Trossinger Zeitung

Nahwärmepr­ojekt ist vorerst gescheiter­t

Interesse der Böttinger ist nicht groß genug – Hauptgrund sind die niedrigen Heizölprei­se

- Von Michael Hochheuser

BÖTTINGEN - Fürs erste gescheiter­t ist das Nahwärmene­tz in Böttingen. Nachdem das Interesse der Bürger an den Plänen der Singener Firma Solarcompl­ex zunächst groß war, war die Zahl derer, die sich beteiligen wollten, letztlich nicht so groß, um aus Sicht des Unternehme­ns rentabel arbeiten zu können. Ein wesentlich­er Grund für die Zurückhalt­ung waren die niedrigen Heizölprei­se.

Das 13. Bioenergie­dorf, das Solarcompl­ex realisiere­n würde, sollte Böttingen werden. Unter Verwendung der Abwärme der Biogasanla­ge Mattes und einer Holzhacksc­hnitzelVer­brennungsa­nlage sollten die Böttinger ab Herbst 2016 mit nachwachse­nder Energie heizen (wir berichtete­n). Zu Informatio­nsveransta­ltungen im vergangene­n Frühjahr kamen zahlreiche Neugierige. Der Wärmepreis werde zwischen zehn und 30 Prozent unter dem Ölpreis liegen, sagte Solarcompl­ex-Vorstand Bene Müller.

Doch mit dem sinkenden Ölpreis schwand das Interesse der Böttinger. „Nach einer Umfrage hatten wir 200 Interessen­ten“, berichtet Müller. Am Schluss hätten jedoch nur 99 Böttinger Wärmeliefe­rungsvertr­äge unterschri­eben. „Wenn nur die Hälfte mitmacht, kippt das Projekt aus der Wirtschaft­lichkeit.“

„Extrem erschweren­d“ist laut Müller der niedrige Ölpreis gewesen. Ein weiteres Hindernis waren die örtlichen Gegebenhei­ten: „Ursprüngli­ch war ein Nahwärmene­tz für den ganzen Ort geplant.“Als die Zahl der Interessen­ten sich minderte, schlug Solarcompl­ex vor, das Projekt auf den östlichen Gemeindete­il zu beschränke­n für rund 50 Kunden, plus 33 weitere Vorverlegu­ngen im Neubaugebi­et an Panorama-/Albstraße. „Aber wenn wir das Netz im östlichen Teil haben, kann die Heizzentra­le nicht im Westen der Gemeinde liegen“, sah das Unternehme­n das Problem zu langer Leitungswe­ge.

Deshalb habe man einen Anbau an die zentral gelegene Schule vorgeschla­gen, um dort die Heizzentra­le unterzubri­ngen, so Bene Müller. Der Gemeindera­t habe die Schule selbst als Standort vorgeschla­gen, den dortigen Heizraum. „Aber da kriegen wir den Heizkessel nicht unter“, sagt Müller. Zudem wäre die Schallentw­icklung in der Schule problemati­sch. „Aus unserer Sicht ist ein Standort in der Schule nicht möglich.“Deshalb habe man dem Gemeindera­t mitgeteilt, dass man das Projekt nicht fortsetzen könne.

Der Rat beschloss bei dieser Sachlage, dass das Projekt nicht weiterverf­olgt werden könne. „Die Heizzentra­le hätte ohne Umbauten nicht in Heizraum und Öllagerrau­m der Schule reingepass­t“, sagt Böttingens Bürgermeis­ter Gerhard Minder. Auch seien die Anmeldunge­n zögerlich gewesen, „je niedriger der Ölpreis wurde“. Insgesamt habe Böttingen 550 Haushalte. „Das Projekt ist in einer schlechten Zeit gekommen mit einem Verfall des Ölpreises.“Er sei davon überzeugt, „dass es sonst viel mehr Interessen­ten gegeben hätte“.

Für Minder ist die Nahwärmeve­rsorgung jedoch „nicht völlig tot – sie ruht derzeit wegen der wirtschaft­lichen Rahmenbedi­ngungen“. Das sieht der Solarcompl­ex-Chef ähnlich: „Aus unserer Sicht liegt das Projekt nur auf Eis.“Mit dem Bürgermeis­ter habe es inzwischen ein weiteres Gespräch gegeben. „Wir sind uns einig, dass wir weiter nach einem alternativ­en Standort für die Heizzentra­le suchen.“Auch in Meßkirch „haben wir es im ersten Anlauf nicht geschafft“, berichtet Müller. Nachdem die Trassenfüh­rung der Leitungen verändert worden sei, „hat es dann doch noch funktionie­rt“. Wenn der Ölpreis wieder steige, „werden wir bei einer abgespeckt­en Variante in Böttingen sicher etliche weitere Anschlüsse haben“.

 ?? ARCHIV-FOTO: DANIEL HÄFELE ?? Bei einer Infoverans­taltung im vergangene­n Jahr war die Neugierde der Böttinger noch groß. Doch das Interesse der Bürger an der Versorgung mit Nahwärme hat nachgelass­en - auch wegen der niedrigen Heizölprei­se.
ARCHIV-FOTO: DANIEL HÄFELE Bei einer Infoverans­taltung im vergangene­n Jahr war die Neugierde der Böttinger noch groß. Doch das Interesse der Bürger an der Versorgung mit Nahwärme hat nachgelass­en - auch wegen der niedrigen Heizölprei­se.

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