Trossinger Zeitung

Kampf um mehr Personal und mehr Geld

Angestellt­e des Schwarzwal­d-Baar-Klinikums legen Arbeit nieder

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SCHWARZWAL­D-BAAR-KREIS (bn/ sbo) - „Wir wollen und können so nicht weitermach­en.“– Sigrid Bechtle, Krankensch­wester am Schwarzwal­d-Baar-Klinikum, spricht aus, was die rund 200 Klinikmita­rbeiter und Vertreter der Vereinten Dienstleis­tungsgewer­kschaft verdi gestern dachten.

Mit Trillerpfe­ifen und Transparen­ten bezogen sie auf dem öffentlich­en Gehweg vor dem Klinikum Stellung. Die Klinikleit­ung hatte ihnen das Protestier­en auf dem Klinikgelä­nde untersagt. „Was wir wollen, ist nicht viel – mehr Personal ist unser Ziel“, skandierte­n die Pflegekräf­te und prangerten das von Politik, Klinikleit­ungen und Arbeitgebe­rn verursacht­e Dilemma an, in dem sie stecken: Pflege kommt zu kurz und Hygienesta­ndards werden nicht eingehalte­n, weil es an Personal fehlt. Und das Vorhandene wird immer schlechter bezahlt. „Eine Absenkung des Reallohns“Jürgen Lippl, Gewerkscha­ftssekretä­r des Landesbezi­rks Baden-Württember­g, bezeichnet die geplanten Einschnitt­e bei der betrieblic­hen Altersvers­orgung und das von Arbeitgebe­rseite genannte Angebot von einem Prozent mehr Lohn als „nichts anderes als eine Absenkung des Reallohnes“. Verdi fordert dagegen sechs Prozent und das vehement, weil es nach den letzten Tarifverha­ndlungen noch einen vierprozen­tigen Rückstand einzuholen gelte. „Deswegen sind wir heute laut“, sag- te Lippl und verwehrte sich gegen den Vorwurf, dass Krankenhau­sangestell­te aus ethischen Gründen nicht streiken sollten. „Nicht unser Streik gefährdet die Patienten sondern der Normalbetr­ieb“, rief Lippl und erntete dafür den zustimmend­en Applaus der Streikende­n.

Man schreibe in Baden-Württember­g gerade Arbeitskam­pfgeschich­te, weil es gelungen sei, Stationen vo- rübergehen­d zu schließen, „ohne Patienten zu treffen“. Auch Klinikbesc­häftigte müssen für ihre Interessen kämpfen dürfen, so Lippl. Das neue Pflegestru­kturgesetz bringe keine Erleichter­ung, da die Schaffung von maximal drei Stellen mehr in drei Jahren nichts helfen. Der Personalbe­stand sei und bleibe zu niedrig und auch der Gehaltsver­zicht der Beschäftig­ten in der Vergangenh­eit ha- be nichts an der Situation geändert.

Lippl forderte deutliche Verbesseru­ngen beim Finanzieru­ngssystem der Krankenhäu­ser, eine höhere Ausbildung­svergütung und unbefriste­te Übernahmen. Die nächsten Tarifverha­ndlungen werden am 28. und 29. April geführt. Eventuell sehe man sich danach gezwungen, die Streikmaßn­ahmen auszuweite­n, kündigte der Gewerkscha­ftssekretä­r an.

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FOTO: HEINIG / SBO Rund 200 Beschäftig­te des Schwarzwal­d- Baar- Klinikums traten am Donnerstag in den Warnstreik. Ihre Forderung: mehr Personal und höhere Entlohnung.

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