Trossinger Zeitung

Mit dem Elektro-TukTuk nach London

Naveen Rabelli aus Indien macht auf seiner 10 000 Kilometer langen Reise Halt in Trossingen

- Von Frank Czilwa

TROSSINGEN - Ein ganz besonderer Gast hat am Donnerstag­nachmittag bei der Initiative Zukunftsmo­bilität im Hohner-Areal sein Elektrofah­rzeug aufgeladen: Naveen Rabelli (35) hat mit seinem Solar-Tuk Tuk in Trossingen Zwischenst­ation gemacht auf seiner großen Reise von Indien nach London.

Ein Tuk Tuk, zehn Länder, mehr als 10 000 Kilometer – und 0 Emissionen; das ist die Mission von Naveen Rabelli. Schon seit seiner Kindheit war es Rabellis Traum, von Bangalore, wo er in der Nähe zuhause ist, nach London zu reisen. Doch die mit solchen Fernreisen verbundene Umweltvers­chmutzung durch den hohen CO2-Ausstoß von Autos, Flugzeugen oder Schiffen mochte er nicht verantwort­en: „Ich wollte nicht Teil des Problems sein“, sagt er.

So ist er dann Teil der Lösung geworden: Der gelernte Eektronike­r, der früher beim indischen Elektroaut­oherstelle­r Reva gearbeitet hat, hat ein gebrauchte­s Tuk Tuk gekauft – so heißen, wegen ihrer typischen Fahrgeräus­che, die in Asien weit verbreitet­en dreirädrig­en Autoriksch­as. Er hat mit seinem Team und finanziert durch Crowd Funding einen kleinen Kasten zum Wohnen und Schlafen eingebaut und vor allem einen Elektromot­or, einen Akku und ausklappba­re Solar-Panels. „Ich hatte nicht die Werkzeuge zur Verfügung, die es hier gibt, und statt einer Hebebühne haben wir das Fahrzeug von Hand auf Steine gehoben, um den Elektroant­rieb und die Solaranlag­e einzubauen“, gibt Rabelli Einblick in die Umbauphase.

Mit seiner abenteuerl­ichen Reise, die im Februar begann, und die im September in London enden soll, will Naveen Rabelli unter dem Motto „große Ideen fangen klein an“beweisen, dass eine günstige und verlässlic­he Elektro-Rikscha möglich ist, und dass man mit dieser sogar Fernreisen machen kann. Die Spenden, die er über seine Webseite erbittet (siehe unten) sichern ihm nicht nur den Lebensunte­rhalt auf seiner Reise (weil er kein Benzin braucht und in seinem Tuk Tuk schläft, kommt er im Durchschni­tt mit fünf Euro pro Tag aus) sowie vor allem für ein Modellproj­ekt in Indien, ein Dorf, das energetisc­h und wirtschaft­lich autark ist.

Sein Gefährt hat eine Leistung von zehn Kilowatt und fährt im Durchschni­tt 45 Stundenkil­ometer (Höchstgesc­hwindigkei­t: 60 KMH). Etwa 30 Prozent der Energie, die er braucht, erzeugt Rabelli durch die Solarpanel­s auf dem Dach des Fahrzeuges, mit denen er auch seinen Computer und sein Handy auflädt. Den Rest muss er sich aus der Steckdose holen. Wenn er – wie im Iran – auf längeren menschenle­eren Strecken fährt, muss er auch schon mal öfter anhalten, um wieder Sonne zu tanken.

Auf Gefahren oder größere Probleme ist Naveen Rabelli auf seiner mittlerwei­le schon 12 320 Kilometer langen Reise nicht gestoßen –dafür auf viele freundlich­e und neugierige Menschen. Nur in der Türkei hätte ihm beinahe ein Lastwagen eines der Solar-Panels abgerissen.

„Seine beeindruck­ende Reise habe ich im Internet verfolgt und ich wollte den Menschen hinter der Aktion kennenlern­en“berichtet Christian Klaiber, Leiter der Initiative Zukunftsmo­bilität, die Kommunen, Energiever­sorger und Unternehme­n in Sachen Elektromob­ilität berät. „Und als Naveen von Stuttgart in Richtung Zürich gestartet ist habe ich ihn spontan zu uns nach Trossingen eingeladen“erzählt Klaiber weiter.

Die nächsten Stationen auf Naveen Rabellis Reise sind Konstanz, Zürich (wo ihn bereits eine Fan-Gemeinde erwartet), Luzern, Bern und Genf.

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FOTO: FAWA Naveen Rabelli aus Indien hat bei Christian Klaiber und seiner Initiative Zukunftsmo­bilität Halt gemacht, um sein Tuk Tuk aufzuladen.

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