Lust hat er schon
Der französische Präsident François Hollande weiß noch nicht so recht, ob er im kommenden Jahr noch einmal kandidieren soll. Oder ob er kandidieren will. In einem jetzt in den Handel gebrachten Interviewbuch wird er so zitiert: „Ich werde mich nicht für eine Kandidatur entscheiden, wenn es offensichtlich nicht die Möglichkeit eines Siegs gibt.“Außerdem ist sich Hollande auch anderweitig unsicher: „Jahre ohne Privatleben, wie jeder sehen kann, ich weiß, was das bedeutet“, sagt der 62-Jährige in dem Buch „Conversations privées avec le président“ („Privatgespräche mit dem Präsidenten“) der Journalisten Antonin André und Karim Rissouli. Dann heißt es wieder: „Aber Lust habe ich.“Und dann: „Ab sechzig zählen die Jahre anders.“Und dann: „Ich weiß auch um die Schwere der Aufgabe. Es ist wahr, dass es eine Art Befreiung sein könnte, nicht länger dort (im Elysée-Palast) zu sein.“
Zusammenfassend kann man also feststellen, dass der französische Präsident François Hollande Lust hat, Präsident zu bleiben, wenn es sicher ist, dass er gewählt wird. Außerdem ist ihm klar, dass ab 60 die Jahre anders zählen. Deshalb hat er keine Lust mehr, Präsident zu bleiben. Er hat vermutlich auch keine Lust mehr, heimlich nachts per Motorroller zu einer Geliebten speditiert zu werden. Er möchte bei den Damen selber oder im Taxi vorfahren. Deshalb hat Hollande keine Lust mehr, Präsident zu bleiben, aber Lust hat er schon. Oder so ähnlich.
Nebenbei: 85 Prozent der Franzosen haben Lust, den Präsidenten abzuwählen. Auch sie wissen um die Schwere der Aufgabe.