Kurort will keine Schweinezucht
Stadt Bad Dürrheim will Pläne für größte Schweinezucht im Südwesten vereiteln
BAD DÜRRHEIM (sz) - Die Stadt Bad Dürrheim (Schwarzwald-Baar-Kreis) wehrt sich gegen den Bau einer große Schweinezuchtanlage. Um das Projekt zu verhindern, hat der Gemeinderat des Kurorts jetzt den Bebauungsplan geändert. Der Landwirt, der das Projekt vorantreibt, erwägt rechtliche Schritte dagegen. Der Zuchtbetrieb wäre der größte seiner Art im Südwesten.
BAD DÜRRHEIM - Urban Messner, Landwirt im Bad Dürrheimer Stadtteil Oberbaldingen (SchwarzwaldBaar-Kreis), plant die größten Schweinezuchtanlage Baden-Württembergs. Das Millionen-Projekt unweit der A 81 soll 5544 Muttersauen und 1362 Ferkelplätze mit einer jährlichen Produktion von rund 30 000 Ferkeln umfassen. Doch die Stadt Bad Dürrheim wehrt sich mit allen Mitteln dagegen. Am Donnerstagabend hat der Gemeinderat einstimmig einen Bebauungsplan beschlossen, der Messners Pläne praktisch auf die Hälfte stutzt.
Der Streit zieht sich mittlerweile nahezu schon fünf Jahre hin. Er dreht sich um die Gegensätze Kurstadt versus Stallgeruch, und beide Seiten kämpfen mit hohem Einsatz. Die Stadt Bad Dürrheim, ein heilklimatischer Kurort, hat bisher bereits knapp eine Million Euro für Gutachten, Anwälte und Verwaltungskosten ausgegeben. „Wir sind mit 630 000 Übernachtungen pro Jahr eine der größten Tourismus-Destinationen im Land“, konstatiert Hauptamtsleiter Markus Stein. „Geruchsbelästigungen könnten zu einem nicht absehbaren Einbruch und Imageschaden führen. Das können wir uns nicht leisten. Unsere Kurgäste wollen sich ja auch in der Umgebung genießen.“ Wo, wenn nicht im „Suuländle“Der Hof von Urban Messner steht mitten in einem Gebiet der Ostbaar, die man früher „Suuländle“(Sauländle) nannte. Wo, wenn nicht hier, soll man eine Schweinezucht-Anlage bauen?, fragt er. Messner ist ein eher besonnener Mensch – und vor allem ein leidenschaftlicher Landwirt. Das Großprojekt, das Investitionen von mehreren Millionen Euro erfordert, hat er eingehend im Familienrat diskutiert. Ergebnis: Drei seiner fünf Kinder sind bereit, den Hof zu übernehmen, aber sie lassen auch keinen Zweifel daran, dass es nur mit der geplanten Größe Sinn macht.
Und deshalb hat die Familie Messner auch mit allen rechtlichen Mitteln gekämpft – bisher indes vergebens. Die Stadt, unterstützt von einer engagierten Bürgerinitiative, verhängte eine Veränderungssperre über das Gebiet, was zunächst alle Pläne verhinderte. Dagegen ging Messner mit einer Klage vor, scheiterte aber sowohl vor dem Verwaltungsgerichtshof als auch in letzter Instanz vor dem Bundesverwaltungsgericht. Frist läuft Anfang August aus Zweimal verlängerte die Stadt Bad Dürrheim die Veränderungssperre und kam zuletzt in Zugzwang, weil die letzte Frist am 1. August endet. Bis dahin muss ein rechtsgültiger Bebauungsplan vorliegen. Eigentlich sollte er das gesamte „Suuländle“umfassen. Doch weil immer mehr Einsprüche von Bauern kamen und der Verwaltungsaufwand unübersehbar wurde, beschränkt sich die Stadt auf Messners Plangebiet, das etwa 500 Meter von seinem jetzigen Hof entfernt liegt.
Den Entwurf hat der Gemeinderat am Donnerstagabend verabschiedet. Demnach sind nur noch etwa 560 statt 1362 Muttersauen und insgesamt rund 2000 statt 5544 Ferkelplätze möglich. Die beiden Stallgebäude sollen von bisher insgesamt 220 Meter auf etwa 100 Meter Länge und von 50 auf 38 Meter Breite reduziert werden. „Damit ist für den Betrieb eine sinnvolle Entwicklung möglich“, hieß es einhellig im Gemeinderat.
Doch die Messners sehen das anders. Michael Messner, der älteste Sohn, nennt die Einschränkung „ein No-Go“. Noch ist keine Entscheidung über rechtliche Schritte gefallen, aber Michael Messner gibt schon mal die Richtung vor. „Wir werden die Unterlagern genau prüfen und dann im gegebenen Fall eine Normenkontrollklage anstrengen.“