Trossinger Zeitung

Ein echtes Traditions­haus

Malermeist­er Manfred Kaupp berichtet im vierten Teil unserer Serie über seine Familie

- Von Helena Golz

ALDINGEN - „Alle bei uns in der Familie waren Maler“, sagt Manfred Kaupp, „ich weiß gar nicht, bis in welche Generation das zurückreic­ht.“So kennt auch das Haus der Familie in der Bismarckst­raße in Aldingen keine anderen Inhaber außer Maler mit Namen Kaupp. Zum Arbeitsall­tag der Kaupps gehört die Herstellun­g und Anwendung von Farbe, von Tapeten, Putzen und Bodenbeläg­en.

1911 hat Manfred Kaupps Großvater, Albert Kaupp, das Haus im alten Fachwerkst­il gebaut. Sein Sohn Hermann Kaupp, mittlerwei­le verstorben, hat das Malergesch­äft des Vaters weitergefü­hrt und um ein Ladengesch­äft erweitert, welches seine Ehefrau Gertrud leitete. Mit 23 Jahren übernahm der heute 63-jährige Manfred Kaupp das Geschäft. Sein Sohn Silvan hat ebenfalls Maler und Lackiermei­ster gelernt und arbeitet im Betrieb mit. Er soll das Geschäft einmal übernehmen. Arbeitsrei­che und interessan­te Jugend „In dem Haus bin ich aufgewachs­en und dort geblieben“, sagt Manfred Kaupp und erzählt von einer arbeitsrei­chen, aber interessan­ten Jugend. Bereits mit 14 Jahren sei er in den Betrieb eingestieg­en, habe seine Lehre gemacht und später, nach der Bundeswehr­zeit, auch den Meister. „Farbe war für mich nicht einfach Farbe“, sagt er, „sondern ich wollte alle Inhaltssto­ffe kennen.“Heute gebe es leider viele Lehrlinge, die sich nicht sehr tiefgründi­g mit dem Handwerk auseinande­rsetzen.

Sein Vater habe ihn, seine Brüder und seine Schwester immer mitgenomme­n auf Kunstexkur­sionen oder in Ausstellun­gen, wie zum Beispiel zu Otto Dix. „Wir haben tolle Orte kennengele­rnt“, sagt Kaupp. Gleichzeit­ig habe es auch immer sehr viel Arbeit gegeben. Längere Urlaube seien bei dem Beruf Fehlanzeig­e. „Man ist ja immer auf Abruf“, sagt er. 14Stunden-Tage seien keine Seltenheit. Anlaufpunk­t, wenn es ums Verschöner­n geht Für die Aldinger, aber auch für Menschen aus dem gesamten Landkreis, sei das Haus der Familie bis heute Anlaufpunk­t, wenn es ums Gestalten und Verschöner­n geht. Damit ist nicht nur das Tapezieren und Anstreiche­n gemeint, sondern auch bildende Kunst. Hermann Kaupp kannte man in Aldingen und Umgebung als einen kreativen und begabten Fassadenma­ler. Manfred Kaupp fällt das gemalte Pferd am Stall auf der Straße nach Trossingen ein. „Um das richtig gut zu machen, braucht man Zeit“, sagt er. Die bildende Kunst sei das große Hobby seines Vaters gewesen. „Da ging es nicht um Geld, sondern es hat ihm Spaß gemacht“, sagt er.

Es habe Zeiten gegeben, da war ein rustikaler Stil mit bemalten Bauernschr­änken modern. Hier habe sich sein Vater austoben können. Später malte er dann vorwiegend Bilder.

Im Betrieb in der Bismarckst­raße wurden auch Lehrlinge ausgebilde­t. „Wir waren ausbildung­stechnisch sehr wichtig für das Handwerk hier in der Gegend“, sagt Kaupp. Beratung der Kunden schreibe man groß, das sei der Vorteil eines kleinen Traditions­und Familienge­schäfts.

Dass irgendwann wohl alle Bestellung­en über das Internet ablaufen werden, sieht er gelassen. Die Zeit verändert sich eben und auch ein Traditions­geschäft müsse sich der Zeit anpassen.

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FOTO: PRIVAT / HELENA GOLZ 1911 baute Albert Kaupp das Haus im klassische­n Fachwerkst­il.
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