Trossinger Zeitung

Real will am Standort Tuttlingen festhalten

Trotz eines Zukunftsve­rtrags mit der Gewerkscha­ft Verdi sind die Mitarbeite­r verunsiche­rt

- Von Dorothea Hecht

TUTTLINGEN - Die Mitarbeite­r der Warenhausk­ette Real, und damit ihre 60 Mitarbeite­r in Tuttlingen, hängen derzeit in der Luft. Zwar hatte sich die Gewerkscha­ft Verdi mit dem Real-Mutterkonz­ern Metro im Juni auf einen sogenannte­n Zukunftsve­rtrag geeinigt. Ob der aber Bestand hat, sollen erst die Tarifverha­ndlungen im Oktober zeigen. Indes heißt es von Seiten Real immerhin, das Unternehme­n halte am Standort Tuttlingen fest.

Letzteres sagte am Freitag eine Sprecherin der Real-Zentrale in Mönchengla­dbach auf Nachfrage. Die Aussage überrascht: Noch Ende vergangene­n Jahres war ein Umzug von Kaufland an den jetzigen RealStando­rt an der Ludwigstal­er Straße im Gespräch. Der eine Supermarkt solle dem anderen weichen, hieß es im Einzelhand­elskonzept, das die Gesellscha­ft für Markt- und Absatzfors­chung (GMA) für die Stadt Tuttlingen erstellt hatte.

Schon in den Verhandlun­gen mit Verdi hatte Real zugesagt, 265 seiner insgesamt 293 Märkte zu erhalten. Dass Tuttlingen darunter fällt, war bislang nicht klar. Ob das nun auch heißt, dass die Verhandlun­gen des Grundstück­seigentüme­rs mit Kaufland vom Tisch sind, konnten weder Real noch die Stadt Tuttlingen sagen. Viele ältere Mitarbeite­r Auch unter den Mitarbeite­rn herrscht wegen der Diskussion­en um den Standort und der Tarifverha­ndlungen Verunsiche­rung. Es gebe Kollegen, die sich nach anderen Stellen umsehen, sagte Gilda Neher, Real-Mitarbeite­rin und Schriftfüh­rerin im Betriebsra­t, unserer Zeitung. „Aber wir haben auch viele ältere Mitarbeite­r, die auf die Rente zugehen und nicht mehr woanders anfangen wollen – und auch gar nichts anderes mehr finden.“

Auch vom Zukunftsve­rtrag vom Juni hält Neher wenig: „Insgesamt ist er für die Katz“, meint sie. Die Gehälter blieben vorerst auf dem Stand von 2015, auch beim Urlaubs- und Weihnachts­geld müssten die Mitarbeite­r Abstriche machen. „Es gibt einige, die nebenher noch arbeiten müssen, damit das Geld reicht“, sagt Neher. Im Oktober will Verdi mit Metro über einen Haustarifv­ertrag verhandeln, erst dann könnte es wieder aufwärts gehen. Klausel für Verdi-Mitglieder Einzig über eine Sonderklau­sel dürfen sich bislang etwa ein Drittel der Mitarbeite­r in Tuttlingen freuen: Wer Gewerkscha­ftsmitglie­d ist, bekommt in diesem Jahr ein Prozent seines Jahresbrut­togehalts extra. 2017 bis 2019 liegt dieser Zuschlag bei jährlich 1,5 Prozent. „Im Prinzip ist das nur ein Ausgleich für die Beiträge, die sie an uns zahlen“, sagt Gewerkscha­ftssekretä­r Markus Klemt, zuständig für den Einzelhand­el in der Region Schwarzwal­d-Bodensee. Eine Benachteil­igung der anderen Mitarbeite­r sehen weder Betriebsrä­tin noch Verdi-Vertreter. Klemt ist überzeugt: „Ohne die Gewerkscha­ft gäbe es Real schon gar nicht mehr.“

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FOTO: ARCHIV Immer wieder haben die RealMitarb­eiter gestreikt.

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