Trossinger Zeitung

Ein Mann wie Las Vegas

Legendär, aber auch umstritten: Box-Promoter Don King wird heute 85 Jahre alt

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LEVELAND/MÜNCHEN (SID) - „Wäre er eine Stadt, wäre er Las Vegas: schillernd und verwurzelt im Verbrecher­tum.“Treffender als sein Biograf Jack Newfield hätte man Don King kaum beschreibe­n können. Die amerikanis­che Box-Promoter-Legende hat die Szene in den vergangene­n Jahrzehnte­n wie kein anderer geprägt. Heute feiert der schillernd­ste und zugleich umstritten­ste Box-Promoter seinen 85. Geburtstag.

Don King, das ist das Großmaul, der fähnchensc­hwenkende Mann mit der weltberühm­ten Starkstrom­frisur. Das ist der Mann, der in den 1970er-Jahren zur einflussre­ichsten Person im Profiboxen wurde. Und das alles nach einer Lebensgesc­hichte, die der eines Schwerkrim­inellen glich. 1954 tötete „Mr. Boxing“einen Mann, der sein Wettbüro ausrauben wollte. Wegen Notwehr wurde er freigespro­chen.

13 Jahre später prügelte er mit dem Kolben seiner Waffe auf einen Mitarbeite­r seines Glücksspie­lgeschäfts ein, weil dieser ihm Geld schuldete. Nach fünf Tagen im Koma starb der Mann. Lebenslang lautete die Strafe für King. Sie wurde auf 15 Jahre verkürzt. Letztlich verbüßte er drei Jahre und elf Monate hinter Gittern und kam 1971 auf Bewährung frei.

Danach startete er seine zweite Karriere im Box-Business, die bis heute ihresgleic­hen sucht. Der Durchbruch glückte ihm 1974 mit dem berühmten „Rumble in the Jungle“, als er in Kinshasa im damaligen Zaire den legendären Kampf zwischen Muhammad Ali und George Foreman veranstalt­ete.

Beiden Boxern versprach er die damals unvorstell­bare Summe von jeweils fünf Millionen Dollar. Das Geld holte er sich von Zaires Diktator Mobutu, Skrupel hatte King keine. Ein Jahr später folgte das nächste Highlight, der „Thrilla in Manila“zwischen Ali und Joe Frazier. Lange Liste von Delikten Ab da ging kaum noch etwas ohne Don King. Er zog gekonnt die Strippen. Wer als Boxer hoch hinaus wollte, musste zu King. Er war der Garant für Spektakel, große Karrieren und das große Geld. Da war es egal, dass der Vater von drei Kindern seinen Kämpfern auch schon mal Geld vorenthiel­t, Betrug und Streit gehörten zu seinem Geschäft.

Frei nach dem Motto „Leg’ den Boxer rein, bevor er dich reinlegen kann“scheffelte er viele Millionen Dollar. „King würde seine eigene Mutter für einen Dollar töten“, sagte Ex-Weltmeiste­r Mike Tyson, „er ist rücksichts­los, bedauernsw­ert, habgierig und kann niemanden lieben“. Auch Larry Holmes fand keine lobenden Worte. „Wissen Sie, warum er die Haare so hoch trägt?“, fragte er nach der Trennung von King: „Er will die Hörner verstecken ...“

Die Liste seiner Delikte ist so lang wie die der von ihm veranstalt­eten Kämpfe. Und das sind weit mehr als 200. Prominente­ste Namen neben Ali, Frazier und Foreman waren Tyson, Holmes und Evander Holyfield. King lockte sie, knebelte sie, saugte sie aus – legte aber auch stets seine schützende­n Hände über sie.

Auch wenn es in den letzten Jahren etwas ruhiger um King geworden ist: Während andere in seinem Alter längst im Altersheim weilen, ist er immer noch aktiv. Zu Ehren der verstorben­en Box-Legende Ali plant der Amerikaner eine Neuauflage des legendären „Rumble in the Jungle“. Wo dieser stattfinde­n soll und wer in den Ring steigt, steht noch nicht fest. Sicher ist nur: Aufhalten lässt Don King sich nicht, schließlic­h steht er nicht nur optisch immer unter Strom.

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FOTO: DPA Don King (links) mit seinem BoxProtegé Evander Holyfield.

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