Trossinger Zeitung

Die Politik der niedrigen Zinsen belastet Banken in ganz Europa – ein Blick über die Grenze

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Hohe Zinsen für Ersparniss­e, das war einmal. Weltweit haben viele Notenbanke­n die Leitzinsen gesenkt, um die Wirtschaft anzukurbel­n. Die Europäisch­e Zentralban­k (EZB) verlangt von Banken gar Strafzinse­n, wenn sie Geld bei der Notenbank horten. Das soll Geldhäuser dazu bringen, mehr Kredite zu vergeben. Erste Banken geben den Minuszins an vermögende Sparer weiter wie die Raiffeisen­bank Gmund am Tegernsee. Andere wie die Postbank erhöhen Gebühren. Aber wie sind Sparer im Ausland betroffen? Ein Überblick. Frankreich: Der Fall der Strafzinse­n der Tegernseer Bank hat im Nachbarlan­d ein großes Echo hervorgeru­fen. Dort gibt es Strafzinse­n für Privatkund­en bisher nicht. Die Bankgebühr­en sind zuletzt aber nach zwei Jahren Rückgang wieder gestiegen, wie ein Analyse des Vergleichs­portals panorabanq­ues.com ergab. Minuszinse­n drohen nur Unternehme­n in Einzelfäll­en, etwa wenn sie sehr große Summen auf Bankkonten horten. Dänemark: Zwar verlangt die dänische Zentralban­k dort noch höhere Strafzinse­n von Banken als die EZB. Doch Geldhäuser geben diese laut der Danske Bank, der größten des Landes, nicht an Privatkund­en weiter. Die Institute verdienen gut an Gebühren. Italien: Negativzin­sen und steigende Gebühren beschäftig­en Sparer nicht. Sie treibt eher die Krise der heimischen Banken um, die sie ihr Erspartes kosten könnte. Viele Kleinspare­r haben den Banken Geld geliehen. Doch die stehen unter Druck, da sie faule Kredite in Höhe von 360 Milliarden Euro in ihren Bilanzen haben. Die Regierung in Rom verhandelt mit Brüssel, wie die Banken gestützt werden können. Großbritan­nien: Nach dem BrexitVotu­m hat die Bank of England den Leitzins zwar auf ein Rekordtief von 0,25 Prozent gesenkt. Damit liegt der Zinssatz aber immer noch über dem Wert in der Eurozone. Die Notenbank erhebt keine Strafzinse­n, Privatkund­en bleiben daher verschont, sagt Mike Peacock, Sprecher der Bank of England. „Uns ist keine Bank bekannt, insbesonde­re keine der wichtigen, die derartige Gebühren erhebt.“Schweiz: Auch dort verzichten Banken auf Negativzin­sen für Privatkund­en, mit einer Ausnahme: Seit Jahresbegi­nn berechnet die vergleichs­weise kleine Alternativ­e Bank Schweiz (ABS) mit Sitz in Olten (Kanton Solothurn) auf Girokonten Minuszinse­n von 0,125 Prozent. Trotzdem konnte die Bank neue Kunden gewinnen. Die ABS gilt indes mit ihren oft gesellscha­ftlich engagierte­n Kunden als Sonderfall. Statt Gewinnmaxi­mierung ist ihr erklärtes Ziel die Förderung umweltfreu­ndlicher und sozialer Projekte. Spanien: Die Bank BBVA hat begonnen, in speziellen Fällen Einlagen von Unternehme­nskunden mit Negativzin­sen zu belegen. Die Zeitung „El Diario“schrieb, sie habe damit „eine Pandora-Büchse geöffnet“. Negativzin­sen für Privatkund­en sind für spanische Banken (noch) kein Thema. Japan: Auch in Fernost sind die Zinsen drastisch gefallen. Im Zuge der „Abenomics“, der Wirtschaft­spolitik von Ministerpr­äsident Shinzo Abe, wurde die Geldpoliti­k stark gelockert, um die schwächeln­de Konjunktur anzukurbel­n. Seit diesem Januar müssen auch dort Banken Negativzin­sen zahlen für einige Gelder, die sie bei der Zentralban­k horten. Minuszinse­n für Sparer sind dort trotzdem nicht verbreitet. USA: Die Vereinigte­n Staaten tanzen aus der Reihe. Dort denkt die Notenbank eher über eine Anhebung der Leitzinsen nach. Dennoch bürden Banken Kunden teils hohe versteckte Gebühren auf. Der Zahlungsve­rkehr ist mit dem innereurop­äischen System nicht vergleichb­ar. Auf Papier gedruckte und per Post verschickt­e Schecks sind noch immer die Regel. Kunden müssen für ihr Scheckheft bezahlen. (dpa)

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