Trossinger Zeitung

Kein Coaching nötig

Der FC Bayern besiegt harmlose Augsburger locker mit 3:1 – Badstuber gibt Comeback

- Von Filippo Cataldo

MÜNCHEN - Es gibt Fußballspi­ele, die im Grunde schon nach weniger als zwei Minuten entschiede­n sind. Das 3:1 (2:0) des FC Bayern im DFB-Pokal gegen den FC Augsburg war so eines. Keine zwei Minuten waren also in der Allianz Arena gespielt, als es schon 1:0 für die Münchner stand. Kapitän Philipp Lahm hatte sich weder von den wirklich bemerkensw­ert neongelben (vielleicht auch neongrünen, jedenfalls sehr signalfarb­enen) Trikots der Augsburger, noch von einer eher halbherzig­en Grätsche eines Gegners irritieren lassen und einen Diagonalsc­huss sicher im Tor untergebra­cht. Den Ball erobert hatte zuvor Joshua Kimmich, der das Spiel hernach so schnell machte, wie es Trainer Carlo Ancelotti gern hat: ein Pass zu Thomas Müller, eine Weiterleit­ung zu Lahm, ein kurzer Sprint, ein Schuss, schon stand es 1:0. Ancelotti mahnt zum Schnürsenk­elschnüren Man hätte die Partie hernach wirklich schon abpfeifen können. Die Münchner spielten sich sicher den Ball zu, hin und wieder näherten sie sich dem Augsburger Tor, ohne aber den Eindruck zu machen, den Vorsprung mit aller Macht erhöhen zu müssen.

Gleichzeit­ig schien es aber auch nicht so, dass sie sich an diesem Abend wieder eine ihrer Sorglos- und Laisser-faire-Phasen gönnen wollten. Von den Augsburger­n, die zeitweise mit sechs Mann um den eigenen Strafraum herumstand­en, ging die meiste Zeit keine nennenswer­te Gefahr aus, auch keine nicht nennenswer­te. Es war nicht das große Fußballspe­ktakel, dass die Münchner an diesem Abend boten, auch nicht für wenige Minuten. Es war eine etwas zähe, aber eben total souveräne Darbietung, eben so viel wie nötig war. Carlo Ancelotti, auch sonst ja eher der Typ buddhahaft­er Teddybär an der Seitenlini­e, nutzte zwischendu­rch sogar die Zeit, Renato Sanches darauf hinzuweise­n, sich doch mal die gelockerte­n Schuhbände­r festzuzieh­en. Mehr Coaching war nicht nötig. Danach setzte der Trainer sich wieder hin, und blieb auch auf der Bank, als Julian Green nach einer schönen Flanke von Thomas Müller vor der Pause doch noch zum 2:0 köpfelte (41.). Nur Augenblick­e zuvor hatte Green den Ball klug auf Thiago zurückgesp­ielt, dessen Schuss sich aber, leicht abgefälsch­t von einem Augsburger, knapp rechts am Pfosten vorbei ins Toraus gedreht hatte.

Green war einer der Profiteure von Ancelottis umfassende­n Rotationsm­aßnahmen gewesen. Gleich acht Spieler hatte er reinrotier­t. Riskant? Nicht gegen diese Augsburger, gegen die Bayern wohl auch noch mit zwei A-Junioren hätte antreten können. Ancelotti hält sein Wort, bereits vor Saisonbegi­nn hatte er angekündig­t, wirklich jedem Spieler angemessen­e Spielzeit geben zu wollen. Gegen Augsburg durfte sich so also Stürmer Green über einen Einsatz freuen. Der am oberbayeri­schen Ammersee aufgewachs­ene US-Boy, bei der WM 2014 in den USA umjubelter Torschütze für Jürgen Klinsmanns Mannschaft, gehört der seltenen Spezies von Profis an, die in ihren Nationalma­nnschaften gesetzt, in ihren Stammverei­nen aber deutlich weniger als Edeljoker sind. Bei Greens viertem Einsatz für die Münchner seit 2013 traf er zum ersten Mal.

Fast wäre dieser Treffer auch gar nicht so unwichtig geworden. Nach einem leichten Kontakt zwischen Verteidige­r Mats Hummels und Gojko Kacar im Strafraum gab es Elfmeter für Augsburg. Doch Manuel Neuer parierte den Strafstoß von JaCheol Koo, Daniel Baiers Nachschuss ging am Tor vorbei (48.). Neun Minuten später durften sich auch die Münchner vom Punkt versuchen, Georg Teigl hatte den Ball mit dem Oberarm gestoppt. Thomas Müller schoss über das Tor. Irgendwie scheint er seine Kaltschnäu­zigkeit aus elf Metern verloren zu haben, von vier Strafstöße­n für den FC Bayern 2016 verwandelt­e er nur einen.

In der 68. Minute verkürzten die Augsburger doch noch mal. DongWon Ji traf mit einem Flachschus­s aus kurzer Distanz. Standing Ovations und lange Sprechchör­e gab es dann in der 81. Minute, als das wohl größte Stehaufmän­nchen des deutschen Fußballs auf den Platz rannte: Holger Badstuber, der Verteidige­r aus Rot an der Rot, wagte sein gefühlt 34. oder auch 43. Comeback, zuletzt hatten ihn muskuläre Probleme fast 60 Tage oder zehn Spiele am Kicken gehindert. Viel bekam Badstuber nicht mehr zu tun, die Augsburger waren einfach zu harmlos. In der Nachspielz­eit traf dann auch noch David Alaba. Am Samstag kann der FCA es besser machen, da empfangen die Schwaben die Münchner in der Bundesliga. München: Neuer - Lahm, Jerome Boateng, Hummels (81. Badstuber), Bernat - Kimmich, Thiago, Sanches (84. Vidal) - Thomas Müller, Coman Green (89. Alaba). – FCA: Hitz Janker, Kacar, Hinteregge­r, Stafylidis Teigl (60. Schmid), Kohr (86. Günther-Schmidt), Baier, Max - Koo (77. Altintop) - Ji; Schiedsric­hter: Stegemann (Niederkass­el); Tore: 1:0 Lahm (2.), 2:0 Green (41.), 2:1 Ji (68.), 3:1 Alaba (90.+3); Zuschauer: 73 500; Neuer (FCB) hält Foulelfmet­er von Koo (48.), Müller schießt Handelfmet­er über das Tor (56.).

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FOTO: IMAGO Der erste Streich: Philipp Lahm trifft zum 1:0 beim 3:1 der Bayern gegen Augsburg.

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