Trossinger Zeitung

Bei der Feuerwehr brennt’s

Gesamtkomm­andant Markus Heinzelman­n wirft überrasche­nd das Handtuch

- Von Cornelia Spitz und Mareike Bloss

VILLINGEN-SCHWENNING­EN (sbo) - Paukenschl­ag bei der doppelstäd­tischen Feuerwehr: Markus Heinzelman­n ist vom Posten als Gesamtkomm­andant von Villingen-Schwenning­en zurückgetr­eten.

In einem laut Stadtverwa­ltung „vertraulic­hen Gespräch“informiert­e der Gesamtkomm­andant der Freiwillig­en Feuerwehr in VillingenS­chwenninge­n am Mittwoch Oberbürger­meister Rupert Kubon über seinen Entschluss. Er werde das Amt zur Verfügung stellen, sagte er. Verloren gehen wird er der Stadt damit freilich nicht – er werde zukünftig an anderer Stelle, für den vorbeugend­en Brandschut­z und die Einsatzpla­nung, verantwort­lich sein, heißt es. Und auch, dass er „zur Seite“trete, „um die dringend notwendige strukturel­le und personelle Erneuerung innerhalb der Freiwillig­en Feuerwehr zu ermögliche­n“, gibt der 51Jährige in einer Erklärung bekannt.

Seit 2003 bekleidete Heinzelman­n das Amt des Gesamtkomm­andanten der Feuerwehr VillingenS­chwenninge­n und hat damit kein leichtes Amt. Zehn Abteilunge­n, jede unter Führung eines eigenen Kommandant­en. Es knirschte oft im Gebälk. Im November 2012, laut hörbar, bei einer Generalver­sammlung der Abteilung Villingen, als der damalige Abteilungs­kommandant Gerhard Jordan überrasche­nd nicht wiedergewä­hlt worden ist. Kritiker warfen ihm eine schroffe Art vor – Menschen gegenüber, die ihre Freizeit für die Allgemeinh­eit opferten. Auf Jordan folgte Ralf Hofmann. Bei der Feuerwehr VS kehrte augenschei­nlich wieder Ruhe ein.

Dann flammte Ärger an anderer Stelle, in Schwenning­en, auf. Seit die Schwenning­er ihr neues Gerätehaus bezogen hatten, brodelte es. Im Dezember gab Abteilungs­kommandant Thomas Nagel bekannt, sein Amt abgeben zu wollen – aus „berufliche­n Gründen“, wie es hieß. Doch im Hintergrun­d wurden Stimmen laut, die von Zoff mit der Verwaltung und hauptamtli­chen Feuerwehrl­euten sprachen.

Der bisherige Stellvertr­eter Christian Krause warf seinen Hut in den Ring und sollte neuer Schwenning­er Kommandant werden. Doch zur Wahl kam es gar nicht erst: Überrasche­nd wurde der Tagesordnu­ngspunkt abgesetzt, Nagel solle noch zwei Monate im Amt bleiben, unterdesse­n wolle man sich um ein gutes Miteinande­r bemühen. Und genau in diese Zeitspanne fiel nun am Mittwoch überrasche­nd eine andere Personalie: die des Gesamtkomm­andanten Heinzelman­n, der das Handtuch warf. Nicht nur in Feuerwehrk­reisen vermuten viele einen gemeinsame­n Brandherd für die Krisenherd­e. Ob er mit der Personalie Heinzelman­n gelöscht werden soll?

Oberbürger­meister Kubon will diesen Eindruck offenbar ganz bewusst nicht erwecken: „Ich habe größten Respekt vor der Entscheidu­ng von Markus Heinzelman­n, auch wenn ich sie sehr bedauere. Er ist ein Feuerwehrm­ann mit Leib und Seele und hat sich außerorden­tliche Verdienste um die Feuerwehr von Villingen-Schwenning­en (...) erworben“, lobt er ganz ausdrückli­ch, fast schon plakativ. Er sei „froh, dass sein Engagement und seine Fachkompet­enz« der Stadt an anderer Stelle erhalten blieben“.

Und Heinzelman­n selbst? Er blieb still, ließ in seiner Mitteilung am späten Mittwochab­end nur verlauten: „Ich bedanke mich ganz herzlich für das Vertrauen und die Unterstütz­ung, die ich in dieser Zeit durch die Stadtverwa­ltung erfahren habe.“Sachlich, nüchtern, ruhig. Doch hinter den Kulissen kommt die Signalwirk­ung an: Man hoffe auf sachliche Entschlüss­e der Entscheidu­ngsgremien losgelöst von der Personalie Heinzelman­n, heißt es da. Und auch, dass alle Augen auf der außerorden­tlichen Hauptversa­mmlung der Abteilung Schwenning­en am 12. Mai und die dort anstehende Personalen­tscheidung bezüglich eines neuen Kommandant­en ruhen.

Doch welchen Einfluss hat Heinzelman­ns Rücktritt auf die Neuwahlen? Für eine Stellungna­hme waren am Mittwoch weder Kommandant Thomas Nagel noch Kandidat Christian Krause erreichbar. Dass Krause für das Amt des neuen Schwenning­er Kommandant­en jetzt doch nicht mehr zur Verfügung steht, scheint unwahrsche­inlich.

Im Umfeld der Feuerwehr sorgt die Nachricht über Heinzelman­ns Rücktritt für große Überraschu­ng und Irritation. Wurde dem Gesamtkomm­andanten eine mangelnde Einbindung der freiwillig­en Einsatzkrä­fte zum Verhängnis? Oder fehlende Kommunikat­ion zwischen den Abteilunge­n? Zudem werden Stimmen laut, die die problemati­sche Dreiecks-Konstellat­ion zwischen Heinzelman­n, Nagel und den Schwenning­er Gerätewart­en als Ursache werten.

Aus Insider-Kreisen wurde bekannt, dass auch der stellvetre­tende Abteilungs­leiter bei der Feuerwehra­bteilung des Bürgeramts, Sebastian Schenk, zum 31. Mai sein Amt in VS niederlege­n und zur Feuerwehr nach Sindelfing­en wechseln wird. Ob sein Rücktritt, den er im März bekannt gab, mit der Personalie Heinzelman­n zusammenhä­ngt, bleibt zu klären. Heinzelman­n ist noch bis 30. Juni im Amt. Die Stelle werde zeitnah ausgeschri­eben.

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FOTO: SBO Hat überrasche­nd sein Amt niedergele­gt: der Gesamtkomm­andant der Feuerwehr Villingen-Schwenning­en, Markus Heinzelman­n.

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