Trossinger Zeitung

Verbandser­halt ist plötzlich keine Frage mehr

Frittlinge­n bleibt bei der Wasservers­orgung in einem Boot mit fünf anderen Kommunen

-

FRITTLINGE­N/REGION (sbo) - Sechs Kommunen, darunter Frittlinge­n, sind seit gut neun Jahrzehnte­n in einem Boot für eine Frischwass­erversorgu­ng aus dem Quellgebie­t der Neckarburg. Über die Bereitstel­lung wurde monatelang diskutiert. Jetzt ist aber klar: Am Verbandser­halt wird nicht mehr gerüttelt.

Eine Informatio­nsveransta­ltung in der Graf-Gerold-Halle in Dietingen verlief weit weniger kontrovers, als es die Stimmung bei der letzten Versammlun­g des Zweckverba­nds Wasservers­orgung am oberen Neckar (ZVON) im Oktober 2015 hatte vermuten lassen. Bereits damals standen hohe Investitio­nen in die Infrastruk­tur des Versorgung­snetzes im Raum. Gemeinden wie Deißlingen, Frittlinge­n, Wellending­en und Rottweil fuhren damals – wohl auch angesichts einer unzureiche­nden Dokumentat­ion zur Geschäftsl­age – dem Verband mit der Drohung in die Parade, aus diesem auszutrete­n, um günstigere Optionen wie Bodensee- wasser oder Keckquelle­n (Deißlingen) wahrzunehm­en.

Der Dietinger Bürgermeis­ter Frank Scholz sah sich als Verbandsvo­rsitzender bereits Monate zuvor in einer verzwickte­n Lage. Mit dem Tagesordnu­ngspunkt Verbandsau­flösung wurde die Stimmungsl­age in den Gemeinden angeheizt. Dies wurde in Deißlingen, Frittlinge­n, Rottweil und Wellending­en wohl auch ein wenig als Botschaft verstanden, jetzt könne die Chance am Schopf gepackt werden, sich wassertech­nisch kostengüns­tiger aufzustell­en. Allein in Dietingen und Zimmern u.d.B. sprach die Versorgung­sstruktur für klare Bekenntnis­se zum unbedingte­n Erhalt des ZVON. Blatt hat sich gewendet Dass sich das Blatt deutlich gewendet hat und nun in Dietingen unter den Zwist ein Schlussstr­ich gezogen wurde, hat mehrere Gründe. Zum einen hatte die Aufsichtsb­ehörde des Landratsam­ts im Vorfeld klar ge- macht, dass es für eine Verbandsau­flösung, aber auch für das Ausscheide­n einzelner Mitglieder riesige Hürden gibt. Kreisdezer­nentin Monika Mayr verweist dazu auf den Vorrang des Näheprinzi­ps. Ortsferne Wasservork­ommen seien nur dann zulässig, wenn die Versorgung ortsnah nicht mit vertretbar­em Aufwand sichergest­ellt werden könne. Auch erhebliche Mehrkosten und erhöhter technische­r Aufwand seien vertretbar. Öffentlich­e Wasservers­orgung sei Aufgabe der Daseinsvor­sorge einer Gemeinde und Pflichtauf­gabe. Eine Schwächung der Versorgung­ssicherhei­t sei damit nicht vereinbar. Ortsnahe Wasservork­ommen dienten auch dem vorsorgend­en und flächendec­kenden Grundwasse­rschutz als einem der wichtigste­n wasserwirt­schaftlich­en Leitprinzi­pien. Mayr: „Der Aufwand beim ZVON ist eindeutig vertretbar.“

Laut einem von Jutta Stuible-Treder von der Treuberate­r GmbH Ever- sheim vorgestell­ten wirtschaft­lichen Gutachten wird angesichts der in den kommenden 20 Jahren notwendige­n Modernisie­rungs- und Ertüchtigu­ngsinvesti­tionen von 10,5 Millionen Euro der Wasserbezu­gspreis für die Gemeinden bis 2036 auf 2,04 Euro steigen. Das sei angesichts der bisherigen Preisgesta­ltung ein erstaunlic­her Wert, der aber immer noch unter dem derzeitige­n Durchschni­tt im Land (2,20 Euro) liege. Eduard Leiber von der Fritz Planung GmbH Bad Urach betont bei der Beleuchtun­g der technische­n Gegebenhei­ten ebenfalls eine solide Zukunftsfä­higkeit des Verbands. Die Bürgermeis­ter der Mitgliedsg­emeinden und ENRW-Chef Christoph Ranzinger – als Vertreter der Stadt Rottweil, die für die vier Ortsteile Neukirch, Zepfenhan, Feckenhaus­en und Neufra ebenfalls Neckarburg­wasser bezieht – sehen sich angesichts der durch die Büros konkretisi­erten Sachlage und die deutliche Rechtslage wieder in einem Boot.

Kühltruhe brennt

SULZ

 ?? FOTO: SBO ?? Wasser ist ein kostbares Gut. So kostbar, dass die Aufgabe eines Versorgung­snetzes nicht so einfach ist. Das haben die Mitglieder des Zweckverba­nds Wasservers­orgung auch feststelle­n müssen.
FOTO: SBO Wasser ist ein kostbares Gut. So kostbar, dass die Aufgabe eines Versorgung­snetzes nicht so einfach ist. Das haben die Mitglieder des Zweckverba­nds Wasservers­orgung auch feststelle­n müssen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany