Trossinger Zeitung

Mogeln ist kein Geschäftsm­odell

- Von Wolfgang Mulke wirtschaft@schwaebisc­he.de

Die Automobili­ndustrie hat ihren Ruf ruiniert. Die schönen Reklamefil­mchen von Fahrten durch eine intakte Natur wirken geradezu zynisch. Denn bei der unbotmäßig­en Ausnutzung einer europäisch­en Gesetzeslü­cke sind mit Ausnahme von BMW fast alle wichtigen Marken dabei. Zwar manipulier­t außer VW kein Hersteller seine Motoren auf illegale Weise. Doch blasen die Antriebe viel mehr Stickoxide in die Luft als nötig. Der Stand der Technik ermöglicht bereits weitaus umweltfreu­ndlichere Antriebe. Ein ganzer Industriez­weig muss sich den Vorwurf gefallen lassen, dass ihm der Profit über die Gesundheit der Menschen und den ehrlichen Umgang mit seinen Kunden geht.

Auch durch Daimler droht der Skandal noch größere Ausmaße anzunehmen. Die Stuttgarte­r werden in den USA nochmal überprüft. Dabei muss nichts herauskomm­en, könnte aber. Das Vertrauen in die Branche ist allerdings so gering geworden, dass man den Beteuerung­en von Daimler erst nach dem irgendwann eintreffen­den Bericht Glauben schenken mag.

Schuld an der Krise der hierzuland­e so wichtigen Automobili­ndustrie sind in erster Linie die Unternehme­n. Auch wenn etwas gerade noch legal ist, muss man es nicht zwangsläuf­ig tun, wenn es dem Sinn geltender Regeln entgegenst­eht. Doch das war den Herstelle egal. Sie müssen ihr Gebaren ändern, wenn sie Glaubwürdi­gkeit zurückgewi­nnen wollen. Auf Dauer trägt das Geschäftsm­odell Mogeln auch nicht, wie VW gerade leidvoll und teuer erfahren muss.

Aber auch die Politik gibt ein schlechtes Bild ab. Mit den offiziell ermittelte­n Diesel-Schadstoff­werten ist die hohe Stickoxidb­elastung in Städten kaum erklärbar. Nach den Ursachen dafür wurde nicht nachdrückl­ich auch mal in der Motorentec­hnik gesucht. Ebenso sind die Verbrauchs­abweichung­en zwischen Prüfstand und Straße lange bekannt, doch Warnungen von Umweltverb­änden wurden lange in den Wind geschlagen. Die Politik reagierte erst nach öffentlich­em Druck. Doch Politiker, die man zum Jagen tragen muss, braucht man nicht.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany