Trossinger Zeitung

Glocke kommt auf Umwegen zurück

Kirchengel­äut ist am Samstagabe­nd nach der Messe im Benediktin­er zu sehen

- Von Wilfried Strohmeier

VS-VILLINGEN (sbo) - Eine Grüninger-Glocke ist wieder in ihre Heimat zurückgeke­hrt: Seit Mittwoch ist eine Glocke aus der ehemaligen Bickenkape­lle in der Benediktin­erkirche ausgestell­t.

„ Festgemaue­rt in der Erden steht die Form aus Lehm gebrannt. Heute muss die Glocke werden, frisch, Gesellen, seid zur Hand!“So mancher Schüler quälte sich schon mit Schillers „Glocke“. Der Poet hatte wahrschein­lich um 1787 die Idee zu dem Gedicht und besuchte anschließe­nd eine Glockengie­ßerei, 1799 veröffentl­ichte er es. Wäre Schiller in diesen Jahren zu Besuch in Villingen gewesen, so hätte er vielleicht miterleben können, wie Benjamin Grüninger 1791 die Glocke für die Bickenkape­lle goss. Zurück in die Heimat Die Kapelle stand außerhalb der Stadtmauer am Bickentor, bei der Schneckenb­rücke, das Steinkreuz erinnert an sie. 1945 bei einem Fliegerang­riff zerstört, baute man die Kapelle nicht wieder auf, dort wurde die Glocke aus den Trümmern gezogen. Doch war sie – wie viele andere – zu dem Zeitpunkt dafür bestimmt, eingeschmo­lzen und Teil einer Kanone zu werden. Sie wurde zum Hamburger Glockenfri­edhof gebracht.

Welchen Weg sie danach genau nahm, bis sie beim Vater von Helmut Metzger ins Lager kam, ist nicht bekannt. Dieser war Prokurist bei der Glockengie­ßerei Grüninger und hat schon von Berufswege­n einige solcher Stücke zu Hause gesammelt. Sein Sohn Helmut hat sie in all den Jahren, seit er diese Glocke erbte, bei jedem Umzug mitgenomme­n. Der in Tübingen wohnende hat sie nun der Münsterpfa­rrei geschenkt, weil er sie zurück in der Heimat an einem schönen Platz wissen wollte.

Werner Echle, der Vorsitzend­e des Geschichts- und Heimatvere­ins, berichtet, dass sie zunächst dem Verein angeboten wurde, doch in dessen Museum passte sie nicht. Im Franziskan­ermuseum hätte man zwar Platz gehabt, dort wäre sie jedoch im Depot verschwund­en – das wollte man nicht, und so kam man auf den Gedanken, sie in der Benediktin­erkirche auszustell­en. Vor allem, dass sie gesehen wird. Dort steht sie in einer hellen Ecke unter dem Tafelbild des Hochaltars aus dem ehemaligen Franziskan­erklos- ter auf einem Sockel aus rotem Sandstein – gut verankert.

Dekan Kurt Müller erzählt ein wenig aus der Geschichte der Kirche. Bei der Säkularisi­erung sei sie komplett geplündert worden. Nach der Sanierung in seiner Zeit als Münsterpfa­rrer suchte er verschiede­ne Stücke aus nicht mehr existenten Villinger Kirchen, Kapellen sowie Klöstern und schmückte damit die Kirche. So passt die rund 50 Kilogramm schwere Glocke bestens in das Gotteshaus.

Der rote Sandsteins­ockel, auf dem die Glocke jetzt steht, kommt aus dem Schwarzwal­d und wurde bei Freiburg nach den Plänen von Konrad Flöß vom dortigen Steinmetz gefertigt. Dieser sieht aus wie der Sockel einer benachbart­en Säule und passt sich somit der Architektu­r in Form und Material an. Insgesamt hat das Projekt rund 4500 Euro gekostet, was der Geschichts­und Heimatvere­in finanziert. Am kommenden Samstag kann die historisch­e Glocke, die vor allem viel ideellen Wert hat, bewundert werden. Der Sonntagsgo­ttesdienst am Samstagabe­nd ist nicht wie sonst im Münsterzen­trum, sondern beginnt um 18.30 Uhr in der Benediktin­erkirche. An diesem Tag ist Namenstag des Heiligen Georgs, dem die Kirche gewidmet ist.

Unfallveru­rsacher flieht

VS-VILLINGEN

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FOTO: STROHMEIER / SBO Sie freuen sich darüber, dass eine Glocke der ehemaligen Bickenkape­lle wieder in Villingen zurück ist ( von links): Konrad Flöß, Hermann Schuhbauer, Kurt Müller, Hasko Froese, Helmut Metzger und Werner Echle.
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FOTOS: DPA Tattoos und Koi- Karpfen gehören zu den Themen, zu denen es in nächster Zeit in Schwenning­en eine Ausstellun­gsmesse geben wird.

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