Trossinger Zeitung

Weltbekann­t im Doppelpack

Showstar-Zwillinge Alice und Ellen Kessler feiern heute 80. Geburtstag

- Von Ute Wessels

MÜNCHEN (dpa) - Sie bezauberte­n ihr Publikum in Filmen wie „Vier Mädels aus der Wachau“, standen mit Frank Sinatra und Fred Astaire auf der Bühne und spielten jüngst im Udo-Jürgens-Musical „Ich war noch niemals in New York“mit: Alice und Ellen Kessler sind Weltstars. Heute feiern die Zwillinge 80. Geburtstag.

Derzeit können sich die beiden vor Interview-Anfragen kaum retten. Auch bei italienisc­hen Medien sind die Zwillingss­chwestern begehrt. Bis Ende Juni spielten sie im Musical „Ich war noch niemals in New York“mit, und sie freuen sich über den Rummel – sind aber auch froh, wenn wieder Ruhe einkehrt.

Nicht einmal 20 Jahre alt waren die beiden, als sie in Paris ihre Karriere starteten. Die Balletttän­zerinnen hatten schon als Jugendlich­e ihr erstes Engagement in Düsseldorf. Dort entdeckte sie der Direktor des berühmten Lido. Wenig später standen sie in dem Varieté auf den Champs Élysées auf der Bühne.

In den 1960er-Jahren gingen die Kessler-Zwillinge weltweit auf Tournee, verlegten ihren Wohnsitz nach Rom und traten mit Fred Astaire, Frank Sinatra und Harry Belafonte auf. Sie hatten sogar das Angebot, mit Elvis Presley in dem Film „Viva Las Vegas“aufzutrete­n. Doch das sagten sie ab – aus Angst, auch in Amerika auf Musikfilme festgelegt zu sein. Getroffen haben sie Presley dennoch, im Lido in Paris. „Er war sehr verklemmt und gehemmt.“

Die in der Nähe von Leipzig geborenen Entertaine­rinnen gehören zu den erfolgreic­hsten deutschen Show-Exporten. Sie tanzten erst in der DDR, nach der Flucht der Familie in den Westen in Düsseldorf. Der Vater hatte sie zu Ballett und Gesang animiert. Eigentlich hätten sie gar nicht auf die Bühne gewollt.

Als ihren wohl größten Erfolg betrachten sie das Musical „Viola violino viola d’amore“, mit dem sie in Italien auf Tour waren. „Das hatte uns damals keiner zugetraut. Und dann wurde es ein Riesenerfo­lg“, erzählt Alice Kessler. Zu der Zeit standen die beiden häufiger in Italien auf der Bühne als in Deutschlan­d.

Inzwischen sind sie nicht mehr oft in Rom. „Die Liebe war beiderseit­ig“, sagt Ellen Kessler. Da hat sie wohl recht: Als sich die beiden 1976 für den italienisc­hen Playboy auszogen, war das Heft innerhalb von drei Stunden ausverkauf­t. Und auch sonst begeistert­en sie: Ob in deutschen Fernsehsho­ws, in New York, Las Vegas, Sydney, Hongkong, Monte Carlo oder Rom: Überall brachte das Publikum den langbeinig­en Blondinen Bewunderun­g entgegen.

Die Auftritte mit Sinatra und Dean Martin in Las Vegas gehörten zu den Höhepunkte­n ihrer Karriere, sagt Alice Kessler. Sinatra sei sehr höflich ihnen gegenüber gewesen. „Weil wir ihn in Ruhe ließen. Wir haben ihn nicht bedrängt.“Er sei ja stets von allen Seiten bestürmt worden. „Wir haben uns sehr zurückgeha­lten und da ist er auf uns zugekommen.“

Dean Martin sei auf die Bühne gekommen, habe seine Show gemacht und sei schnell wieder weg ins Bett. „Weil er jeden Morgen um sieben Uhr Golf gespielt hat.“

Auch im Filmgeschä­ft waren die Kessler-Zwillinge erfolgreic­h unterwegs, etwa mit der Operettenv­erfilmung „Gräfin Mariza“(1958) oder an der Seite von Karlheinz Böhm in „La Paloma“(1959). Beim Grand Prix Eurovision

„Er war sehr gehemmt und verklemmt.“

Die Kessler-Zwillinge über Elvis Presley. Das Angebot, in seinem Film „Viva Las Vegas“aufzutrete­n, lehnten sie zuvor ab. de la Chanson (heute Eurovision Song Contest) traten sie 1959 für Deutschlan­d an und holten einen aus heutiger Sicht respektabl­en achten Platz mit dem Titel „Heute Abend woll’n wir tanzen gehen“.

Bis heute sind die Schwestern im Showgeschä­ft aktiv. Bei den Auftritten im Udo-Jürgens-Musical allerdings nicht gemeinsam, sondern sie wechselten sich bei der Rolle ab. Ob das Musical-Engagement fortgesetz­t wird, steht noch nicht fest.

Die Schwestern freuen sich, so viel erlebt zu haben – und vor allem, dass sie es gemeinsam erlebt haben. Ohne einander hätten sie es vielleicht gar nicht über so lange Zeit geschafft, auf der Bühne zu stehen, sagt Alice und fügt an: „Im Doppelpack unterwegs zu sein, hat nur Vorteile. Zusammen ist man stärker.“

Heute leben die Schwestern, die beide nie geheiratet haben, gemeinsam in einem Haus im Münchner Promivoror­t Grünwald. Jede hat dort ihren eigenen Bereich, durch eine Schiebetür getrennt. So können sie sich jederzeit sehen – oder eben auch nicht. Zu Hause wollen sie auch ihren 80. Geburtstag verbringen. „Im engen Freundeskr­eis. Das wird keine Riesenfeie­r“, sagt Alice.

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 ?? FOTOS: IMAGO (2), DPA (2) ?? Die Kessler-Zwillinge 1965 in London (links), bei einem Auftritt in der Show „Klimbim“, mit Karhlheinz Böhm in „La Paloma“und 2012 bei einer Theaterpre­miere in München (rechts unten).
FOTOS: IMAGO (2), DPA (2) Die Kessler-Zwillinge 1965 in London (links), bei einem Auftritt in der Show „Klimbim“, mit Karhlheinz Böhm in „La Paloma“und 2012 bei einer Theaterpre­miere in München (rechts unten).
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