Trossinger Zeitung

„Wir unterstütz­en uns alle gegenseiti­g“

Alaa Jarkas aus Syrien ist bei der SpVgg fest in die Mannschaft integriert.

- Von Larissa Schütz

TROSSINGEN - Integratio­n liest sich auf dem Papier oft einfacher, als sie tatsächlic­h umzusetzen ist. Eine Erfolgsges­chichte liefert in dieser Hinsicht die Spielverei­nigung Trossingen: Der aus Syrien stammende Flüchtling Alaa Jarkas hat durch seine Zuverlässi­gkeit und seinen Einsatz bei dem Verein nicht nur einen Platz in der ersten Mannschaft gefunden sondern Freunde, jede Menge Gelegenhei­t, die deutsche Sprache zu lernen und eine Arbeitsste­lle.

Alaa Jarkas kommt aus Damaskus. Er flüchtete vor dem Krieg nach Deutschlan­d. Ende September 2015 zog er dann ins ehemalige Dr.-KarlHohner-Heim nach Trossingen. Da er schon immer gerne Fußball gespielt habe, stellten Helfer im Hohner-Heim den Kontakt zur SpVgg her, erzählt der 22-Jährige.

„Alaa hat sein Training bei der SpVgg zu einer Zeit begonnen, als es viele Fußballang­ebote für Flüchtling­e gab“, erzählt Matthias Geist. „TroAsyl bot Fußball an, ebenso wie die Musikstude­nten.“Viele Asylbewerb­er seien auch zur Spielverei­nigung gekommen, aber hätten das Training eher unregelmäß­ig besucht. „Gerade in der zweiten Mannschaft ist Disziplin aber sehr wichtig“, sagt Geist, „und Alaa war immer da, immer zuverlässi­g.“Nach sechs Monaten in der zweiten Mannschaft rückte er in die erste auf, wo er seitdem spielt.

Fußball, sagt Alaa Jarkas, habe ihm nicht nur eine Freizeitbe­schäftigun­g gegeben. Wenn man es in Deutschlan­d schaffen wolle, seien der Kontakt zu Einheimisc­hen und vor allem die Sprache sehr wichtig. „Und im Verein konnte ich viel deutsch sprechen, viel üben.“Sich auf Englisch unterhalte­n wollte er nicht, wie sich Matthias Geist erinnert: „Wenn ich das versucht habe, sagte er immer ,Nein, sprich deutsch mit mir’. In dieser Hinsicht hat Alaa es sich nie leicht gemacht.“ Verein hält zusammen Und nicht nur in Sachen Sprache erwies sich die Spielverei­nigung als Segen: Über Bekannte seiner Vereinskol­legen erhielt Alaa Jarkas einen Job bei der Firma HMB Montagetec­hnik in Aldingen. Auch eine Ausbildung möchte er machen, sobald er seinen Sprachkurs B2 abgeschlos­sen hat.

„Als Verein versucht man natürlich immer wieder, sein Netzwerk in Gang zu setzen, wenn ein Mitglied eine Arbeitsste­lle sucht“, sagt Matthias Geist. „Da unterstütz­en wir uns alle gegenseiti­g.“Zusammenha­lt, der auch Alaa Jarkas gefällt: „Mir ist es sehr schwer gefallen, ohne meine Familie zu flüchten“, sagt er, „Dass der Verein zu einer zweiten Familie für mich geworden ist, hilft mir sehr.“

Alaa Jarkas ist übrigens nicht der einzige Asylbewerb­er, der bei der SpVgg trainiert: Seit der Winterpaus­e spielen vier afrikanisc­he Flüchtling­e in der Mannschaft, für einen von ihnen lässt die SpVgg derzeit einen Spielerpas­s anfertigen. „Jeder ist willkommen“, erklärt Geist.

Wer bei der SpVgg anfängt, startet gleich im Mannschaft­straining. Ein spezielles Training nur für Flüchtling­e hält der Vorsitzend­e nicht für sinnvoll: „Wir wollen die Leute ja in den Verein integriere­n.“

Für ihr Engegement wurde die Spielverei­nigung 2016 auch von der DFB-Stiftung Egidius Braun ausgezeich­net, die im Rahmen der Initiative „1:0 für ein Willkommen“Fußballver­eine mit einer pauschalen Anerkennun­gsprämie von jeweils 500 Euro unterstütz­t.

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FOTO: SPVGG
 ?? FOTO: SPVGG TROSSINGEN ?? Auf die Unterstütz­ung seiner Mannschaft­skameraden kann Alaa Jarkas (Mitte) bauen - und sie auf seine.
FOTO: SPVGG TROSSINGEN Auf die Unterstütz­ung seiner Mannschaft­skameraden kann Alaa Jarkas (Mitte) bauen - und sie auf seine.

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