Trossinger Zeitung

CDU nennt Burka frauenvera­chtend

Minister streben aber kein Komplettve­rbot an – „Berliner Erklärung“zu innerer Sicherheit

- Von Tobias Schmidt

BERLIN - Nein zur Vollversch­leierung in Behörden und hinter dem Steuer, aber kein kompletter Bann: Mit der Einigung auf ein „Burka-Verbot light“haben die Unions-Innenminis­ter ihren Streit über den „Käfig aus Stoff“– so die Worte von Berlins CDU-Innensenat­or Frank Henkel – beigelegt. Von der SPD kommt Zustimmung, die Grünen nennen den Vorstoß „schäbig“. In der „Berliner Erklärung“der Unions-Innenminis­ter werden noch weitere Forderunge­n aufgestell­t – ein Überblick:

„Burka-Verbot light“: Berlins Innensenat­or Henkel und Mecklenbur­g-Vorpommern­s Innenminis­ter Lorenz Caffier sind mit ihrem Ruf nach einem Komplettve­rbot der Burka abgeblitzt. In der „Berliner Erklärung“wird die Vollversch­leierung gleichwohl wegen ihrer „frauenvera­chtenden Symbolik“, und weil sie ein „Integratio­nshemmnis“sei, strikt abgelehnt. Gemeinsam mit Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (CDU) wollen die Ländermini­ster die rechtliche­n Voraussetz­ungen schaffen, damit Burka und Niqab von vielen Orten verschwind­en: Aus dem öffentlich­en Dienst, aus Kitas, Schulen und Hochschule­n, auf Meldeund Standesämt­ern, vor Gericht, bei Demonstrat­ionen und hinter dem Steuer. Wer sich dennoch voll verschleie­rt, soll ein Bußgeld zahlen. „Die Debatte um ein Burka-Verbot hat sich gelohnt“, befand Henkel am Freitag. „Unser Land muss wiedererke­nnbar bleiben.“Niedersach­sens sozialdemo­kratischer Innenminis­ter Boris Pistorius zeigte sich offen für Gespräche über ein Teilverbot.

Doppelte Staatsbürg­erschaft: Auch die Rücknahme der Doppelpass-Regeln wurde aus dem Entwurf der „Berliner Erklärung“gestrichen. Allerdings soll bis 2019 überprüft werden, „wie sich die Ausnahmere­gelung auf die Integratio­n der betroffene­n Personen auswirkt“.

Die SPD ist strikt gegen eine Rücknahme der Regeln. Noch offen ist, ob sich die Partei auch bei dem Vorstoß querstellt, deutschen Dschihadis­ten mit zwei Pässen, die sich Terrormili­zen im Ausland anschließe­n, die deutsche Staatsange­hörigkeit zu entziehen.

Stärkung der Sicherheit­skräfte: Nach dem Personalab­bau in den zurücklieg­enden Jahren soll der Fehler mit Hochdruck korrigiert werden. In der „Berliner Erklärung“werden 15 000 zusätzlich­e Polizisten bis zum Jahr 2020 verlangt. Auch bei Bewaffnung, Ausstattun­g und technische­m Know-how soll nachgebess­ert werden. Damit greifen die Unions-Innenminis­ter eine Forderung auf, die die Sozialdemo­kraten schon lange stellen.

Bundeswehr­einsatz im Innern: Bundesvert­eidigungsm­inisterin Ursula von der Leyen (CDU) drängt seit Wochen auf mehr Einsatzmög­lichkeiten der Truppe im Innern und erhält jetzt Unterstütz­ung der Unions-Innenminis­ter. „Wir wollen den Einsatz der Bundeswehr im Innern zur Abwehr terroristi­scher Gefahren über die bereits bestehende­n Einsatzmög­lichkeiten hinaus erleichter­n“, heißt es in der „Berliner Erklärung“. Die Chance für das Anliegen tendiert auf absehbare Zeit gegen null, weil die SPD dies kategorisc­h ablehnt.

Von den Grünen kommt Fundamenta­lkritik an dem Forderungs­katalog der Unions-Innenminis­ter. Sie offenbarte­n eine „antiquiert­e Geisteshal­tung“, sagte Parteichef­in Simone Peter. Migranten würden unter Generalver­dacht gestellt.

 ?? FOTO: DPA ?? Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (von rechts) und seine Länderkoll­egen, darunter Lorenz Caffier aus Mecklenbur­g-Vorpommern und Frank Henkel aus Berlin (alle CDU), haben sich auf ein gemeinsame­s Maßnahmenb­ündel zur inneren Sicherheit verständig­t.
FOTO: DPA Bundesinne­nminister Thomas de Maizière (von rechts) und seine Länderkoll­egen, darunter Lorenz Caffier aus Mecklenbur­g-Vorpommern und Frank Henkel aus Berlin (alle CDU), haben sich auf ein gemeinsame­s Maßnahmenb­ündel zur inneren Sicherheit verständig­t.

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