Lärmender Musikhumor
Das Sinfonische Jugendblasorchester Baden-Württemberg fesselt das Publikum mit einem fantastischen Programm
TROSSINGEN - Schon seit einigen Jahren gehört das Sinfonische Jugendblasorchester Baden-Württemberg zum Neujahrsempfang der Stadt Trossingen dazu.
Die 42 jungen Musiker legten bei dem Konzert am Sonntag Zeugnis davon ab, welche neuen musikalischen Horizonte sie in der einwöchigen Probenphase in der Trossinger Bundesakademie für musikalische Jugendbildung unter ihrem Dirigenten Felix Hauswirth gewonnen hatten. Sein eindringliches Dirigat führte sie im Konzert sicher durch manche musikalisch heiklen Klippen. Hier ein Blick, da eine auffordernde Geste, und die Musiker folgten hochkonzentriert.
Der erfrischende Auftakt der zehn kurzen, mit unterschiedlichen Rhythmen und Tempi überwiegend schmissigen Sätze von Dmitri Kabalevskis Komödianten-Suite, bot den jugendlichen Musikern die Möglichkeit, bedingt durch die dünnstimmig transparente Instrumentation, ihr überdurchschnittliches Können am Instrument zu zeigen und Lebensfreude, die diese Komposition ausstrahlt, zu vermitteln.
Die Zirkuspolka ist ein Instrumentalstück von Igor Strawinsky, das ursprünglich 1942 für eine Ballettproduktion des Choreografen George Balanchine für den Ringling Brothers & Barnum & Bailey Circus komponiert wurde. Aufgeführt wurde damals die Zirkuspolka von einem aus je 50 Elefanten und 50 Ballerinen bestehenden Ballett.
Den jungen Musikern machte die groteske Polka mit ihren Synkopen und grellen Dissonanzen offensichtlich Spaß, ein Spaß, der sich zum Schluss im bitonal harmonisierten Militärmarsch von Franz Schubert entlud – lärmender Musikhumor.
Augen- und Ohrenhöhe Welch ein Gewinn für die jungen Musiker, die zum Teil musikberufliche Karrieren anstreben, mit einem souveränen Profi zusammenspielen zu können, dem Solotrompeter am Badischen Staatstheater Karlsruhe, Jens Böcherer. Das leichtflüssige, ebenmäßige Spiel des Solisten im Trompetenkonzert von Alexander Arutjunian, angelegt in konventioneller Tonsprache, inspirierte die Musiker zu musikalischen Begegnungen auf Augen- und Ohrenhöhe.
Nach der Pause eine Überraschung mit einem rhythmischen Feuerwerk: „Desi“von Michael Daugherty. Die disharmonischen Tonsalven in den einzelnen Registern wurden streckenweise durch vertraute Latin-Rhythmen zusammengehalten. Hier durften fünf Perkussionisten wie entfesselt loslegen.
Als Kontrast dazu das meditativ wirkende „California“des Amerikaners David Maslanka. Der Beginn erweckt den Eindruck einer drohenden Naturkatastrophe, verklanglicht durch Pauken, Klavier und tiefes Blech. Danach breitflächige Entwicklungen in vertrauter Dur-MollTonalität hin zu mächtigem Orchesterklang, zurückgeführt wieder in ruhiges Verklingen – bewahrt vor einer Katastrophe.
Zum Abschluss ein Klassiker aus der Frühzeit des Musicals: fünf Stücke aus „Candide“von Leonard Bernstein. Erstaunlich, dass die jungen Musiker mit einem Durchschnittsalter von 17 Jahren bis zum Schluss, einschließlich zweier Zugaben, noch immer ihre fehlerfreie Konzentrationsfähigkeit behielten.