Premiumwanderweg liegt auf Eis
Stadt hält Unterhaltungskosten für zu hoch, Kooperation mit Albverein gescheitert
TROSSINGEN - Die Idee eines Premiumwanderwegs für Trossingen liegt auf Eis. Die Kosten für die Unterhaltung sind der Stadt zu hoch, der Schwäbische Albverein kann die Arbeiten nicht alleine stemmen. Bereits im Frühjahr standen die Zeichen schlecht, hatten sich doch Albverein und Stadt nicht auf eine Wanderstrecke einigen können.
Es hätte so schön sein können: Ein Rundweg vom Trossinger Naturfreundehaus bis zur Aixheimer Albvereinshütte sollte zum Premiumwanderweg werden. Der Schwäbische Albverein hatte über 500 Arbeitsstunden in das Projekt investiert, Wege geschottert, Grillstellen angelegt. Doch dann gab es Streit über den Verlauf der Strecke. Ab dem Hof Multrus wollte Klaus Butschle, Vorsitzender der Ortsgruppe des Schwäbischen Albvereins, einen Wiesenweg nutzen. Weil ein Jagdpächter dagegen protestierte, entschied sich der Gemeinderat für den unattraktiveren Holzwiesweg als Alternative. An diesem Punkt kam es bereits zum Bruch zwischen den Beteiligten. Klaus Butschle erklärte, dass der Schwäbische Albverein sein Engagement für den Premiumwanderweg ruhen lassen wolle.
Im Gemeinderat wurde das Projekt nun auch politisch auf Eis gelegt. Bürgermeister Clemens Maier nannte Zahlen: „Die Beschilderung und die Zertifizierung zum Premiumwanderweg würden einmalig etwa 30 000 Euro kosten. Die jährlichen Unterhaltungskosten würden bei geschätzten 14 000 Euro im Jahr liegen.“Umgerechnet auf eine Stelle des Bauhofs bedeute dies, dass ein Mitarbeiter rund eineinhalb Monate im Jahr mit der Instandhaltung der Wanderwege beschäftigt wäre. „Wenn wir das wollen, müssten wir den Bauhof personell besser aufstellen“, so Maier.
Viele Abschnitte des Weges seien nicht mit Fahrzeugen zu erreichen. „Da heißt es dann tatsächlich, die Hackschnitzel mit der Schubkarre an die richtige Stelle zu fahren“, so der Bürgermeister weiter. Aus diesen Gründen stellte die Verwaltung den Vorschlag vor, die Fertigstellung des Konzepts mit seinen zehn Rundwanderwegen und die Zertifizierung bis auf weiteres zurückzustellen.
Jürgen Vosseler von der CDU stimmte dem Antrag zu. „Damit können wir leben. Ich habe zwar meine Zweifel an den Kosten für die Unterhaltung, aber in den nächsten Monaten können wir ja noch einmal darüber diskutieren.“Wichtig sei es, so die CDU, flexibel zu bleiben. „Wenn noch jemand kommt, der uns ein gutes Angebot für die Realisierung macht, können wir ja zugreifen.“ Bauhof nicht mehr „anhängen“Auch die Freien Wähler stimmten zu. „Wenn man sieht, wie knapp der Bauhof jetzt schon besetzt ist, dann sieht man, dass es einfach nicht machbar ist“, so Gustav Betzler. Ganz ähnlich sah das Dieter Görlich (SPD): „Wir können dem Bauhof nicht immer mehr anhängen, ohne ihn zu verstärken.“Und weil eine personelle Aufstockung des Bauhofs nicht angedacht ist, sei das Projekt nicht realisierbar.
Die Frage, ob Trossingen überhaupt als „Wanderdestination etabliert“werden müsse, warf Hilmar Fleischer (FDP) ein. „Man muss nicht auf jeder Hochzeit tanzen“, ergänzte er. Auch Susanne ReinhardtKlotz (OGL) sah diese Notwendigkeit nicht. „Ich glaube nicht, dass Trossingen die Top-WanderwegeStadt wird.“
Einstimmig sprach sich der Gemeinderat dafür aus, das Projekt bis auf weiteres zurückzustellen. Klaus Butschle, der für die CDU im Gemeinderat sitzt, nahm an der Sitzung nicht teil, er war verreist.