger auftretender Bruder des Opfers habe das Strafmaß von achteinhalb Jahren wegen Körperverletzung mit Todesfolge wohl als zu mild angesehen, sagte ein Gerichtssprecher. Er habe sich mit anderen Männern auf den Angeklagten gestürzt, der von Justizwachtmeistern geschützt worden sei. Dabei sei es „zu allen möglichen Tätlichkeiten“gekommen. Der Gerichtssprecher sprach von einer „Eruption von Gewalt“. Der Angeklagte wurde ebenso wie drei Polizisten und drei Wachtmeister verletzt, einer habe zum Beispiel eine Rippenprellung erlitten, sagte der Sprecher. Die Beamten hätten Verstärkung gerufen und Pfefferspray eingesetzt. Auch einer der etwa zehn Angreifer wurde verletzt. Waffen seien nicht im Spiel gewesen. „Zum Glück sind alle vorher kontrolliert worden“, sagte der Sprecher. Dabei sei nichts gefunden worden. Nun werden Verfahren wegen Körperverletzung eingeleitet.
Versäumnisse seitens des Gerichts sah der Sprecher nicht. Man werde die Sache aber analysieren. Der wegen Totschlags angeklagte Mann hatte 2015 in Germersheim einen Bekannten verprügelt, der dann an einem Herzstillstand starb. Die Staatsanwaltschaft hatte zwölf Jahre Haft wegen Totschlags gefordert, die Verteidigung fünf Jahre.