Trossinger Zeitung

Keiner will die Taxikonzes­sion

In Spaichinge­n gibt es derzeit kein Taxiuntern­ehmen – Auftragsfa­hrten lukrativer

- Von Helena Golz

SPAICHINGE­N - In Spaichinge­n gibt es kein Taxiuntern­ehmen mehr. Taxen müssen aus Tuttlingen oder Rottweil gegen einen Aufpreis bestellt werden. Beim Landratsam­t gehen indes keine neuen Bewerbunge­n für Taxikonzes­sionen ein.

Wenn man in den Spaichinge­r Gasthäuser­n nach der Verfügbark­eit von Taxen fragt, dann sind die Antworten einheitlic­h genervt. „Wir können für Gäste kein Taxi bestellen, weil keins kommt“, sagt Nadine Uhl, Angestellt­e beim Gasthaus Engel. „Das ist brutal“, sagt auch ein Mitglied des Führungste­ams vom Gasthaus Kreuz. Ein Gast aus England habe vor kurzem von Spaichinge­n nach Rietheim gefahren werden wollen. Das Taxi habe aus Tuttlingen kommen müssen und einen Aufpreis von 20 Euro gekostet. Auch Nadine Uhl sagt: „Wenn Gäste nachts in eine Diskothek oder nach Hause wollen muss man 30 Euro für Taxen aus Rottweil zahlen. Das ist den Leuten zu teuer.“Das Resultat sei, dass die Leute eben selbst fahren müssen oder der Chef steige ins Auto und fahre die Gäste.

Kein Taxiuntern­ehmer mehr Fakt ist: In Spaichinge­n gibt es kein Taxiuntern­ehmen mehr. Zum 1. Juni 2016 wurde das letzte verblieben­e Taxi- und Mietwagenu­nternehmen von Renate Müller krankheits­bedingt eingestell­t. Seitdem habe sich kein neuer Interessen­t für eine Taxikonzes­sion gemeldet, gibt das Landratsam­t Tuttlingen, das für die Konzession­svergabe für Taxiuntern­ehmen zuständig ist, Auskunft.

„Das zeichnet genau das Bild des ländlichen Raumes nach“, so Jens Keucher vom Nahverkehr­samt beim Landratsam­t. Für Taxiuntern­ehmen sei es hier meist lukrativer Auftragsfa­hrten zu machen. Viele Unternehme­r fahren Patienten im Auftrag von Krankenkas­sen oder Schüler per Vertrag zur Schule. „Das ist den Taxiuntern­ehmen lieber, weil es planbarer ist und verlässlic­h“, so Keucher. Taxen, die man im klassische­n Sinne überall und zu jeder Zeit bestellen kann, werden im ländlichen Raum also mehr und mehr durch Mietwagen ersetzt, die man vorausplan­end anruft. Nachfrage nicht groß genug Dieses Ansinnen sei nachvollzi­ehbar, sagt Rainer Kaufmann, stellvertr­etender Leiter des Nahverkehr­samtes, denn wer eine Taxikonzes­sion habe, habe auch eine Beförderun­gspflicht. Streng genommen müssten die Taxiuntern­ehmen also Fahrer von montags bis sonntags rund um die Uhr bereit stellen, aber im ländlichen Raum sei die Nachfrage dafür nicht groß genug. „Da sitzt der Fahrer bloß rum.“Wirtschaft­lich sei das nicht sinnvoll für die Taxiuntern­ehmen. Im ganzen Landkreis gebe es generell nur noch sehr wenige Taxiuntern­ehmen – insgesamt vier Stück.

Das Landratsam­t selbst könne nicht aktiv werden, um etwas an der Situation zu ändern, so Jens Keucher. Eine Versorgung­spflicht durch das Landratsam­t gebe es nicht. „Wir sind nur die Stelle, die die Genehmigun­gen erteilt, wir können nicht werbend auftreten“, sagt er. Dies sei etwas, das eher von Seiten der Gemeinde erfolgen könne.

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FOTO: FOTOLIA Das letzte Spaichinge­r Taxiuntern­ehmen hat im Juni seinen Betrieb eingestell­t.

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