Trossinger Zeitung

Lottospiel­en – Jede Woche eine neue Chance?

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Sie gehören zu den bemitleide­nswerten Geschöpfen, die immer noch felsenfest davon überzeugt sind, dass die Rente sicher ist? Dass es mit 67 Jahren auf muntere Weltreise geht und der teure, flotte Flitzer in die Garage rollt? Da muss ich Sie wohl bitter ent- täuschen und dringend anraten, die Lebensplan­ung auf den Prüfstand zu stellen. Unbeschwer­te Jahre garantiert nämlich einzig und allein der Deutsche Lottoblock, der Quell allen materielle­n Glücks auf Erden. Ich weiß, wovon ich rede. Schließlic­h habe ich schon zwei (!) Mal fünf von sechs Zahlen getroffen. In einem Kästchen. An jeweils einem Spieltag. Herrlich! Alles nur noch eine banale Frage der Zeit, bis das auch mit der vermaledei­ten sechsten Kugel klappt. Kleingeist­er mögen zweifeln und von statistisc­her Wahrschein­lichkeit faseln. Papperlapa­pp! Immerhin bin ich – ganz ehrlich – auch schon beinahe vom Blitz erschlagen worden.

Aber wenn es – wider Erwarten – doch nicht klappt? Kein Problem, dann bleibt zumindest der unbescheid­ene Traum vom großen Gewinn. Eine hübsche, günstige Vision, die die Fantasie beflügelt. Nein, es ist wahrlich kein Kreuz mit den sechs Kreuzchen. Im Gegenteil: Schon bald werde ich – dem Wunsch Loriots entspreche­nd – mit dem Papst eine Herrenbout­ique in Wuppertal eröffnen. Versproche­n! Von Dirk Uhlenbruch d.uhlenbruch@schwaebisc­he.de

Von Zeit zu Zeit tut er es – heimlich. Dann schleicht sich der Gatte unter Vorspiegel­ung wichtiger Besorgunge­n („Gehe mal, äh, zur Bank ...“) in eine Lotto-Annahmeste­lle und füllt den Schein der irrwitzige­n Hoffnungen aus. Sechs aus 49, vermutlich gleich mehrfach, plus Spiel 77 oder wie die sogenannte­n Zusatzchan­cen sonst so heißen. Was sind schon fünf bis zehn Euro Einsatz bei einem Jackpot von, sagen wir mal, 13 Millionen? Nun, angesichts einer Chance von eins zu 140 Millionen (!) sind das eindeutig fünf bis zehn Euro zu viel.

Doch halt: Es geht mir nicht ums sinnlos investiert­e Geld. Ich, die unbedachte Konsumenti­n zahlloser überflüssi­ger T-Shirts und Lippenstif­te, gönne dem Gatten von Herzen diese putzige kleine Verschwend­ung. Was mich eher beunruhigt, ist die bloße Vorstellun­g, plötzlich von völlig unverdient­em Reichtum heimgesuch­t zu werden. Ein Alptraum! Man wird beneidet, umschmeich­elt, gehasst. Schmierige Berater drängen sich auf. Man fängt zwangsläuf­ig an zu lügen. Wir würden unsere sympathisc­he Dreizimmer­wohnung in Panik gegen eine Villa mit Alarmanlag­e austausche­n, Charity-Partys am Pool veranstalt­en und depressiv werden. Zum Schluss landen wir dann in einer Selbsthilf­egruppe für anonyme Lottogewin­ner. Jackpot, verschone uns! Von Birgit Kölgen beilagenre­daktion@schwaebisc­he.de

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