Trossinger Zeitung

„Wusste nicht, ob in den Bundestag oder ins Gymnasium“

Ernst Burgbacher berichtet über Leben als Politiker - Fahrt nach Bonn erst nach geklärter Vertretung­sfrage

- Von Silvia Müller

TROSSINGEN-SCHURA - Alles begann im „Bären“in Schura: Beim Seniorenna­chmittag der evangelisc­hen Kirchengem­einde Schura hat der ehemalige parlamenta­rische Staatssekr­etär Ernst Burgbacher über sein Leben als FDP-Politiker berichtet.

„Im Grunde genommen begann alles am Wahlabend der Bundestags­wahl, am 27. September 1998 im „Bären“in Schura“, begann Burgbacher. Er, damals Kandidat, sei mit Verwandten und Freunden dort gewesen, man wollte in einer Runde Gleichgesi­nnter auf die Wahlergebn­isse warten. Doch ob er nun über einen Listenplat­z in den Bundestag einziehen würde, konnte an dem Abend nicht geklärt werden.

„So wusste ich am späten Abend nicht, ob ich am Montag nach Bonn in den Bundestag zu fahren hätte oder ob ich wie gewohnt meine Schüler am Schwenning­er Gymnasium unterricht­en würde“, erinnert sich der Politiker an die Ungewisshe­it. Er habe sich entschiede­n, nach Bonn zu fahren: Nachdem ihm die Schulleitu­ng versichert habe, dass seine Vertretung geregelt sei, fuhr Ernst Burgbacher nach Bonn.

Von seiner politische­n Prägung von Kindesbein­en an erzählte der Trossinger. Schon sein Großvater und sein Vater seien politisch aktiv gewesen. Abgeschirm­t im Bonner Regierungs­viertel Vom Leben im Bonner Regierungs­viertel handelte der Bericht und davon, wie abgeschirm­t die Abgeord- neten dort lebten. „Ich hörte von einem Kollegen, der zwölf Jahre im Bundestag tätig war, ohne einmal in die Bonner Innenstadt zu gehen“, so Burgbacher. Das sei in Berlin dann ganz anders gewesen. „Viel mehr Termine standen an, denn in Berlin waren viel mehr Verbände vor Ort. Und als ich dann 2002 parlamenta­rischer Geschäftsf­ührer wurde, war mein Leben stark fremdbesti­mmt“.

Von Freundscha­ften, die Bestand haben, wusste Ernst Burgbacher ebenfalls zu berichten, wie zum Beispiel der Freundscha­ft zum ehemaligen Wirtschaft­sminister Ernst Pfister. Von Freundscha­ften, die entstanden sind, wie zum Beispiel der Freundscha­ft zu Rainer Brüderle, mit dem er gerne im Speisewage­n des Zuges von Bonn in Richtung Heimat fuhr. Aber auch Freundscha­ften, die sich auflösten, weil er sie nicht pflegen konnte, verschwieg er nicht.

Rückblicke­nd sagte Ernst Burgbacher, dass all die Jahre in Bonn und Berlin immer eine spannende Zeit gewesen seien. Er ließ aber auch keinen Zweifel daran, dass die Unterstütz­ung seiner Frau immer wertvoll gewesen sei.

„Unterstütz­ung heißt nicht einfach nur tolerieren, was ich mache“, erklärt er. „Sondern mich auffangen, aufbauen, wenn es mir einmal nicht so gut ging. Aber auch mich erden, wenn es nötig war“.

Inzwischen geniesst der Trossinger Ehrenbürge­r das ruhigere Leben: seine Ehrenämter, die politische Arbeit in viel geringerem Umfang und den Umstand, Zeit zu haben, um hier mal einen Kaffee zu trinken - und da auch mal ein Viertele.

Wachbespre­chung der DLRG

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FOTO: S. MÜLLER Ernst Burgbacher ( links) im Schuraer Gemeindeha­us

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