Trossinger Zeitung

Stadt stellt Aushilfen für fehlende Lehrerstun­den

Schildrain­schule und Grundschul­e im Holderstöc­kle brauchen Hilfe – Der Schuletat steigt stetig

- Von Ingeborg Wagner

TUTTLINGEN - 13 Schulen in Tuttlingen und den Ortsteilen sind in städtische­r Trägerscha­ft. Eigentlich ist die Aufgabenve­rteilung klar: Das Land ist für die Lehrkräfte und die Schulinhal­te zuständig, die Stadt für den großen Rest. Doch die Stadt muss in diesem Schuljahr mithelfen, die Lücken zu stopfen, die sich durch unbesetzte Lehrerstel­len auftun. Städtische Betreuer übernehmen deshalb Wochenstun­den in der Schildrain­schule und der Grundschul­e im Holderstöc­kle.

In der Schildrain­schule geht es um drei, im Holderstöc­kle um eineinvier­tel Wochenstun­den. Sonst wäre die Pausenaufs­icht im Holderstöc­kle nicht gewährleis­tet. In der Schildrain­schule werden die durch den Lehrermang­el entstanden­en Lücken im Stundenpla­n gefüllt. Nicht originäre Aufgabe der Stadt „Eigentlich ist das nicht unsere Aufgabe“, stellt Gudrun Egle, Leiterin des Fachbereic­hs Schulen, Sport und Kultur im Tuttlinger Rathaus, klar. Doch mit Blick auf berufstäti­ge Eltern, die auf verlässlic­he Betreuung angewiesen sind, stemme die Verwaltung diese Zusatzleis­tung. „Man kann hier durchaus von der Übernahme von Landesaufg­aben durch die Stadt sprechen“, so Stadtsprec­her Arno Specht.

Wie sich der Lehrermang­el Stand heute im Landkreis Tuttlingen darstellt, kann Uwe Preiß vom Staatliche­n Schulamt Konstanz (zuständig für alle Schularten mit Ausnahme der Gymnasien) nicht genau sagen. „Unsere Zahlen sind derzeit nicht belastbar“, gibt er Auskunft. Erst Ende November rechnet er mit verlässlic­hen Daten. Er geht derzeit von acht unbesetzte­n Lehrerstel­len im Kreis aus. Alle Schulen könnten den Pflichtber­eich zwar abdecken, doch geringer Unterricht­sausfall sei nicht zu vermeiden. Durch Krankheits- und Mutterscha­ftsfälle tun sich weitere Löcher auf.

„Nur mit Lehrern und Rektoren alleine kann die Schule nicht gestemmt werden“, sagt Arno Specht. 105 Mitarbeite­r – Sekretärin­nen, Hausmeiste­r, Mitarbeite­r in der Essensausg­abe und Betreuung – stellt die Stadt für den Betrieb zusätzlich zur Verfügung. Die ehrenamtli­chen Jugendbegl­eiter sind darin noch nicht mal eingerechn­et.

Die Stadt kommt zudem für die gesamte Ausstattun­g, Reinigung und die Sanierung der Schulgebäu­de auf – sowie für die Schulbegle­iter und Mitarbeite­r im Ganztagssc­hulbetrieb, in der Essensausg­abe und Hausaufgab­enbetreuun­g. Zusätzlich zu Fördermitt­eln der Jugendstif­tung Baden-Württember­g für die Lernbeglei­ter (85 000 Euro) gibt die Stadt dafür jährlich 114 000 Euro aus. Weitere 60 000 Euro sind für Hausaufgab­en-, Sprach- und Lernhilfe vorgesehen.

Insgesamt schlägt der Bereich Schulen alleine im Ergebnisha­ushalt der Stadt für Sonderaufw­endungen (Unterstütz­ung für Projektwoc­hen, Sozialfond­s etc.) und Personalau­sgaben mit 4,5 bis 5,5 Millionen Euro zu Buche, sagt Gudrun Egle. „Für die laufende Instandhal­tung der Schulen und Sporthalle­n geben wir pro Jahr rund 900 000 Euro aus“, ergänzt Specht. Diese Zahl wird in den kommenden Jahren kräftig steigen: Wie berichtet, steht die Sanierung der beiden städtische­n Gymnasien an – ein zweistelli­ger Millionenb­etrag.

Ein großer Posten im Schulbudge­t der Stadt ist die Reinigung. Diese ist überwiegen­d mit externen Firmen geregelt und verschling­t alleine rund 650 000 Euro im Jahr. Durch eigenes Personal werden das IKG, Teile der Hermann-Hesse-Realschule und des OHG, die Nendinger Donau-Hallen und die Alte Festhalle gesäubert.

Grobe Verwüstung­en oder Verschmutz­ungen seien die Ausnahme. „Hier hat sich zumindest noch niemand vom Reinigungs­personal bei mir beschwert“, sagt Egle. Allerdings kommt es bei so vielen Menschen in einem Gebäude immer mal wieder zu Schadensfä­llen, das macht zwischen 10 000 bis 20 000 Euro pro Jahr aus. Schäden durch Einbrüche sind versichert. Erst kürzlich kamen drei Laptops abhanden. Der Aufwand steigt Der Aufwand für den Bereich Schulen steigt laut Gudrun Egle Jahr für Jahr. Das liegt manchmal auch an gesetzlich­en Vorgaben. Neu ist ab diesem Schuljahr, dass alle Helfer im Ganztagesb­ereich, die bei der Essensausg­abe eingesetzt werden, mit einheitlic­hen Schürzen ausgestatt­et werden müssen, die eine Reinigungs­firma regelmäßig wäscht. Alleine in der Essensausg­abe aller Schulen gibt es rund 50 Mitarbeite­r. Das bedeutete jede Menge Aufwand, wie zum Beispiel die Größenerhe­bung der einzelnen Helfer. Noch nicht eingerechn­et sind die Betreuer während der Essenszeit­en.

Für die inhaltlich­e Gestaltung des Unterricht­s und des Schulallta­gs ist das Schulamt Ansprechpa­rtner von Rektoren und Lehrern. Sobald eine Neuausrich­tung Geld kostet, zum Beispiel bei der Umstellung auf Ganztagssc­hule, braucht es eine Entscheidu­ng des Gemeindera­ts, denn der Schulträge­r übernimmt in der Regel den größten Teil der Finanzieru­ng.

Sache des Schulträge­rs ist zum Beispiel auch die Regelung des Amokplans bei Gefahrensi­tuationen: Die Gymnasien sind bereits ausgerüste­t mit Sicherheit­stürschlös­sern, einem einheitlic­hen Orientieru­ngssystem, das die Beschilder­ung jedes Klassenzim­mers umfasst (der Polizei liegt die Übersicht vor) und Drücker zur Alarmierun­g. Alle anderen Schularten bekommen das einheitlic­he Orientieru­ngssystem als Sicherheit. An der Ludwig-Uhland-Realschule ist dies bereits umgesetzt. Als nächstes kommt die Wilhelmsch­ule dran, 2017 alle anderen weiterführ­enden Schulen, dann die Grundschul­en.

Die Schillersc­hule wird zunächst zurückgest­ellt: Hier soll der Amokplan zusammen mit den Nachrüstun­gen des Brandschut­zes umgesetzt werden, so die Verwaltung.

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FOTO: ARCHIV/HECHT Auch wenn die Schüler des Immanuel-Kant-Gymnasiums manchmal selbst Müll wegräumen, so ist der Posten Reinigung der Schulen und Sporthalle­n für die Stadt jedes Jahr enorm.
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