Finanzamt erzielt Rekordeinnahmen
2015 schnellen die Zahlen auf 850 Millionen Euro hoch – Plus von 12,5 Prozent zum Vorjahr
TUTTLINGEN - Die Wirtschaft im Landkreis Tuttlingen läuft auf Hochtouren. Das lässt sich an den Steuern, die das Finanzamt Tuttlingen einnimmt, deutlich ablesen: satte 850 Millionen Euro in 2015. Der Anstieg fiel mit 12,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr deutlich aus. Das sind 94 Millionen Euro mehr.
„Das ist ein Knaller, einfach genial“, sagt Michael Schwegler, Amtsleiter des Finanzamts Tuttlingen. 2014 war die dreiviertel Milliarde geknackt worden. Insgesamt gab es seit 2013 eine Steigerung des Steueraufkommens um knapp 20 Prozent. Schwegler bemüht gleich mehrere Superlative: „Diese 850 Millionen sind eine Wahnsinnssumme, jenseits von Gut und Böse.“Vor allem für so ein kleines Amt wie Tuttlingen.
Es ist für den gesamtem Landkreis zuständig und damit für 35 Gemeinden und 133 000 Menschen. Zum Vergleich: Das Finanzamt Singen, zuständig für den Landkreis Konstanz (mit Ausnahme von Konstanz, Allensbach und Reichenau) hat im vergangenen Jahr 928 Millionen Euro eingenommen, bei 188 000 Einwohnern. Das Finanzamt Villingen – mit 206 000 Einwohnern ist der Landkreis Schwarzwald-Baar deutlich größer als der Kreis Tuttlingen – 1,25 Milliarden Euro. Leichte Abschwächung in den ersten beiden Monaten Die aktuellen Zahlen für Januar und Februar 2016 hat Schwegler bereits vorliegen. Sie zeigen einen Rückgang zwischen sechs und sieben Prozent auf. Doch für eine vernünftige Einschätzung müsse man mindestens ein halbes Jahr abwarten. Selbst wenn „nur“das Ergebnis von 2014 erzielt würde, wäre das immer noch eine tolle Sache. Schwegler: „Fast 200 Millionen Euro mehr in den vergangenen drei Jahren – das kann ja gar nicht so weitergehen.“
Tuttlingen boomt. Und aus Sicht der Finanzbehörde sehr geräuschlos. Die Zahl der Klagen beim Finanzgericht gegen Steuerbescheide sei äußerst gering. Schwegler: „Das Grundverständnis für Steuerbelange ist bei den Menschen da.“
Über einzelne Betriebe oder gar Personen darf der Amtsleiter keine Angaben machen. Es gilt das Steuergeheimnis. Nur so viel ist ihm zu entlocken: „Ohne die großen Betriebe vor Ort könnten wir so eine Zahl nicht erreichen.“Wobei wir wieder bei den 850 Millionen wären.
Lohnsteuer: 30,3 Millionen Euro mehr im Vergleich zum Vorjahr ergibt für 2015 eine Summe von rund 399 Millionen. „Das zeigt ganz klar, dass mehr Menschen in einem Arbeitsverhältnis sind“, sagt der Finanzamtschef. Die Lohnsteuer ist der größte Brocken bei den Finanzamtseinnahmen, mehr als ein Drittel.
Einkommenssteuer: Wenn gut verdient wird, zeigt sich auch hier ein Anstieg. So ist es auch: 159,4 Millionen Euro an Einkommenssteuer (Plus 34,4 Millionen Euro)
Kapitalertragsteuer: Sie hat sich innerhalb eines Jahres fast verdoppelt, von 15,8 auf 31,7 Millionen Euro.
Zinsabschlagsteuer: Hier gibt es einen leichten Rückgang auf 4,94 Millionen Euro (Minus 231 000 Euro).
Körperschaftsteuer: Auch hier satte Zuwächse: von 45,2 Millionen (2014) auf 70,9 Millionen Euro (2015).
Umsatzsteuer: Hier gingen die Einnahmen um fast 16 Millionen Euro auf 106,5 Millionen Euro zurück. Allerdings sei es schwierig, die Umsatzsteuer als Indikator für die wirtschaftliche Entwicklung heranzuziehen. „Das ist Kaffeesatzleserei“, so der Amtsleiter. Wenn es Unternehmen gut gehe, investieren sie am Standort. Für diese Investitionen kann Vorsteuererstattung geltend gemacht werden. Diese wird von der abzuführenden Umsatzsteuer abgezogen. Grunderwerbsteuer: Sie stieg von 13,9 Millionen auf 14,2 Millionen Euro. Jeder, der eine Immobilie erwirbt, muss sie abführen. Man sieht, dass in Zeiten niedriger Zinsen Erwerb von Wohneigentum attraktiv ist. Solidaritätszuschlag: Plus 5,3 Millionen auf 33,8 Millionen Euro.
Kirchensteuer: Immer mehr Menschen treten aus der Kirche aus. Deshalb gingen die Einnahmen aus der Kirchensteuer um 1,2 Millionen zurück. Stand 2015: 30 Millionen. Ein Video dazu gibt es unter: schwaebische.de/tuttlingen