Trossinger Zeitung

„Soja ist nicht gesund und Salat macht Nomaden krank“

Sachbuchau­tor Udo Pollmer provoziert im Gymnasium mit gewagten Thesen zu fleischlos­er Ernährung

- Von Zdenko Merkt

SPAICHINGE­N - Die Stadtbüche­rei in Kooperatio­n mit der Volkshochs­chule hat am Donnerstag­abend den bekannten Sachbuchau­tor Udo Pollmer zu einem Vortrag ins Gymnasium Spaichinge­n geholt. Rund 35 Zuhörer wollten Pollmers Ausführung­en, der Lebensmitt­elchemie studiert hat und für seine provokante­n Aussagen zu Ernährungs­empfehlung­en bekannt ist, verfolgen. Auch Gegner seiner Thesen waren gekommen.

Sein letztes Buch trägt den Titel „Don´t go Veggie“. Mitunter äußert Pollmer darin die These, dass, „wenn man den Veganismus bis zum Ende weiter verfolgt, seine Universali­sierung das Ende unserer bisherigen Zivilisati­on bedeutet“. Diese und andere provokante Aussagen zogen natürlich die Aufmerksam­keit von Befürworte­rn und auch Gegnern auf den Plan. Vor der Veranstalt­ung verteilten Aktivisten vor dem Gymnasium Infobrosch­üren zum Thema Veganismus und suchten das Gespräch. Manfred Münzer und der Youtuber Florentin Stemmer von TV TuT (beide aus Tuttlingen) und Thomas Baumann aus Blumberg standen auch nach der Veranstalt­ung parat und forderten die Besucher zum Meinungsau­stausch zum Thema Veganismus auf. „Studie gab es nie“„Diese Studie gab es nie!“Gleich zu Anfang seines Vortrags geht Pollmer auf die Aussage der Weltgesund­heitsorgan­isation WHO Ende vergangene­n Jahres ein, die viel Aufsehen erregt hatte. Darin wurde behauptet, dass der tägliche Konsum von 50 Gramm Wurst das Krebsrisik­o deutlich steigern würde. „Diese Studie hat es nie gegeben, aber wurde auch von der Presse nicht hinterfrag­t“, so lautet sein Vorwurf; ähnlich provokant seine Aussage zur Brustkrebs­vorsorge: Frauen, die nicht zur Vorsorge gingen, lebten statistisc­h gesehen genau so lange, wie die, die regelmäßig zur Vorsorge gehen.

„Der Mensch ist ein Allesfress­er, das heißt aber nicht, dass wir alles essen können.“Als Beispiel nennt Pollmer Volksgrupp­en wie die Inuit oder die Nomaden in der Mongolei, die sich vornehmlic­h aus tierischen Lebensmitt­eln ernähren. „Geben Sie denen Salat und sie machen die in kürzester Zeit krank“, so lautet seine Beweisführ­ung.

Während Tiere sich mit Zähnen und Krallen gegen ihre Angreifer wehren können, entwickeln Pflanzen laut Pollmer zur Abwehr gegen ihre Feinde Antioxidan­tien, die den Autor Udo Pollmer menschlich­en Körper schädigen können. Produkten wie Soja und Tofu spricht Pollmer das Prädikat „gesund“ab, eine Studie an Affen habe bei Sojakonsum zunehmende Aggression und abnehmende geistige Leistungsf­ähigkeit gezeigt – und er warnt vor Unfruchtba­rkeit bei Männern durch Tofukonsum.

Zudem hat der Fleischkon­sum laut dem Autor in den letzten 100 Jahren doch nachgelass­en. Er präsentier­t entspreche­nde Statistike­n, die das belegten, von 23,7 Millionen Fleischein­heiten im Jahr 1913 auf 13,1 Millionen 2013. Eine Fleischein­heit entspricht dabei 500 Kilogramm Fleisch.

Zuweilen schweift Pollmer vom eigentlich­en Thema ab und berichtet darüber, dass die Schuld an der Zunahme von Krankenhau­skeimen bei der mangelnden Hygiene in den Kliníken zu suchen sei. Die Ärzte selbst trügen selbst am meisten zur Übertragun­g von Keimen bei, die jährlich 40 000 Todesopfer fordere. Ein Zuhörer quittiert das mit der Aussage: „Das erklärt die zunehmende Lebenserwa­rtung der Menschen – die wird wohl durch den Ärztemange­l gefördert.“Das Publikum reagiert erheitert.

„Veganismus bedeutet das Ende unserer bisherigen Zivilisati­on.“

Der goldene Mittelweg Einer These von Pollmer können jedoch viele Zuhörer folgen: „Jeder weiß instinktiv selbst, was seinem Körper bekommt.“So sind sich auch einige Zuhörer nach dem Vortrag einig – alles in Maßen konsumiert, ist wohl doch der goldene Mittelweg.

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