72-seitiges Gutachten sorgt für Diskussionsstoff
Der Gemeinderat bespricht die Auswirkungen eines möglichen Absenkens des Donauwehrs an der Groß Bruck
TUTTLINGEN - 72 Seiten umfasst der Bericht von Gewässerbiologe Dr. Karl Wurm über die Auswirkungen der saisonalen Stauung der Donau in Tuttlingen. Dieser ist Grundlage für den Wunsch des Landratsamts, das Wehr von April bis November auf einen Meter abzusenken. Doch den lehnte am Montagnachmittag eine deutliche Mehrheit im Tuttlinger Gemeinderat ab.
„Der Bericht ist auf 72 Seiten hochinteressant zu lesen“, betonte Hans Roll (CDU). Allerdings fände seine Fraktion die letzten drei Seiten nicht so gut. Auf diesen kommt Wurm zu dem Ergebnis, dass für eine weitere Verbesserung der defizitären Wasserstruktur der Donau das Wehr ganzjährige abgesenkt werden sollte. Das hat vor allem für das Stadtbild gravierende Auswirkungen (wir berichteten). „Die Stadt an der jungen Donau wäre weg, da keine Donau mehr da wäre“, sagte auch Roll. Seine Fraktion könne daher die Absenkung nicht mittragen.
Ganz anders sieht dies Klaus Cerny (SPD). Er hält eine kategorische Ablehnung der ganzjährigen Absenkung für falsch. Er begreife das Gutachten als Chance, dazu solle aber auch das Land Baden-Württemberg einen finanziellen Beitrag leisten: „Ich halte die apokalyptischen Vorstellungen, was das Golem und das Tretbootfahren angeht, für übertrieben“, sagte Cerny. Trinkwasser gefährdet? Michael Seiberlich (CDU) konnte am Montag noch nicht übersehen, wie groß der Eingriff schlussendlich wäre. Auch er forderte, dass sich das Land an den möglichen Umgestaltungskosten der beiden Donauufer beteiligen müsse. Petra SchmidtBöhme (LBU) erinnerte daran, dass durch die Absenkung der Donau die Grundwasserströme in Richtung Riedgraben, woher die Stadt einen Großteil ihres Trinkwassers bezieht, beeinflusst werden könnten: „Das könnte nicht ganz ungefährlich sein“, sagte sie. Auch Tuttlingens Oberbürgermeister Michael Beck sprach von einer möglichen Gefahr für das Trinkwasser.
Hellmut Dinkelaker (SPD) betonte, dass die Donau in Tuttlingen „sauber genug“sei und die Stadt mit der Verbesserung der Wasserqualität zufrieden sein könne. Die große Wasserfläche am Golem sei auch ein Grund, warum junge Menschen in Tuttlingen sesshaft würden. Das dortige Stadtbild würde sich mit der Absenkung „massiv verändern“. Und das wegen „winzigen Tierchen, bei denen man nicht weiß, wohin sie wandern“. „Mutig sein“Dagegen meinte Bodo Kreidler (LBU), dass die Tuttlinger zugunsten des Naturschutzes und der Ökologie Opfer bringen müssten. Er zeigte sich davon überzeugt, dass Michael Hensch, Leiter der Abteilung Umweltund Grünplanung bei der Stadt Tuttlingen, wie schon bei der kleinen Landesgartenschau im Jahr 2003 unter neuen Begebenheiten „ein wunderbares Stück Erde“schaffen würde: „Ich plädiere dafür, mutig zu sein“, sagte Kreidler.