Die Schmidts und Scheidts sind deutsches Erbe
In Deutschland wird viel über Einwanderung diskutiert. Was hierzulande bei vielen Menschen Abwehrreflexe auslöst, wurde von der brasilianischen Regierung vor allem im 19. Jahrhundert anders gesehen. Aktiv wurde in Deutschland für die Auswanderung auf die andere Seite der Erdkugel geworben. Dank Kolonialisierung aus Europa sollte das Land einen Sprung nach vorne machen. Im Bundesstaat Rio de Janeiro wurde deshalb unter anderem Novo Friburgo (Neu-Freiburg) gegründet. Viele Deutsche flohen von 1820 an vor Armut und Hunger in ihrer Heimat und betraten die Schiffsplanken gen Südamerika. Wie viele Brasilianer heute deutsche Wurzeln haben, ist umstritten, beziehungsweise abhängig von der Interpretation manch windiger Statistik. Sicher ist, es sind Millionen. Bis zu fünf Millionen behaupten die einen, die anderen sprechen von knapp 1,5 Millionen.
Diese Zahlenspielereien sind aber eher überflüssig. Fakt ist, dass das nach dem Karneval wichtigste Volksfest des riesigen Landes das „Oktoberfest“in Blumenau ist. Da kann es schon passieren, dass man auf Schwäbisch angesprochen wird. Und bei den Olympischen Spielen in Rio? Der Name von Brasiliens Goldmedaillengewinner im Beachvolleyball klingt nicht zwingend nach Copacabana, Ipanema oder Zuckerhut: Bruno Oscar Schmidt. Ähnliches gilt für den achtfachen brasilianischen Segelweltmeister und umjubelten Volkshelden: Robert Scheidt. Übrigens: Scheidt, dessen deutscher Urgroßvater ausgewandert ist, verfügt über einen brasilianischen wie deutschen Pass. h.groth@schwaebische.de Twitter: @hendrikgroth