Was die Glocken uns sagen
Die Kirchen lassen sich hören durch Geläut. Das Läuten der Kirchglocken bringt die Kirche bis in ihre Wohnungen.
Die Glocken läuten am Sonntag zum Gottesdienst – eine halbe Stunde vor Beginn, dass wer gehen will weiß: Jetzt gilt es, das Frühstück abzuräumen. Sie läuten direkt vor dem Gottesdienst, und wer gehen will, weiß: jetzt pressiert‘s. Sie begleiten das Vater Unser, damit Menschen, die nicht in den Gottesdienst kommen können, die Möglichkeit haben, mitzubeten und sich einzufügen in die Gemeinde.
Die Glocken läuten am Sonntag, aber nicht nur. Sie zeigen die Zeit an, schlagen die Stunden. Zum Jahreswechsel läuten alle Glocken aller Kirchen um 24 Uhr zehn Minuten lang. Und die Glocken erzählen Geschichten. Beim Läuten um 15 Uhr erinnert die Glocke an die Sterbestunde Jesu. In den Wintermonaten erinnert das Nineglöckle der Stadtkirche an die Sage von einer Gruppe verlaufener Wanderer im Winterwald, die der Schall der Kirchenglocke den Weg aus dem Wald hinaus in die Stadt geführt und so vor dem Tod gerettet hat. Es läutet bis heute für alle, die in der Fremde leben. Die Glocken der Kirchen läuten in ökumenischer Harmonie. In Nendingen wurde beim Bau der evangelischen Kirche darauf geachtet, dass die Glocke in der Tonhöhe mit den Glocken der katholischen Kirche harmoniert. Die Kirchen läuten auch in Tuttlingen nacheinander, damit sie klar zu hören sind und nicht gegeneinander anläuten.
Die Kirchen lassen sich hören durch Geläut und wollen damit auch etwas sagen. Nicht immer sind sie dabei gut zu verstehen. Und oft werden sie überhört. Aber das Läuten hat seinen Sinn.
Pfarrerin Philine Blum, Evangelische Stadtkirche Tuttlingen