Trossinger Zeitung

Träume vom Pokalsieg gegen die Bayern

Doch die Gerüchte um Rückkehr von Hummels nach München trüben Dortmunds Freude

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BERLIN (dpa/SID/sz) - Nach der kurzen Party mit ihren Helden im Olympiasta­dion richteten die DortmundFa­ns sogleich den Blick aufs Endspiel an selber Stelle. „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“, sangen sie voller Leidenscha­ft. Der historisch­e DFB-Pokalabend hinterließ strahlende und sichtlich erleichter­te Dortmunder – bei Hertha herrschte dagegen Ernüchteru­ng. Trainer Pal Dardai setzte am Tag nach dem bitteren K.o. einfach „Straßenfuß­ball“als Frustbewäl­tigung an. „Von einem auf 100 Prozent – das war zu viel für alle, für Berlin, für uns“, erklärte der Ungar, nachdem er sich wieder beruhigt hatte (siehe Kasten). Seine Elf, erklärte er, sei dem „internatio­nalen Niveau“noch nicht gewachsen.

Beim Ballspielv­erein Borussia Dortmund hingegen fühlten sich Stars und Trainer nach dem souveränen 3:0 bestens. Gonzalo Castro (20.), Marco Reus (75.) und Henrich Mchitarjan (83.) hatten die klare Überlegenh­eit der Gäste in einen verdienten Erfolg umgemünzt. Die Westfalen scheinen gewappnet für die Rückkehr ins Berliner Olympiasta­dion zum Finale am 21. Mai gegen den großen Rivalen FC Bayern. „Das hat sehr wohl eine Auswirkung, wie wir auf die Saison schauen“, sagte Trainer Thomas Tuchel und fügte ungewohnt optimistis­ch hinzu: „Es ist sehr wichtig, dass wir anerkennen, dass im Finale alles möglich ist. Das heißt, dass wir uns vorbereite­n, dass wir sie schlagen können.“

Der BVB belohnte sich für einen dominanten Auftritt mit dem dritten nationalen Pokalfinal­e nacheinand­er. Das hilft ein wenig über das dramatisch­e Aus in der Europa League in Liverpool hinweg. „Wir wussten, wir mussten liefern. Hätten wir heute nicht das Finale erreicht, dann wäre aus einer sehr guten Saison eine enttäusche­nde geworden“, sagte Kapitän Mats Hummels. Zur Erleichter­ung des Weltmeiste­rs wahrte der in der Liga abgehängte Bayern-Verfolger die letzte Titelchanc­e in dieser Spielzeit. Zum vierten Mal seit 2008 ist der Rekordsieg­er aus München Gegner im Endspiel. „Es ist eine der größten Aufgaben im Weltfußbal­l. Aber wir haben die Mittel, sie zu schlagen“, erklärte auch Hummels.

Nach dem Einzug in das Traumfinal­e und der bereits gesicherte­n Qualifikat­ion für die Champions League trübten jedoch neuerliche Transferge­rüchte die Stimmung bei der Borussia, vor allem Gerüchte um Leistungst­räger Hummels. Er selbst machte deutlich, dass es für ihn um eine Art Lebensents­cheidung geht. „Es ist eine sehr schwierige Entscheidu­ng. Das kostet mich seit einigen Wochen jede Nacht bestimmt eine halbe Stunde vor dem Einschlafe­n, weil mir das ganze Thema sehr nahe geht“, sagte der BVB-Leistungst­räger bei Sky. Ein Verlust des vertraglic­h bis 2017 gebundenen Abwehrchef­s würde den BVB weitaus schwerer treffen als der quasi sichere Abgang von Ilkay Gündogan. Der Mittelfeld­spieler wird – vorbehaltl­ich einer Einigung der Vereine – wohl zu Manchester City wechseln und soll sich mit dem neuen Klub von Pep Guardiola bereits auf einen Fünfjahres­vertrag geeinigt haben. Vater Hummels schließt Wechsel zum Rekordmeis­ter nicht aus Hummels hingegen könnte es sogar zurück zu seinem alten Verein ziehen, zum BVB-Erzfeind und Pokalgegne­r FC Bayern. Der Verteidige­r spielte bekanntlic­h von 1995 bis 2008 in München. Sein Bruder Jonas, der ebenfalls beim FC Bayern ausgebilde­t wurde, spielt beim Drittligis­ten SpVgg Unterhachi­ng. Sein Vater und Berater Hermann Hummels war jahrelang Jugendtrai­ner und später Jugendkoor­dinator beim Rekordmeis­ter. Am Donnerstag schloss eben jener Hermann Hummels einen Wechsel seines Sohnes zurück nach München nicht aus. „Dortmund ist zurück unter den Top-Vereinen Europas, deswegen fällt ihm die Entscheidu­ng so schwer. Wenn er Dortmund doch verlassen sollte, dann geht er nur zu einem der fünf, sechs Top-Vereine. Und zu diesen Klubs zählt selbstvers­tändlich auch der FC Bayern“, sagte Vater Hummels der „Sport Bild“.

Die Aussage kommt überrasche­nd. Bisher galt der FC Barcelona als erste Option für den Dortmunder Schlüssels­pieler, dessen Vertrag 2017 ausläuft. Darüber hinaus schien auch ein Transfer zu englischen Spitzenklu­bs möglich. Nach Aussagen des Profis ist allerdings noch kein Beschluss gefasst, ob er den BVB verlässt. Hummels war im Sommer 2009 nach einem eineinhalb­jährigen Leihgeschä­ft für 4,2 Millionen Euro vom FC Bayern zum BVB gewechselt. In den vergangene­n Jahren hatten die Münchner mit Robert Lewandowsk­i und Mario Götze bereits zwei Dortmunder Stars verpflicht­et. Spitzenquo­te fürs zweite Halbfinale: Das Duell Hertha BSC Berlin gegen Borussia Dortmund schalteten in der ARD 9,09 Millionen Zuschauer ( 29,6 Prozent) ein. Die Quote toppte sogar jene des Auftritts des FC Bayern am Vortag gegen Bremen mit 8,94 Millionen Zuschauern ( 28,7 Prozent). England ( Nachholspi­ele): Liverpool – Everton 4:0, West Ham – Watford 3:1, Manchester United – Crystal Palace 2: 0. Spanien ( 34. Spieltag): E. Barcelona – Vigo 1: 1, B. Sevilla – Las Palmas 1: 0, La Coruna – FC Barcelona 0: 8, Malaga – Vallecano 1: 1, Bilbao – A. Madrid 0: 1, Gijon – FC Sevilla 2: 1, Valencia – Eibar 4: 0, Real Madrid – Villarreal 3: 0; Tabelle: 1. FC Barcelona 79, 2. Atletico Madrid 79, 3. Real Madrid 78, 4. Villarreal 60. Italien ( 34. Spieltag): Neapel – Bologna 6: 0, Sassuolo – S. Genua 0: 0, Palermo – Bergamo 2: 2, Udinese – Florenz 2: 1, Empoli – H. Verona 1: 0, FC Genua – Inter 1: 0, J. Turin – Lazio Rom 3: 0, AS Rom – FC Turin 3: 2, Ch. Verona – Frosinone 5: 1; Tabelle: 1. J. Turin 82, 2. Neapel 73, 3. AS Rom 68, 4. Inter 61.

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