Abgas-Skandal weitet sich aus
Alle deutschen Hersteller außer BMW müssen Autos zurückrufen – VW mit Milliardenverlust
BERLIN/WOLFSBURG (dpa) - Die von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) angeordneten Abgas-Nachmessungen zwingen deutsche Autobauer zum Rückruf von rund 630 000 Fahrzeugen. Bei den betroffenen Wagen von Audi, Mercedes, Opel, Porsche und VW müsse die Technik zur Abgasreinigung bei bestimmten Temperaturen geändert werden, hieß es am Freitag aus Regierungskreisen in Berlin.
Das Bundesverkehrsministerium bezweifelt bei 22 von 53 untersuchten Diesel-Automodellen, dass die Abgasreinigung richtig läuft. Dies geht aus dem Bericht zu Nachmessungen hervor, den Dobrindt am Freitag in Berlin vorstellte. Zu den Herstellern der 22 Fahrzeugtypen gehören alle deutschen Autobauer bis auf BMW.
Zwar fanden die Prüfer bei Straßentests auch in den Abgasen von BMW-Dieselautos erhöhte StickoxidWerte. Diese Fahrzeuge gehören jedoch nach Einschätzung des Kraftfahrtbundesamtes (KBA) in eine Gruppe von Autos, bei denen sich das Herunterregeln der Emissionsreduzierung bei bestimmten Temperaturen mit einem „Bauteil-Schutz“erklären lässt.
Fahrzeuge mit einer „Abschalteinrichtung wie bei VW“seien bei den Untersuchungen nicht entdeckt worden, hieß es. Volkswagen hat in seiner Abgas-Affäre eine illegale Software eingesetzt, die Werte für den Ausstoß von Stickoxiden im Testbetrieb drückt. Unabhängig davon stellen viele Hersteller die Abgastechnik so ein, dass die Filter erst ab einer bestimmten Außentemperatur arbeiten. Das ist laut EU-Richtlinien legal.
Angesichts der Kosten für den Abgas-Skandal muss VW indes den größten Verlust seiner Konzerngeschichte verkraften. 2015 lag das Ergebnis bei minus 1,6 Milliarden Euro. Das teilte Europas größter Autobauer am Freitag in Wolfsburg mit. 2014 stand noch ein Gewinn von knapp elf Milliarden Euro in den Büchern.
Der VW-Vorstand stellt angesichts der Krise seinen Anspruch auf Bonuszahlungen teils zurück, muss aber keinen endgültigen Verzicht hinnehmen. Der Konzern behält 30 Prozent der variablen Vergütung ein. Das Geld werde in Aktien umgewandelt und geparkt, erklärte der VW-Aufsichtsrat und niedersächsische Ministerpräsident Stephan Weil (SPD).