Trossinger Zeitung

Ruf nach Gesetz für sozialere Textilprod­uktion

Rana-Plaza-Katastroph­e jährt sich zum dritten Mal – Kritiker fordern Firmenpfli­chten

- Von Hannes Koch

BERLIN - Am Sonntag, dem 24. April, jährt sich die Katastroph­e zum dritten Mal. Beim Einsturz der Textilfabr­ik Rana Plaza 2013 starben über 1100 Menschen, über 2400 wurden verletzt. Der Unfall zeigte, wie gefährlich die Arbeitsbed­ingungen in der Textilprod­uktion waren und oft noch sind. Unternehme­n wie H&M, KiK, Aldi oder Primark gerieten unter Druck. Doch noch immer hat die Bundesregi­erung keine gemeinsame Antwort gefunden, wie sie die Zustände in den Zulieferfi­rmen der Bekleidung­skonzerne verbessern will.

Für Fortschrit­te sorgen soll auch der „nationale Aktionspla­n Wirtschaft und Menschenre­chte“, an dem die Bundesregi­erung arbeitet. Im Mai sei der Beschluss des Kabinetts zu erwarten, heißt es aus dem Bundesmini­sterium für Wirtschaft­liche Zusammenar­beit (BMZ). Regelmäßig­e Kontrollen der Gebäudesic­herheit, ausreichen­de Notausgäng­e, wirksamer Brandschut­z, Einhaltung der Maximalarb­eitszeit, existenzsi­chernde Löhne – solche Standards sollen die Textilkonz­erne, die in Deutschlan­d verkaufen, künftig einhalten.

Die Frage ist jedoch, ob die Regierung die Firmen nur auffordert, das zu tun, oder ob sie sie mit einem Gesetz zwingt. Christoph Strässer (SPD), der ehemalige Menschenre­chtsbeauft­ragte im Auswärtige­n Amt, sagt: „Der Aktionspla­n muss verbindlic­he Regeln für die Sorgfaltsp­flichten der Unternehme­n enthalten. Außerdem brauchen wir die Option eines Gesetzes.“Währenddes­sen sperrt sich das Wirtschaft­sministeri­um gegen zu harte Vorschrift­en.

Die Organisati­onen Amnesty Internatio­nal, Brot für die Welt, Germanwatc­h und Oxfam, die sich für die Beschäftig­ten der Zulieferfa­briken einsetzen, halten die Linie der Regierung für insgesamt zu weich. Sie fordern die Bundesregi­erung auf, sofort ein Gesetz zu machen. „Die Erfahrung hat gezeigt: freiwillig­e Sozialund Umweltstan­dards reichen nicht aus“, sagt Cornelia FüllkrugWe­itzel, die Präsidenti­n von Brot für die Welt. „Die meisten Unternehme­n werden erst dann wirklich aktiv, wenn man sie rechtlich dazu verpflicht­et.“Die Organisati­onen haben einen Gesetzentw­urf vorgelegt, der in Deutschlan­d ansässige Unternehme­n erstmals verpflicht­en würde, wesentlich­e menschenre­chtliche Risiken in ihren Auslandsge­schäften zu prüfen und ihnen vorzubeuge­n.

Unabhängig von der Debatte über den Aktionspla­n hat der Rana-PlazaSchoc­k aber einige Fortschrit­te ausgelöst. So organisier­te CSU-Entwicklun­gsminister Gerd Müller das Textilbünd­nis, dem mittlerwei­le 180 Organisati­onen und Unternehme­n beigetrete­n sind – auch einige große der Branche wie Adidas und Puma. Sie einigten sich darauf, existenzsi­chernde Löhne in den Zulieferfa­briken zu zahlen. Einen Zeitplan gibt es dafür freilich nicht. Trotzdem macht auch die Kampagne für Saubere Kleidung im Textilbünd­nis mit.

Newspapers in German

Newspapers from Germany