Moculescus Märchenende bleibt möglich
Der VfB Friedrichshafen lässt den United Volleys keine Chance und macht das Finale klar
FRIEDRICHSHAFEN - Es hätte das letzte Spiel Stelian Moculescus sein können – war es aber nicht. Mit finsterer Entschlossenheit wahrte Meister VfB Friedrichshafen die Chance auf das Happy End einer unvergleichlichen Trainerkarriere und machte im 19. und letzten Jahr der Ära Moculescu die 17. Endspielteilnahme klar. Nach dem beeindruckenden 3:0 (25:19, 25:20, 25:14) gegen die United Volleys RheinMain geht’s am Sonntag wieder mal nach Berlin zum Gigantentreffen des deutschen Volleyballs gegen die Recycling Volleys – drei Siege machen den Meister. „Wir haben vielleicht nicht überragend gespielt, aber eine sehr, sehr disziplinierte Leistung gezeigt“, meinte VfB-Kapitän Simon Tischer. „Wir hatten heute wirklich Lust zu gewinnen, das hat man gesehen.“ Gäste-Trainer Warm kapituliert Es ist bekannte Trainerpflicht, keine öffentlichen Gedanken an eine mögliche Niederlage zu verschwenden. Andererseits ist – wie einst der Fußballlehrer Giovanni Trapattoni medienwirksam feststellte – „ein Trainer nicht eine Idiot“. Deshalb ahnte Michael Warm schon nach dem 0:3 in eigener Halle, was Sache ist. „Diese Niederlage können wir ganz locker akzeptieren“, hatte der Trainer der United Volleys angemerkt und schon mal vorsorglich Bilanz gezogen. „Wir sind über dem, was wir eigentlich erwartet hatten und zufrieden mit dem, was wir erreicht haben.“
Allzuviel Zuversicht für das entscheidende Spiel in Friedrichshafen war da nicht mehr herauszuhören. Es ist auch Warm bekannt, dass Siege deutscher Mannschaften in der ZFArena nach wie vor eine Seltenheit sind, und gar zwei Siege in Folge sind allein Berliner Recht, nicht Frankfurter. „Wenn sie so spielen, wird’s schwer“, meinte Warm. „Wir haben uns gefreut über den Sieg in Friedrichshafen, aber das ist hier kein Wunschkonzert – und heute ist Realität.“
Am Donnerstag war dann nochmal Realität, der VfB trat noch dominanter auf als in Frankfurt. In Spiel 3 einer solchen Serie sind alle Geheimnisse ausgetauscht, beide Trainer schickten wie in Frankfurt ihre der- zeit besten Formationen aufs Feld. Beim VfB heißt das, dass die „sechs besten Aufschlagspieler“, wie Warm am Samstag festgestellt hatte, enormen Druck entfachen. Das klappte am Anfang noch nicht, drei Aufschlagfehler verschafften den United Volleys einen 4:3-Vorsprung. Es folgte der erste Blockpunkt (Maximiliano Gauna) und das erste Ass (Sergey Nalobin) – und von da an lief es beim VfB. Und die Frankfurter hinterher. Mehrfach konnten die Gäste aus dem ersten Fünf-Punkte-Rückstand bei 11:6 einen Drei-Punkte-Rückstand machen, aber nach dem 20:17 war’s auch damit vorbei. Größten Anteil daran hatte der glänzend aufgelegte Baptiste Geiler, der gleich neun Punkte beisteuerte.
Ohne Anlaufprobleme startete der VfB den zweiten Durchgang, aber nach einer 6:2-Führung und ei- ner Auszeit von Warm artete der Satz in Arbeit aus. Sichtbares Zeichen: Im Gegensatz zum ersten Spielabschnitt musste auch Moculesu seine Truppe zweimal zur Besinnung am Spielfeldrand zusammenrufen – der schöne Vorsprung war bei 6:5 und 22:20 arg geschrumpft. Erst gegen Ende wurden es wieder mehr als drei Punkte. Ein sehr schön herausgespielter Angriffspunkt von Geiler, der nach dem furiosen Auftakt etwas durchschnaufen musste, leitete den Schlussspurt ein, und den ersten Satzball steuerte Frankfurts Spielmacher Jan Zimmermann mit einem Zuspielfehler ein. Erfolgreichster Punktesammler diesmal: Adrian Gontariu (6).
Einmal noch stemmte sich das famose junge Team der United Volleys gegen das Unvermeidliche und verkürzte den frühen Vier-Punkte- Rückstand im dritten Satz auf 8:9. Danach brach der Widerstand der Hessen erstmals zusammen – im elften Satz des Halbfinalvergleichs. Zeichen der Friedrichshafen Stärke: Diesmal machte Björn Andrae die meisten Punkte (7) – und zum Allerbesten wurde Spielmacher Simon Tischer gewählt, der an diesem Abend glänzend Regie führte. VfB: Tischer 1 Punkt, Gontariu 13, Geiler 13, Andrae 13, Gauna 9, Nalobin 6, Perry ( Kocian, Finger). – RheinMain: Zimmermann 2 ( Hopt), Dünnes 11 ( P. Wolf 2), Reichert 2, Klobucar 3 ( Fraser), Bauer 4, Escher 4 ( Krick 1), Ringseis. – Aufschlag 10: 1, Angriff 36: 22 ( 53: 41%), Block 9: 6, Fehler 24: 20, Annahme 67: 37% ( 21: 9% perfekt). – Zuschauer: 2246.