Parkraum wird zum knappen Luxusgut
Runder Tisch zur Parksituation rund um die Karlschule/Hochschule bringt Ernüchterung
TUTTLINGEN - Die Parkplatzsituation rund um die Karlschule und das Hochschulgebäude in der Uhlandstraße spitzt sich zu. Anwohner, Studenten, Dozenten wie Lehrer kämpfen täglich um die immer rarer werden Möglichkeiten, ihre Auto zu parken. Ein von der Studentenvertretung der Hochschule einberufener runder Tisch sollte am Dienstagabend Lösungsmöglichkeiten aufzeigen. Von der Hoffnung auf pragmatische Lösungsansätze blieb am Ende nur Ernüchterung zurück.
Klar wurde bei der Diskussionsrunde, dass kurzfristig das Problem nicht zu lösen sein wird, sollte das Autovorkommen nicht über Nacht schrumpfen. Zu viele Autofahrer buhlen um die wenigen kostenlosen Parkmöglichkeiten in der Uhland-, Brunnen-, Blumen-, Schützen- und Kronenstraße. Abhilfe durch zusätzlich zu schaffende Parkplätze sind seitens der Stadt nicht in Sicht.
Parkraum werde in Zukunft nicht mehr zum Nulltarif zu haben sein, auch für Anwohner nicht, beerdigte Tuttlingens Baubürgermeister Willi Kamm (SPD) Hoffnungen von Anwohnern, die Lage werde sich für sie in absehbarer Zeit bessern. Er verwies sämtliche Parker auf die kostenpflichtigen Parkhäuser und -plätze in der Stadt, die zur Verfügung ständen. Parkraum entwickele sich in Städten zunehmend zum knapper werdenden Luxusgut. Die kostenlose Parkmöglichkeit vor der eigenen Haustür sei ein Gewohnheitsrecht, das eine Stadt wie Tuttlingen zukünftig im Stadtzentrum nicht mehr garantieren könne, antwortete Kamm auf die Frage eines Anwohners, warum er fürs Parken vor seiner Haustür denn Geld zahlen solle.
„Die Menschen, die hier wohnen, sind uns die wichtigsten“, sagte der Baubürgermeister und deutete an, die Stadt könnte prüfen, das Areal um die Karlschule und das Hochschulgebäude als Parkzone auszuweisen – verbunden mit Anwohner-Parkausweisen – sollte der Druck zu groß werden. Kamm ermutigte sogar die Hochschule, die eigenen Parkflächen zu bewirtschaften und Parkgebühren zu verlangen. Bolzplatz als neuer Parkplatz? Die Lage wird sich weiter verschärfen, wenn der ausgewiesene Parkplatz neben dem Hochschulgebäude zwischen Uhlandstraße und Neuhauser Straße im März geräumt wird und dort der „Cube“– ein Bau mit Mensa und Sporthalle für die Karlschule – gebaut wird. Dann fallen die Parkmöglichkeiten, die Dozenten und Studenten vorbehalten sind, ebenfalls weg. Zwar soll die alte Sporthalle an der Brunnenstraße abgerissen werden und in der Zwischenzeit der alte Bolzplatz daneben als Parkfläche geöffnet werden, der rund 80 Parkplätze freigeben soll. Ob der Bolzplatz hernach Parkplatz bleiben soll, steht in den Sternen.
Die Stimmung unter den Anwohnern ist angespannt, das zeigte sich während der Veranstaltung. „Ich höre immer nur Studenten. was ist mit mir? Ich finde auch keinen Parkplatz“, schimpfte ein Anwohner. Oft seien Hauseingänge rücksichtslos zugeparkt, sodass ältere Menschen schwer aus ihren Haustüren kämen. „Die Studenten wollen in unmittelbarer Entfernung zum Hochschulgebäude parken und fahren dafür fünfmal um den Block“, klagte ein anderer Anwohner über die Bequemlichkeit der Studenten, der wie auch Kamm auf den kostenlosen Parkplatz Donauspitz verwies. Fußweg von dort bis zum Campus – 13 Minuten.
Der Bolzplatz in der Brunnenstraße solle Parkplätzen für Anwohner weichen, war eine der Forderungen aus der Anwohnerschaft. Eine andere, den kostenpflichtigen Parkplatz hinter der Stadthalle für die Studenten freizugeben. Da steht fast nie einer“, so die Anwohner-Klage. Der ist jedoch wie auch das Parkhaus Am Seltenbach verpachtet und wird privat von der Hüfner GmbH bewirtschaftet. Auf dem Parkplatz bestand zumindest einmal das Angebot für Studenten, für einen Euro pro Tag zu parken.
Abschließend ermahnte Kamm aber die Studenten noch einmal, sich künftig besser untereinander zu organisieren und abzusprechen. In Zeiten von Smartphones müsse nicht jeder einzelne von ihnen mit dem eigenen Wagen nach Tuttlingen kommen und einen Parkplatz beanspruchen.