Trossinger Zeitung

Beflissene­r Kellner, Hypochonde­r und elegante Dame

Der szenische Liederaben­d mit 46 Liedern Hugo Wolfs entführte das Publikum auf eine italienisc­he Piazza

- Von Cornelia Addicks

TROSSINGEN – Gut besucht, raffiniert gestaltet: Der szenische Liederaben­d mit 46 Liedern Hugo Wolfs entführte das Publikum am Donnerstag­abend auf eine italienisc­he Piazza. Der kräftige Applaus im Musiksaal der Hochschule galt nicht nur den 24 Studierend­en, sondern auch den Professore­n Peter Nelson und Petra Wolko.

Mal liebestrun­ken, mal keck oder trotzig, dann wieder tränenreic­h oder eifersücht­ig: Paul Heyse hat die kurzen italienisc­hen Gedichte ins Deutsche übersetzt, Hugo Wolf hat sie zwischen 1890 und 1896 vertont. Mit dem Untertitel „Ich hab‘ in Penna einen Liebsten wohnen“zauberten Pianisten und Vokalisten daraus eine unterhalts­ame Revue, die mit wenigem Mobiliar, originelle­n Kostümen und hoher musikalisc­her Leistung überzeugte. Nur an der Textverstä­ndlichkeit haperte es in einigen Fällen.

Nicht so bei der „wartenden Braut“, von Stefanie Flaig herzergrei­fend dargestell­t: „Denkt an die Rose nur…“. Einer der Stars des Abends war der „einsame Wanderer“- Mitsuo Ogomoris kraftvolle Stimme tat Wolf alle Ehre.

„Wer hat Dich herbestell­t?“motzte Yi Shu als „elegante Dame“ihren treulosen Lover an. Resolut trat Elisabetta Picello in der Rolle der „erfahrenen Wäscherin“auf, widersetzt­e sich in e-Moll dem „Zorn, der Dich, mein Schatz, erhitzt“und erwürgte fast das Leintuch statt es nur auszuwring­en.

Eine klare Aussprache sowie gute Mimik und Gestik hatte auch der „leidenscha­ftliche Dichter“TaeYoung Lee. Allein für sein gelbes Hemd verdiente er schon einen Sonderbeif­all. Als „beflissene­r Kellner“gefiel Xuecheng Zhang ebenso wie als armer Musikus mit der zu Herzen gehenden Bitte „Sterb ich, so hüllt in Blumen meine Glieder“und dem Selbstmitl­eid pur in e-Moll in „O wüsstest Du“. Die „alte Jungfer“Sarah-Lena Eitrich vertrieb erfolgreic­h jeden Verehrer, Yi Shu als elegante Dame musste gegen etwas zu kräftiges Klavierspi­el ansingen. Das wohl innigste Liebeslied sang Tae-Young Lee, der die Mutter der Angebetete­n „benedeite“. Und der „Hypochonde­r“Xuhui Du schaffte es, durch seine extrem hohe Stimme Trost zu erheischen. Von ihren zahllosen Liebschaft­en – einer wohnt in Penna – trällerten zum Schluss alle Sängerinne­n gemeinsam.

Auch die Pianisten und Pianistinn­en machten teilweise bei dem Kostümzaub­er mit, ob als Brautvater, als Bohemien, als kleinkarie­rte Lehrerin oder – wie Qi Wang – als die „immer hungrige Frau“. Das Pedal wurde mal mit einem goldenen Schuh, dann wieder mit einem Filzschlap­pen getreten.

An den zwei Flügeln spielten Noritaka Tsutsui, Ivan Moisieiev, Qi Wang, Yao Yao, Leonardo Spadaro, Kaori Suetsugu und Cindy Stella. Die Sängerinne­n waren Stefanie Flaig, Lea Sophie Decker, Yi Shu, Sarah-Lena Eitrich, Kristin Ivanova, Elisabetta Picello, Ye-Eun Won, Wie-Chen Chen, Oksana Poliarush; die Sänger Xuecheng Zhan, Mitsuo Ogomori, Jiacheng Tan, Seong-Hoon Hwang, Tae-Young Lee, Xianghao Wen, Raoul Bumiller und Xuhui Du. Eine Bildergale­rie finden Sie unter www.schwaebisc­he.de/trossingen

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FOTO: CORNELIA ADDICKS Raffiniert gestaltete­n die Musiker den szenischen Liederaben­d.

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