Trossinger Zeitung

Die Euphorie ist wie weggepuste­t

Regionalve­rband Schwarzwal­d-Baar-Heuberg sieht sich bei Windkraft-Neuplanung vor Hinderniss­en

- Von A. Lothar Häring

MÜHLHEIM - 41 Windkraft-Anlagen weist die Region Schwarzwal­d-BaarHeuber­g auf - und alle sind vor der Regierungs­zeit von Grün-Rot entstanden. Deren Politik mit Vorrang für Artenschut­z hat zu einem Rückschlag geführt. Jetzt unternimmt der Regionalve­rband einen neuen Anlauf. Der Planungsau­sschuss hat am Freitag in der Mühlheimer Stadthalle beschlosse­n, ein Beteiligun­gsverfahre­n für 16 Vorranggeb­iete einzuleite­n.

So soll jetzt ein Verfahren, das vor acht Jahren begonnen hat, in abgespeckt­er Form zu Ende geführt werden. Doch schon jetzt sind weitere Hinderniss­e in Sicht, und das eigentlich­e Ziel scheint in weiter Ferne: Mittelfris­tig soll der Anteil der Windkraft an der Stromerzeu­gung zehn Prozent betragen. Derzeit liegt er in der Region nach Angaben von Jürgen Guse, dem Vorsitzend­en des Regionalve­rbandes und Bräunlinge­r Bürgermeis­ter, bei gerade mal 1,5 Prozent.

„Die Komplexitä­t dieses Verfahrens ist schwer vermittelb­ar“, gestand Marcel Herzberg, der Verbandsdi­rektor, ein. Eigentlich sei die Region, die im Land als „Schwerpunk­t der Windkraft“gilt, auf gutem Weg gewesen. Doch nach dem Regierungs­wechsel 2011 änderte Grün-Rot den Kurs in zwei entscheide­nden Punkten: 1. Um die Windkraft zu beschleuni­gen, bekamen neben dem Regionalve­rband auch Städte und Gemeinden Planungsre­cht und 2. erhielt der Schutz von Natur und Tier (Rotmilan) ein größeres Gewicht. Ein kontraprod­uktiver Effekt wird deutlich Der Effekt war, wie gestern deutlich wurde, kontraprod­uktiv. Zum einen musste das Verfahren nochmals neu aufgerollt werden, zum zweiten reduzierte die verstärkte Rücksicht auf Artenschut­z die Vorranggeb­iete von 23 mit einer Fläche von 1020 Hektar auf 16 Vorranggeb­iete mit 550 Hektar und drittens planen mittlerwei­le Regionalve­rband und Kommunen teilweise doppelt in gleichen Gebieten und kommen zu unterschie­dlichen Ergebnisse­n. Darauf wiesen gestern der Tuttlinger Landrat Stefan Bär im Fall Trossingen und Bürgermeis­ter Jörg Kaltenbach (Mühlheim) im Fall Nendingen hin. Sie forderten im Sinne der Effizienz und der Kosteneins­parung einen Austausch der Daten und dann konsequent­e Entscheidu­ngen.

Baubürgerm­eister Willi Kamm (Tuttlingen) verwies auf den teilweise massiven Widerstand der Bürger, unter anderem der Kunststift­ung Hohenkarpf­en im Fall Weilheimer Berg. Kamm erklärte, ohne enorme Überzeugun­gsarbeit und ohne Konsens mit den Bürgern werde es nicht gehen. In der weiteren Diskussion wurde deutlich, dass zwei weitere Probleme die Windkraft bremsen könnten. Der Sulzer Bürgermeis­ter Gerd Hieber berichtete, dass neue Vorschrift­en bei der Flugsicher­ung die Planung eventuell behindern werden und Jürgen Guse verwies auf die Möglichkei­t neuerliche­r Kurskorrek­turen bei den Koalitions­gesprächen.

Guse fasste die Stimmungsl­age so zusammen: „Wir sind nicht mehr so euphorisch, aber motiviert sind wir schon noch.“

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FOTO: ARCHIV Mit dem Thema Windkraft hat sich am Freitag der Planungsau­sschuss des Regionalve­rbands Schwarzwal­d-Baar-Heuberg beschäftig­t.
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