FC 08 Meister der Schwarzwald-Bodenseeliga
Vor 50 Jahren größter Erfolg des Tuttlinger Fußballs – Wirthle erzielt Sieg-Tor in Laupheim
TUTTLINGEN - Am morgigen Sonntag jährt sich zum 50. Mal der bisher größte Erfolg des Fußballs im Kreis Tuttlingen: Der FC 08 Tuttlingen sicherte sich am Sonntag, 23. April 1967, die Meisterschaft in der Schwarzwald-Bodensee-Liga. Kapitän Rolf Wirthle erzielte den 1:0Siegtreffer beim FV Olympia Laupheim.
Allein das Wort Schwarzwald-Bodensee-Liga lässt bei den älteren Fußballfans nicht nur in Tuttlingen Erinnerungen an große Spiele und Zuschauermassen wach werden. Die Schwarzwald-Bodenseeliga war unter der ersten Bundesliga und der Regionalliga, damals in fünf Staffeln (Nord, West, Südwest, Süd und Berlin), die dritthöchste Spielklasse in Deutschland.
Die Tuttlinger hatten vor dem letzten Spieltag einen Punkt Vorsprung auf die SpVgg Lindau. Diese hatte ihr letztes Spiel bereits am Samstag ausgetragen und gegen den VfB Friedrichshafen 4:0 gewonnen. „Die Lindauer haben in voller Besetzung auf der Zuschauertribüne gehockt“, erinnert sich Hans Gnirß, rechter Außenverteidiger des FC 08. „Das hat den Druck erheblich erhöht“, sagt Klaus Gützkow, der als pfeilschneller Linksaußen bei den Gegnern gefürchtet war. Erst Elfmeter verschossen, dann Freistoß verwandelt Die Tuttlinger mussten gewinnen, bei einem Unentschieden hätte es bei Punktgleichheit ein Entscheidungsspiel gegeben. Es war ein regnerischer, ungemütlicher Tag. Unter den 1200 Zuschauern war die Hälfte aus Tuttlingen angereist. Laupheim machte es den Donaustädtern nicht leicht, kämpfte verbissen. Mit 0:0 ging es in die Halbzeit. Und dann wurde es dramatisch: In der 56. Minute erhielten die Tuttlinger einen Elfmeter zugesprochen. Doch Wirthle schoss den Ball am Tor vorbei. „Ich kann mich nicht erinnern, dass er vorher jemals einen Elfmeter verschossen hat“, sagt Gnirß rückblickend. „Auf der Tribüne sind fast alle Zuschauer nach diesem Fehlschuss erstarrt“, erinnert sich Roland Habel, später Sportredakteur dieser Zeitung. „Nur die vier Lindauer vor uns sind jubelnd aufgesprungen.“
Doch der 08-Kapitän ging weiter voran. Neun Minuten später zirkelte Wirthle einen Freistoß aus 18 Metern um die Mauer zum 1:0 ins Netz. „Da sind alle auf der Tribüne aufgesprungen, nur die vier Lindauer saßen ganz bedröppelt da“, sagt Habel. Wirthle hatte bereits am vorletzten Spieltag mit einem direkt verwandelten Freistoß für den 1:0-Sieg gegen den FC Hechingen gesorgt. Dieter Werner: „Wirthle war der Kopf der Mannschaft. Er hätte auch woanders spielen können.“
„Nach dem Abpfiff sind vor Freude alle Dämme gebrochen“, sagt Gnirß. Nach der Rückkehr wurde im Waldschlößle, dem Vereinslokal des FC 08, ausgiebig dieser große Erfolg gefeiert. „Nach dem Spiel in Laupheim haben wir für die Meisterschaft eine Prämie von 40 Mark erhalten“, berichtet der damalige Außenverteidiger.
Dabei hatte die Meister-Saison alles andere als optimal für den FC 08 begonnen. Man wollte möglichst nichts mit dem Abstieg zu tun haben, im vorderen Mittelfeld mitspielen. Nach neun Spieltagen fand man sich mit 7:11 Punkten auf dem drittletzten Platz wieder. Im Tiefschnee Linien mit Reisig markiert Mit 12:12 Punkten ging es dann am 19. November 1966 zum FC Tailfingen. 20 Zentimeter Schnee, der Platz nicht geräumt, doch einen Spielausfall gab es in der damaligen Zeit so gut wie nie. Klaus Gützkow: „An das Spiel erinnert mich heute noch eine Narbe, die mir mein Gegenspieler am Oberschenkel zugefügt hat. Sportplatz Langenwand in Tailfingen, mit Reisig hat man die Linien abgesteckt und in der Halbzeit dann erneuert.“Die Tuttlinger verloren 1:4.
Doch dann rollten die Tuttlinger das Feld von hinten auf. Es folgten bis zum 18. Dezember vier Siege in Folge. Das Spiel gegen Laupheim am 4. Dezember begannen die Tuttlinger mit zehn Spielern. Linksläufer Glatz hatte sich beim Warmlaufen verletzt und musste ärztlich behandelt werden. Ab der sechsten Minute konnte Glatz dann eingesetzt werden. Damals durfte noch nicht ausgewechselt werden. Das Ebinger Stadion glich einer Eisbahn Nach einer kurzen Pause ging es am 8. Januar 1967 weiter. Am 22. Januar stand das Gastspiel beim FV Ebingen an. Im Gränzbote vom Tag nach dem Spiel war zu lesen: „Das Ebinger Stadion glich vor Spielbeginn einer Eisbahn. Erst nach langem Zögern konnte sich Schiedsrichter Lange aus Stuttgart entschließen, den mit einer fünf Zentimeter dicken Eisschicht bedeckten Platz zum Spielen freizugeben.“Die Tuttlinger schienen die besseren Eisläufer gewesen zu sein. Ein überragender Torhüter Günter Henke war bei einem Eckball-Verhältnis von 19:4 für Ebingen Garant für den 2:1-Sieg.
Damit hatten sich die Tuttlinger mit dem siebten Sieg in Folge auf den dritten Platz vorgeabreitet und mussten eine Woche später beim Tabellenführer FC Singen 04 antreten. 4000 Zuschauer, davon 1500 aus Tuttlingen, sorgten im Hohentwielstadion für eine tolle Kulisse. Rainer Eger erzielte den 1:0-Siegtreffer, mit dem der FC 08 die Tabellenführung übernahm und dann nicht mehr abgab.