„Die beste Entscheidung meines Lebens“
Maria Wagner hat in den Lebensräumen für Jung und Alt die idealen Wohnbedingungen für sich gefunden
Maria Wagner ist angekommen. In dieser Wohnung will sie bleiben. Umgezogen ist die 82-Jährige oft genug in ihrem Leben. Seit zwei Jahren wohnt sie nun in den „Lebensräumen St. Johann“in Tettnang, gleich neben dem Altenpflegeheim St. Johann. „Der Umzug hierher war die beste Entscheidung meines Lebens“, sagt die lebendige Frau und strahlt. In der seniorengerechten Wohnanlage ist sie nie allein, bleibt aktiv und kann sich trotzdem zurückziehen, wann immer sie will.
Kurz vor ihrem 80. Geburtstag hat Maria Wagner gemerkt, dass vieles nicht mehr so einfach ist im Alltag. Langjährige Rückenprobleme, SchulterOperation – das alles ist nicht spurlos an der alten Dame vorbeigegangen. Legt sie längere Strecken zurück, fühlt sie sich mit dem Rollator sicherer. Mit 80 Jahren hat sie sich aktiv umgesehen nach einer neuen, seniorengerechten Wohnung. In den Lebensräumen für Jung und Alt hat sie ideale Wohnbedingungen für sich gefunden.
In diesem generationenübergreifenden Modell leben Senioren, junge Familien und Alleinerziehende in einer Wohnanlage zusammen – ein gelingendes Miteinander, gegenseitige Unterstützung und aktive Nachbarschaftshilfe sind der Idealfall. Eine Sozialarbeiterin ist Ansprechpartnerin für die Bewohner. Betreut wird, wer Hilfe braucht und sie sich organisiert. Viele kommen alleine zurecht, helfen sich gegenseitig oder kaufen sich die Hilfe, die sie brauchen, von außen. Ambulante Pflegedienste helfen bei Bedarf Maria Wagner lebt weitgehend selbstständig in ihrer barrierefreien Eineinhalb-ZimmerWohnung. Die Türen sind breit genug und ohne Schwellen, so dass sie sich auch innerhalb ihrer Wohnung gut mit dem Rollator fortbewegen kann.
Die alte Dame kocht in ihrer kleinen Küche, wäscht ihre Wäsche, bügelt und geht einkaufen. Weit ins Zentrum, zum Metzger und Bäcker, hat sie nicht. Braucht sie Hilfe, greift sie auf passende Dienste und Angebote zurück und bezahlt das, was sie in Anspruch nimmt. Zum Beispiel die Kirchliche Sozialstation Tettnang. Jeden Morgen kommt eine Pflegerin dieses ambulanten Pflegedienstes und hilft ihr beim Waschen und Anziehen. Sollte sie irgendwann einmal mehr Hilfe brauchen, dann kauft sie sich den entsprechenden Service dazu. Auch eine Putzfrau kommt einmal in der Woche und macht ihre Wohnung sauber.
Angenehm warm ist es in ihrer gemütlichen EineinhalbZimmer-Wohnung. Kurz nach ihrem 80. Geburtstag ist sie hier mit einem Teil ihrer Möbel eingezogen. „Das war das Beste, was ich tun konnte“, sagt sie zufrieden. Schließlich war die vorherige Wohnung in einem Zweifamilienhaus kaum isoliert. Der alte Ölofen gab nur wenig Wärme ab. Oft genug war ihr kalt. „Ich habe schon nach dem Krieg genug gefroren und gehungert“, sagt die Frau, die 1945/46 aus ihrer Heimat im heutigen Tschechien vertrieben wurde und schlimme Zeiten durchgemacht hat. „Damals habe ich mir geschworen: Ich will mein Lebtag nicht mehr hungern und frieren.“ Frühstück und Zeitung lesen im gemütlichen Erker Seit 2014 wohnt sie im zweiten Stock der seniorengerechten Wohnanlage, hat einen Balkon und einen gemütlichen Erker, durch den die Morgensonne auf ihren Frühstückstisch scheint. Hier sitzt sie gerne, trinkt ihren Kaffee, liest Zeitung und hört Musik. Allein fühlt sich Maria Wagner überhaupt nicht. In den Lebensräumen für Jung und Alt kommt sie nicht nur mit anderen Senioren in Kontakt, sondern auch mit den jungen Mitbewohnern. „Wir reden miteinander, es gibt regelmäßig ein Hauscafé, ab und zu feiern wir ein Fest“, erzählt die geistig rege Frau.
Mehr Kontakt hat Maria Wagner zu den älteren Hausbewohnern. „Draußen gibt es ein Bänkchen. Dort sitzen wir zusammen und ratschen“, erzählt die Mutter von vier erwachsenen Kindern. Großes Angebot an Aktivitäten im Heim nebenan Langweilig wird ihr nie. Schließlich bieten die Wohnanlage und das Pflegeheim nebenan jede Menge Aktivitäten, die sie nutzen kann. „Es ist immer etwas los, wenn ich will, dann kann ich mitmachen.“Weil die einstige Kirchengemeinderätin immer schon gerne unter Menschen war und sich viele Jahre sozial engagiert hat, ist sie auch jetzt sehr aktiv.
Zu ihrem wöchentlichen Programm gehören Singnachmittage, Gymnastik und Gedächtnistraining. Hin und wieder zeigt das Pflegeheim einen Film am frühen Abend, und alle zwei Wochen freitags besucht Maria Wagner den Gottesdienst in der Hauskapelle. Außerdem geht sie zweimal pro Woche ins Heim zum Mittagessen. „Ich will mir auch was gönnen. Sparen muss ich nicht mehr. In diesen Tagen, die ich noch habe, möchte ich gut leben“, meint die ausgebildete Krankenschwester, die nicht immer nur Glück im Leben hatte. Mit 40 Jahren wurde sie Witwe, ihr Mann verunglückte bei einem Verkehrsunfall und ließ sie mit vier Kindern zurück. Mit dem Rollator in die Stadt zum Kaffeetrinken Mittlerweile ist sie Großmutter, ihre Enkel kommen ab und an bei ihr vorbei, ihre Tochter wohnt in der Nähe. Fast täglich spaziert sie mit dem Rollator zum Friedhof und besucht das Grab ihres Mannes, manchmal geht sie in die Stadt, trinkt einen Kaffee oder trifft sich mit ihrer Tochter zum Frühstück. „Ich bin sehr zufrieden. Vor allem wenn ich vom Pflegeheim nebenan komme und die alten, dementen Menschen sehe“, sagt sie und lässt ihren Blick über ihre gemütliche Sofaecke, ihr Bücherregal, das Schränkchen mit den Postkarten, Fotos und dem Rosenstrauß schweifen. „Schöner könnte ich es nicht haben, mehr brauche ich nicht“, sagt Maria Wagner und lächelt glücklich.