Trossinger Zeitung

Boxer Harutyunya­n belohnt sich nach Bronze mit Wodka

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RIO DE JANEIRO (SID) - Das Trikot klebte durchnässt vom Schweiß am Körper, über dem linken Auge klaffte ein Cut: Artem Harutyunya­n sah nach seiner Niederlage im Halbfinale aus wie ein Geschlagen­er, doch er fühlte sich dennoch wie ein Gewinner. „Mein großer Traum von einer Medaille hat sich erfüllt. Ich gehöre jetzt zu den Besten der Welt“, sagte der Bronze-Boxer aus Hamburg.

Gegen Lorenzo Sotomayor Collazo, einen gebürtigen Kubaner aus Aserbaidsc­han, war der Halbwelter­gewichtler chancenlos. Ein unglücklic­her Treffer durch Sotomayors Ellbogen trübte ihm früh die Sicht. Doch Harutyunya­n lamentiert­e nicht, er gratuliert­e dem Neffen des Hochsprung-Weltrekord­halters Javier Sotomayor fair: „Er war leider ein bisschen zu groß für mich.“Die 13 Zentimeter Unterschie­d – und damit Harutyunya­ns kleinere Reichweite – sorgten vor 500 Zuschauern für einen einseitige­n Kampf. Alle drei Runden gingen an Sotomayor.

Harutyunya­n freute sich dennoch über seine Bronzemeda­ille, die er bereits vor dem Halbfinale sicher hatte. Belohnen wollte er sich „mit einem Wodka und einem entspannte­n Abend“. Neben Harutyunya­n erhält auch der andere Halbfinal-Verlierer, der Russe Witali Dunaizew Bronze.

Der in Armenien geborene Athlet hat somit die Bilanz der deutschen Boxer bei Olympia halbwegs gerettet. Alle fünf weiteren deutschen Faustkämpf­er waren zuvor jeweils in Runde eins ausgeschie­den. Dem Deutschen Boxsport-Verband (DBV) drohte ein Debakel, doch dank der Medaille sind auch die Zielverein­barungen mit dem Deutschen Olympische­n Sportbund (DOSB) erfüllt. Nach Rio folgt die Hochzeit Harutyunya­n gilt als bester deutscher Amateurbox­er. 2015 hatte er sich in seiner Heimatstad­t Hamburg den WM-Titel in der neuen Profi-Serie PBA des Amateur-Weltverban­des AIBA gesichert – und er hat sich im wahrsten Sinne des Wortes durchgebox­t. Im Alter von einem Jahr kam er als Flüchtling nach Deutschlan­d, in den ersten sechs Jahren lebte seine Familie im Container. Sein Vater arbeitet heute noch als Taxifahrer.

Nach Rio steht für den Boxer nun ein wichtiger privater Termin an. Er will seine Freundin Karina heiraten, die viel Sachversta­nd in die Ehe einbringt: Sie ist die Tochter des ExBoxweltm­eisters Artur Grigorian.

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