Pünktlichkeit ist relativ
Wir rühmen uns doch so sehr unserer deutschen Tugenden. Pünktlichkeit zum Beispiel. Aber haben Sie schon gemerkt, dass Pünktlichkeit relativ ist? Nicht nur, dass sich junge Leute gern „so um...“treffen. Danach möchte man nicht die Uhr stellen.
Ganz besonders zeigt sich die Flexibilität im heimischen Zeitgefühl anhand des Spaichinger Einzelhandels. Sagen wir der Lidl. Er macht um 8 Uhr auf, pünktlich. Das weiß auch jeder. Trotzdem stehen die Kunden schon meist fünf- bis zehn Minuten früher vor der Tür. Ganz extrem superpünktlich kann es im Rewe zugehen.
Während der Discounter laut ausgehängten Ladenöffnungszeiten dankenswerter Weise bis 22 Uhr geöffnet hat, scheint hier der Pünktlichkeitsbegriff in die andere Richtung ausgedehnt. Denn der Last-Minute-Kunde, der sich zuvor genau ausgerechnet hat, dass er bis zum ersehnten Frischeregal genau eine halbe Minute braucht, zugepackt, zur Kasse dann abgestoppt nicht länger als zwei. Bezahlt. Puh: vier Minuten.
Dann steht er schon um 21.55 Uhr vor verschlossener Tür.
Aber das ist gar nichts gegenüber unserem Lieblings-(Un-)Pünktlichkeits-Unternehmen, der Bahn. Aber das ist ein anderes Kapitel. (abra)