Nahwärmeprojekt ist vorerst gescheitert
Interesse der Böttinger ist nicht groß genug – Hauptgrund sind die niedrigen Heizölpreise
BÖTTINGEN - Fürs erste gescheitert ist das Nahwärmenetz in Böttingen. Nachdem das Interesse der Bürger an den Plänen der Singener Firma Solarcomplex zunächst groß war, war die Zahl derer, die sich beteiligen wollten, letztlich nicht so groß, um aus Sicht des Unternehmens rentabel arbeiten zu können. Ein wesentlicher Grund für die Zurückhaltung waren die niedrigen Heizölpreise.
Das 13. Bioenergiedorf, das Solarcomplex realisieren würde, sollte Böttingen werden. Unter Verwendung der Abwärme der Biogasanlage Mattes und einer HolzhackschnitzelVerbrennungsanlage sollten die Böttinger ab Herbst 2016 mit nachwachsender Energie heizen (wir berichteten). Zu Informationsveranstaltungen im vergangenen Frühjahr kamen zahlreiche Neugierige. Der Wärmepreis werde zwischen zehn und 30 Prozent unter dem Ölpreis liegen, sagte Solarcomplex-Vorstand Bene Müller.
Doch mit dem sinkenden Ölpreis schwand das Interesse der Böttinger. „Nach einer Umfrage hatten wir 200 Interessenten“, berichtet Müller. Am Schluss hätten jedoch nur 99 Böttinger Wärmelieferungsverträge unterschrieben. „Wenn nur die Hälfte mitmacht, kippt das Projekt aus der Wirtschaftlichkeit.“
„Extrem erschwerend“ist laut Müller der niedrige Ölpreis gewesen. Ein weiteres Hindernis waren die örtlichen Gegebenheiten: „Ursprünglich war ein Nahwärmenetz für den ganzen Ort geplant.“Als die Zahl der Interessenten sich minderte, schlug Solarcomplex vor, das Projekt auf den östlichen Gemeindeteil zu beschränken für rund 50 Kunden, plus 33 weitere Vorverlegungen im Neubaugebiet an Panorama-/Albstraße. „Aber wenn wir das Netz im östlichen Teil haben, kann die Heizzentrale nicht im Westen der Gemeinde liegen“, sah das Unternehmen das Problem zu langer Leitungswege.
Deshalb habe man einen Anbau an die zentral gelegene Schule vorgeschlagen, um dort die Heizzentrale unterzubringen, so Bene Müller. Der Gemeinderat habe die Schule selbst als Standort vorgeschlagen, den dortigen Heizraum. „Aber da kriegen wir den Heizkessel nicht unter“, sagt Müller. Zudem wäre die Schallentwicklung in der Schule problematisch. „Aus unserer Sicht ist ein Standort in der Schule nicht möglich.“Deshalb habe man dem Gemeinderat mitgeteilt, dass man das Projekt nicht fortsetzen könne.
Der Rat beschloss bei dieser Sachlage, dass das Projekt nicht weiterverfolgt werden könne. „Die Heizzentrale hätte ohne Umbauten nicht in Heizraum und Öllagerraum der Schule reingepasst“, sagt Böttingens Bürgermeister Gerhard Minder. Auch seien die Anmeldungen zögerlich gewesen, „je niedriger der Ölpreis wurde“. Insgesamt habe Böttingen 550 Haushalte. „Das Projekt ist in einer schlechten Zeit gekommen mit einem Verfall des Ölpreises.“Er sei davon überzeugt, „dass es sonst viel mehr Interessenten gegeben hätte“.
Für Minder ist die Nahwärmeversorgung jedoch „nicht völlig tot – sie ruht derzeit wegen der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen“. Das sieht der Solarcomplex-Chef ähnlich: „Aus unserer Sicht liegt das Projekt nur auf Eis.“Mit dem Bürgermeister habe es inzwischen ein weiteres Gespräch gegeben. „Wir sind uns einig, dass wir weiter nach einem alternativen Standort für die Heizzentrale suchen.“Auch in Meßkirch „haben wir es im ersten Anlauf nicht geschafft“, berichtet Müller. Nachdem die Trassenführung der Leitungen verändert worden sei, „hat es dann doch noch funktioniert“. Wenn der Ölpreis wieder steige, „werden wir bei einer abgespeckten Variante in Böttingen sicher etliche weitere Anschlüsse haben“.